Diözesanforum berät Strategien für Zukunft des kirchlichen Lebens

Erzbischof Burger: Kirche braucht Antworten auf Zeitenwende

Veröffentlicht am 26.03.2022 um 10:23 Uhr – Lesedauer: 
Erzbischof Burger: Kirche braucht Antworten auf Zeitenwende
Bild: © KNA

Freiburg ‐ Das Erzbistum Freiburg steht vor großen Strukturreformen. Bei einer Diözesanversammlung mahnte Erzbischof Stephan Burger eine Stärkung der christlichen Botschaft an und räumte ein: "Vielleicht haben wir in der Vergangenheit zu sehr verwaltet."

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Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sieht die katholische Kirche in Deutschland an der Schwelle einer Zeitenwende. Sicherheiten würden brüchig, der christliche Glaube verliere vielfach an prophetischer Kraft und Katholikinnen und Katholiken wendeten sich "in bislang nie gekanntem Ausmaß" von ihrer Kirche ab, sagte Burger am Freitag zu Beginn des Freiburger Diözesanforums. "Wir erleben eine seit Jahrzehnten andauernde Entwicklung, auch weil es uns nicht mehr gelingt, unseren Glauben als für das Leben und die Gesellschaft relevante, frohe Botschaft erlebbar zu machen." Selbstkritisch sagte der Erzbischof: "Vielleicht haben wir in der Vergangenheit zu sehr verwaltet."

Burger rief die rund 200 Teilnehmenden des am Freitag und Samstag online organisierten Diözesanforums zu kritischem und offenen Dialog auf. Es gehe jetzt darum, eine Strategie für das kirchliche Leben der kommenden Jahre im Erzbistum Freiburg zu beschließen. Der Erzbischof ermutigte die Katholikinnen und Katholiken, die "Kraft der christlichen Botschaft" wieder stärker spürbar werden zu lassen, für jeden Gläubigen, für die Kirche und für die gesamte Gesellschaft. Wie wichtig dies sei, zeige sich beispielsweise derzeit in der enormen Hilfsbereitschaft für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

In einer Resolution verurteilte das Diözesanforum den Angriff russischer Truppen auf die Ukraine als menschenverachtend. "Die meisten von uns konnten sich nicht vorstellen, dass es zu diesem Krieg kommt", so die Delegierten. Sie riefen zum Gebet für die Kriegsopfer auf. Dabei sei Solidarität wichtig "mit unseren Glaubensgeschwistern unterschiedlicher Konfessionen und Kirchen, in der Ukraine und in Russland und mit den Friedensliebenden aller Völker und Religionen".

Jugendverbände: Braucht Kulturwandel, nicht nur Texte

Für die katholischen Jugendverbände in der Erzdiözese sagte BDKJ-Vorständin Theresa Hunnius mit Blick auf die Zukunft der Kirche, es brauche jetzt den Mut, um neue, kreative Ideen zu entwickeln und auszuprobieren. "Es nützt uns nichts, nur Texte zu verabschieden, sondern wir müssen vorangehen und einen echten Kulturwandel beginnen." Das Diözesanforum, so Hunnius, biete dazu Gelegenheit.

Das Forum will Eckpunkte eines Leitbilds für kirchliches Leben in den Kirchengemeinden und in der Caritas beraten. Im Juli tritt das neu formierte Gremium, in dem Kirchengemeinderäte, Priester sowie kirchliche Verbände und Gruppen vertreten sind, erneut zusammen. Dann soll es um konkrete Umsetzungsideen und Schwerpunktsetzungen gehen.

Aktuell steht die katholische Kirche im Südwesten – auch wegen Priestermangels und sinkender Gläubigenzahlen – vor großen Veränderungen. Bis 2025 plant die Erzdiözese, Strukturen und Seelsorge neu aufzustellen – unter dem Dach von künftig 36 Großpfarreien. Vereinbart sind finanzielle Einsparungen. Wichtiges Ziel ist auch, Umweltschutz und Energieeffizienz zu stärken. Mittelfristig will die Kirche klimaneutral werden. (mfi/KNA)

27.03., 10:30 Uhr: Ergänzt um Resolution zum Ukrainekrieg.