Kirche könnte einen neuen Namen bekommen

Alt-katholische Synode berät über mögliches Ende von Staatsleistungen

Veröffentlicht am 30.09.2022 um 09:24 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Die deutschen Alt-Katholiken beraten über ihre Finanzen: Für die kleine Kirche würde ein Ende der Staatsleistungen einen großen Umbruch bedeuten. Auch personell steht sie vor Herausforderungen – und nicht alle sind mit dem Namen der Kirche glücklich.

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Die alt-katholische Kirche befasst sich mit den Auswirkungen einer eventuellen Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen. Bei der 63. Bistumssynode des deutschen alt-katholischen Bistums, die am Donnerstag in Mainz eröffnet wurde, steht die Finanzierung der Kirche auf der Tagesordnung. Ein Wegfall der staatlichen Mittel würde zu einer größeren finanziellen Eigenverantwortung der Gemeinden führen, teilte das Bistum mit. Auf Anfrage erläuterte ein Sprecher der Alt-Katholiken, dass die Kirche in Summe rund 800.000 Euro aus Staatsmitteln enthalte. Dieser Betrag setze sich nicht nur aus Staatsleistungen, sondern auch aus Zuschüssen für Religionsunterricht und anderen Posten zusammen.

In seinem Bericht zur Lage wies Bischof Matthias Ring (Foto) außerdem auf die Herausforderungen hin, ehren- und hauptamtliches Personal zu gewinnen. Sowohl bei der Wahl von Dekanen wie bei der Wahl von ehrenamtlichen Kirchenvorständen sei ein Rückgang bei der Bereitschaft zum Engagement zu spüren. Eine Strategie könne eine Konzentration auf das Wesentliche sein, schlug der Bischof vor: "also weglassen, was nicht so wichtig ist". Das sei ein heikles Unterfangen, "denn es ist einfach, sich über Prioritäten zu verständigen, aber heikel, gemeinsam Posterioritäten zu definieren", so der Bischof weiter. Überprüft werden könne beispielsweise das Engagement in kommunalen und ökumenischen Gremien.

Zu Beginn der Synode sprach sich die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer in einem Grußwort für "einen Geist des Aufbruchs und nicht einen der Furcht und der Resignation" angesichts von Krisen aus. Diesen Geist des Aufbruchs könne man nicht verordnen, "schon gar nicht in einer Gesellschaft, die von der Pandemie erschöpft und von dem Krieg in Europa erschüttert ist". Dreyer würdigte die Kirchen als gesellschaftliche Kraft, die Mut zur Zukunft machten. Es freue sie besonders, dass die alt-katholische Kirche aktiv für das Priesterinnenamt werbe und die Gleichstellung der Geschlechter fördere.

Prozess zur Findung eines neuen Namens beantragt

Weitere Themen der Synode sind die während der Corona-Pandemie gewonnenen Erfahrungen mit der Digitalisierung des kirchlichen Lebens. Die Synodalen debattieren unter anderem über Online-Beteiligungsmöglichkeiten bei Gemeindeversammlungen und die Briefwahl von Pfarrerinnen und Pfarrern. Den Delegierten liegt außerdem ein Antrag vor, eine Namen-Findungskommission einzurichten, der einen "programmatischen Namen für unsere Kirche" finden soll. In der Begründung heißt es, dass die Bezeichnung "alt-katholisch" heute vielfach falsch als traditionalistisch und reaktionär verstanden werde. Ein neuer Name sei nicht nur aufgrund der damit geweckten Assoziationen nötig, sondern auch, weil sich die alt-katholische Kirche in den letzten Jahren zu einer eigenständigen Kirche entwickelt habe und sich nicht nur in Abgrenzung zur römisch-katholischen Kirche verstehe, heißt es in der Antragsbegründung der Landauer Gemeinde. In die Debatte werden die Bezeichnungen "reform-katholische", "synodal-katholische" und "liberal-katholische" Kirche eingebracht.

Die Alt-Katholische Kirche in Deutschland entstand in den 1870er-Jahren in Abgrenzung zu den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) zur Unfehlbarkeit und zum Jurisdiktionsprimat des Papstes. Zum deutschen Bistum gehören gut 16.000 Mitglieder in 60 Pfarrgemeinden. Seit 2009 steht Matthias Ring dem Bistum als 10. Bischof vor. Die Kirchenordnung der alt-katholischen Kirche ist bischöflich-synodal. Von Donnerstag bis Sonntag tagt die 63. Bistumssynode in Mainz. (fxn)

14.30 Uhr, ergänzt um Grußwort der Ministerpräsidentin.