Brief zur Ekklesiologie des Zweiten Vatikanums veröffentlicht

Benedikt XVI. sieht positive Kraft des Konzils weiter wirken

Veröffentlicht am 21.10.2022 um 09:44 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Als junger Theologe war Joseph Ratzinger Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil. An diese Zeit und ihre theologischen Herausforderungen erinnert sich der emeritierte Papst heute zurück – und sieht das Konzil immer noch seine Wirkung entfalten.

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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist überzeugt davon, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) notwendig war und seine positive Kraft sich immer noch langsam entfaltet. In einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an den Präsidenten der Franziskaner-Universität Steubenville (USA), Pater Dave Pitonka, erläutert der ehemalige Konzilstheologe seine Interpretation des Konzils und seine Bedeutung für die Entwicklung der Lehre von der Kirche. Der auf den 7. Oktober datierte Brief wurde anlässlich einer theologischen Konferenz zur Ekklesiologie Benedikts XVI. als Grußwort verfasst.

Der emeritierte Papst berichtet in dem Schreiben, dass niemand an ein neues ökumenisches Konzil gedacht habe, als er 1946 anfing, Theologie zu studieren. Als Papst Johannes XXIII. es zur allgemeinen Überraschung ankündigte, habe es viele Zweifel gegeben, ob es sinnvoll oder auch nur möglich sei, in dieser Form der Kirche eine Richtung für ihren Weg zu geben. "Tatsächlich zeigte sich, dass ein neues Konzil nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig war", betont der Theologe, der das Zweite Vatikanum als Berater des Kölner Kardinals Josef Frings selbst miterlebte. Drängende Themen seien eine Theologie der Religionen und insbesondere eine Bestimmung des Verhältnisses von Glauben und Welt gewesen.

Als Theologe hat Joseph Ratzinger sich selbst ekklesiologischen Fragen gewidmet. Im Brief deutet er seine wissenschaftliche Arbeit aus der Situation der Kirche in Deutschland, wie sie seit Ende des Ersten Weltkriegs entstanden sei. Vorher sei Ekklesiologie vor allem institutionell gedacht worden. Danach sei zunehmend die breitere geistliche Dimension der Kirche in den Blick gekommen. Es gelte aber, institutionelle und geistliche Dimension zusammen zu denken. "Die völlige Spiritualisierung des Kirchenbegriffs geht am Realismus des Glaubens und seiner Institutionen in der Welt vorbei", betont Benedikt XIV. Auf Grundlage dieser Erkenntnis sei im Zweiten Vatikanischen Konzil schließlich die Frage nach der Kirche in der Welt zum eigentlichen zentralen Problem geworden. (fxn)