Gremium hatte in Brief fünf Forderungen formuliert

Nach Kritik des Betroffenenbeirats: Marx antwortet postwendend

Veröffentlicht am 08.03.2022 um 16:02 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Fünf Forderungen enthielt der Offene Brief des Betroffenenbeirats im Erzbistum München und Freising an Kardinal Reinhard Marx. Auf die Kritik hat dieser nun postwendend persönlich geantwortet – und Gesprächsbereitschaft signalisiert.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat den Offenen Brief des Betroffenenbeirats der Erzdiözese München und Freising erhalten und dessen Sprecher Richard Kick bereits persönlich geantwortet. Das sagte ein Sprecher des Erzbistums am Dienstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der persönliche Kontakt zu Betroffenen sei Marx ein wichtiges Anliegen, hieß es. So führe er immer wieder Gespräche mit Betroffenen und tausche sich auch mit dem Betroffenenbeirat der Erzdiözese aus. In diesem Monat werde er zudem an der Veranstaltung "Betroffene hören" teilnehmen.

In seiner Antwort ging Marx laut dem Sprecher der Erzdiözese auch auf die Forderung nach einer unabhängigen Ombudsstelle ein. Das Gutachten, das eine solche empfehle, berücksichtige noch nicht mittlerweile neu geschaffene Strukturen. Dazu gehöre die Kooperation mit unabhängigen, nichtkirchlichen Fachberatungsstellen wie den Vereinen Wildwasser und MIM.

Anpassung und Schaffung von Strukturen auch mit Betroffenenbeirat beraten

Weiter habe der Kardinal darauf verwiesen, die Anpassung von vorhandenen und die Schaffung von weiteren hilfreichen Strukturen "wurde und wird auch weiterhin mit dem Betroffenenbeirat und der Kommission zur unabhängigen Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der Erzdiözese München und Freising beraten". Was die gewünschte Akteneinsicht betreffe, so sei diese für Betroffene bereits jetzt möglich und von manchen auch schon in Anspruch genommen worden. Anträge würden geprüft und die Einsichtnahme unter Wahrung von Rechten Dritter gewährt.

Die Diskussionen über das Verfahren zur Anerkennung des Leids würden intensiv geführt, heißt es nach Auskunft des Sprechers in dem Antwortbrief des Kardinals. Dringend notwendige Verbesserungen zur schnelleren Bearbeitung von Anträgen seien schon umgesetzt. Geplant sei, eine einmalige Widerspruchsmöglichkeit für Betroffene zu schaffen, falls diese mit der Leistungshöhe nicht einverstanden seien. Der Kardinal signalisierte zudem Gesprächsbereitschaft über zusätzliche personelle oder finanzielle Mittel für den Betroffenenbeirat.

In einem am Montag veröffentlichten Schreiben hatte der Betroffenenbeirat der Erzdiöse Marx Untätigkeit vorgeworfen und fünf Forderungen an ihn formuliert. "Um das Leid der überaus großen Zahl an Opfern sexualisierter Gewalt nicht noch weiter zu vergrößern, ist es an der Zeit, sie auch endlich empathisch wahrzunehmen", heißt es in dem von Kick unterzeichneten Brief. Konkret forderten die Betroffenenvertreter den persönlichen Kontakt des Kardinals mit Betroffenen, die Schaffung einer unabhängigen Ombudsstelle, Akteneinsicht für Missbrauchsgeschädigte, eine "ernsthafte und angemessene finanzielle Anerkennungs-/Entschädigungsleistung" sowie eine personelle und finanzielle Stärkung des Betroffenenbeirats. (cbr/KNA)