Nachfolgerin bereits gefunden

Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke beendet Lehrtätigkeit

Veröffentlicht am 21.03.2022 um 13:05 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Eine Ära geht zu Ende: Knapp ein Vierteljahrhundert lang wirkte Norbert Lüdecke als Professor für Kirchenrecht in Bonn – und veröffentlichte dabei durchaus provokante Thesen. Nun scheidet er aus dem Amt, will sich aber auch künftig öffentlich äußern.

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Norbert Lüdecke (63), seit knapp 25 Jahren Professor für katholisches Kirchenrecht in Bonn, beendet am Donnerstag, 31. März, seine Lehrtätigkeit. Nachfolgerin wird die Bochumer Kirchenjuristin Judith Hahn (44).

Geboren in Düsseldorf, studierte Lüdecke Theologie, Germanistik und Geschichte in Bonn, wo er auch promovierte. Danach erwarb er das Lizenziat für Kirchenrecht in Straßburg und wurde in Würzburg habilitiert. Seit 1996 lehrte Lüdecke Kirchenrecht auch in Münster und Frankfurt. In den Bistümern Limburg und Mainz war er Diözesanrichter.

Zu Lüdeckes Thesen gehört, dass das vom Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) zementierte hierarchische und zentralistische Kirchenbild durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) nicht überwunden wurde. Entscheidender Beleg sei die Neufassung des Kirchenrechts von 1983. Skeptisch zeigt sich der Professor gegenüber Rufen nach einem weiteren Konzil: "Der Papst kann schon jetzt jede Reform durchführen, und ein Konzil kann ohne den Papst nichts."

Auch künftig will er sich öffentlich äußern

Das in den vergangenen Jahrzehnten öffentlich stark gewachsene Interesse an seinem Fach sieht Lüdecke auch im Missbrauchsskandal begründet. Bei der Frage nach den systemischen Ursachen spiele das Kirchenrecht eine zentrale Rolle. Und keine Weltreligion sei "rechtlich so durchorganisiert wie die katholische Kirche".

Entsprechend nahmen Medienanfragen zu. Lüdecke sieht es als Aufgabe der Professorenschaft, "die Aufklärung und Vermittlung von Wissenschaft" in der Gesellschaft zu unterstützen. "Kirchenrecht als Herrschaftswissen" sei nicht seine Sache. Auch künftig will er sich öffentlich äußern, er habe auch nach der Emeritierung nicht vor, "mit dem Denken aufzuhören". Er sei sogar "zeitlich freier".

Für innerkirchliche Debatten sorgte sein im Vorjahr veröffentlichtes Buch "Die Täuschung", in dem er Zweifel am katholischen Reformvorhaben Synodaler Weg äußert. Die deutschen Bischöfe wollten "Kritik-Hochdruck durch Gesprächsarrangements ableiten, indem sich Laien irgendwie beteiligt fühlen sollen, ohne entscheiden zu können". (KNA)