Wieder Tommasso Debenedetti am Werk

Falschmeldung über Tod von Benedikt XVI. narrt spanische Medien

Veröffentlicht am 12.07.2022 um 08:59 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Wieder einmal ist der emeritierte Papst tot – wenn man Twitter glaubt. Das sollte man aber nicht: Dort treibt ein selbsternannter "Meisterfälscher" seit Jahren seit Unwesen – der hat nun bei vielen spanischsprachigen Medien einen Coup gelandet.

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Dutzende vor allem spanischsprachige Medien sind auf eine gefälschte Todesmeldung über den emeritierten Papst Benedikt XVI. hereingefallen. In den frühen Morgenstunden tauchte ein angeblich dem Limburger Bischof Georg Bätzing gehörender Twitter-Account auf, der auf Spanisch den Tod des Emeritus vermeldete. Wenige Minuten später bekannte sich der bekannte Twitter-Fälscher Tommasso Debenedetti zu dem Fake-Account und löste die Falschmeldung auf.

Debenedetti, der sich selbst als "Meisterfälscher" bezeichnet, wendet seit mindestens 2010 dieselbe Masche an: Ein Twitter-Account gibt vor, eine bekannte Persönlichkeit oder Institution zu sein, nach einigen unverfänglichen Inhalten folgt eine Todesmeldung über Prominente aus Politik, Kirche oder Literatur. Auch Benedikt XVI. war dabei schon häufiger Ziel des Italieners. In den vergangenen Jahren gab sich Debenedetti bereits als andere deutsche Bischöfe aus, so zum Beispiel die Kardinäle Rainer Maria Woelki, Reinhard Marx, Karl Lehmann und Gerhard Ludwig Müller. Für Bätzing ist es nicht das erste Mal, dass ein Fake-Account mit seinem Namen durch Debenedetti in Umlauf gebracht wird. Bereits 2020 tauchte ein Fake-Account, damals unter dem Namen "@BischofBaetzing" auf.

Der Fälscher ist selbst Benedikt-Fan

Auch wenn Benedikt XVI. immer wieder Ziel seiner falschen Todesnachrichten ist, hegt Debenedetti nach eigenen Aussagen keinen Groll gegen ihn. Im Interview mit katholisch.de sagte der Italiener, der sich selbst als Journalist sieht, er halte den Emeritus für einen der größten Päpste des letzten Jahrhunderts und einen großen Theologen. "Ich lasse ihn nur immer sterben, weil nach seinem Rücktritt und Rückzug aus dem öffentlichen Leben immer wieder über seine Gesundheit spekuliert wird. Ich kann es selber kaum glauben, wie oft ich schon seinen Tod verkündet habe", so Debenedetti.

Die Fälschungen Debenedettis sind üblicherweise leicht zu erkennen, so auch im aktuellen Fall. Der Account lautete auf den Namen "@BischofBatzing" und befand sich in "Dutschland". Die verwendeten Profilbilder stammen immer aus öffentlich zugänglichen Quellen und die Accounts haben wenige Tweets veröffentlicht. Die Follower-Zahl ist oft erheblich, da Debenedetti die Accounts nach Verwendung nicht löscht, sondern umbenennt und so unter neuem Namen die alten Follower mitnimmt. In den letzten Jahren nahmen die Fälschungen Debenedettis im kirchlichen Bereich ab. Stattdessen konzentrierte der "Meisterfälscher" sich auf den literarischen Bereich und hat unter anderem die Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, Martin Walser und Milan Kundera für tot erklärt. Debenedetti selbst sieht seine Arbeit als Beitrag zur Schulung von Medienkompetenz und seine regelmäßigen Erfolge, Medien zu narren, als "Alarmsignal für den Journalismus". (fxn)