Härte mache ihm Angst und drohe "unsere Gesellschaft zu zerreißen"

Erzbischof Koch wünscht sich versöhnlichere Debatte zu Abtreibung

Veröffentlicht am 02.07.2022 um 10:14 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die verhärteten Fronten in der Debatte zwischen Abtreibungsgegnern und -befürwortern machen dem Berliner Erzbischof Heiner Koch Angst. Er appelliert dazu, aufeinander zuzugehen und mehr miteinander zu reden, statt übereinander zu urteilen.

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Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sieht in Debatten zu Abtreibung vielfach "Härte und Unversöhnlichkeit" von Gegnern und Befürwortern. Dies mache ihm Angst und drohe "unsere Gesellschaft zu zerreißen", sagte Koch am Samstag im rbb. Er appellierte, "dass wir aufeinander zugehen, einander zuhören und wieder mehr miteinander reden statt übereinander zu urteilen."

Die Kirche sehe ihre "Berufung darin, Familien in allen Lebenslagen" zu begleiten, sie zu fördern und ihnen beizustehen. Beraterinnen stünden Frauen, die ungeplant oder ungewollt ein Kind erwarten, zur Seite, betonte Koch, der Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz ist. "Sie wissen um die Wirklichkeit des Schwangerschaftsabbruchs, kennen die Nöte und Sorgen der schwangeren Frau, ihre Verzweiflung und ihr Alleingelassen-Sein, sie wissen, dass 'ungewollt schwanger' oft die Folge mangelnder männlicher Verantwortung ist." Frauen fehle in dieser Situation nicht selten der Rückhalt in ihrer Beziehung oder ihrer Familie. Sie stünden unter einem immensen Druck.

Entscheidung in Konfliktsituationen bei Frau belassen

Wichtig sei auch, "dass schwangeren Frauen, die einen Abbruch in Erwägung ziehen, alle Informationen zur Verfügung stehen, die sie brauchen, um ihre Entscheidung selbstverantwortlich treffen zu können." Aufgabe der Beraterinnen sei es, für das Leben zu beraten. Gleichzeitig gehe es immer darum, die Entscheidung in Konfliktsituationen bei der Frau zu belassen.

Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in katholischer Trägerschaft stellen im Unterschied zu anderen grundsätzlich nicht den für eine straffreie Abtreibung erforderlichen Beratungsschein aus. (cbr/KNA)