Bibelwerk und vier bayerische Bistümer haben neues Konzept veröffentlicht

Erstkommunion-Katechese: "Verbinden, was zusammengehört"

Veröffentlicht am 28.01.2023 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Stuttgart ‐ Wie gelingt eine möglichst nachhaltige Erstkommunion-Vorbereitung angesichts neuer gesellschaftlicher und kirchlicher Herausforderungen? Das Katholische Bibelwerk hat diese Frage aufgegriffen – und zusammen mit vier bayerischen Bistümern ein komplettes Konzept zur Erstkommunion-Katechese erstellt.

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Wie gelingt die Vorbereitung auf die Erstkommunion? Vor dieser Frage stehen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in der Kirche heutzutage mehr denn je. Einerseits soll sie selbstverständlich nachhaltig sein – nicht nur inhaltlich, sondern auch im Blick auf die Erreichbarkeit der Kinder und ihrer Familien nach der Erstkommunion. Andererseits stehen Katechetinnen und Katecheten inzwischen vor ganz neuen Herausforderungen, beispielsweise vor der, wie sich bei dem ganzen Freizeitstress der Kinder eine Vorbereitung auf das Sakrament sinnvoll in den Alltag integrieren lässt. Vielerorts werden in den Gemeinden daher neue Ideen und Ansätze in Sachen Erstkommunionkatechese ausprobiert.

Die Referenten für Gemeindekatechese beziehungsweise Sakramentenpastoral aus den vier bayerischen (Erz-)Bistümern München und Freising, Regensburg, Bamberg und Eichstätt haben nun in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bibelwerk ein Vollkonzept zur Erstkommunionkatechese entwickelt und die entsprechenden Begleitbände dazu veröffentlicht. Unter dem Titel "Mit Jesus unterwegs – in sieben Schritten zur Erstkommunion" präsentiert es neue Materialien und eine neue Herangehensweise. Hauptmerkmal ist, dass das Konzept größtenteils auf den Sonntag als Tag der Erstkommunionvorbereitung setzt.

Sonntag als uralter Katechese-Tag

Neben ganz praktischen Erwägungen – oft gibt es unter der Woche kaum noch freie Tage – sind dafür historische und theologische Gründe entscheidend. "Der Sonntag ist ein uralter Katechese-Tag", sagt Helmut Heiss, Referent für Sakramentenpastoral im Erzbistum München und Freising und einer der Hauptinitiatoren des Projekts. Ein weiterer wichtiger Grund: Sie ist an die Sonntagsliturgie angebunden, denn nach der Katechese geht es gemeinsam in den Gottesdienst. Damit wollen die Macher um Heiss, wie sie sagen, "verbinden, was zusammengehört". Auch der dadurch hergestellte Gemeinde-Bezug der Erstkommunionkatechese sei zentral, wie Heidi Braun aus dem Bistum Regensburg ergänzt: "So wird für die Kinder konkret erfahrbar, was Gemeinschaft des Glaubens bedeutet."

Das Konzept der vier bayerischen Bistümer und des Bibelwerks ist auf sieben Termine ausgelegt. Neben vier Katechesen am Sonntag vor dem Gottesdienst sieht es zwei Familiennachmittage jeweils zum Start und zum Abschluss vor – und als vierten Termin eine sogenannte "Brotstunde". Gerade bei letzterer soll die Bedeutung der Eucharistie kindgerecht nahegebracht werden. Für alle Termine sind ein möglicher Ablauf sowie ein inhaltlicher Leitfaden inklusive der Texte für die Katechese aufgeschrieben. Ein All-inclusive-Angebot an Materialien, wie die Autoren betonen.

Bild: ©AK-DigiArt/Fotolia.com (Symbolbild)

Was hat es mit der Eucharistie auf sich? Das den Kindern nahezubringen, ist Grundlage jeder Erstkommunion-Vorbereitung. Doch wie gelingt das?

Ihr Ansatz sei dabei konsequent biblisch, stellen sie heraus. Am Beginn jeder Katechese-Einheit stehen "erzählte Bibelgeschichten": Der Protagonist berichtet den Enkeln von seinen Begegnungen und Erlebnissen mit Jesus von Nazareth. So erfahren Kinder über diese Erzählungen, wer dieser Jesus ist – und was die Eucharistiefeier bedeutet. Dadurch entstehe ein biblisch-exegetisch fundierter Zugang zum Sakrament und zum Zeugnis der Evangelien. "Dieser Modus des Erzählens ist die Urform des Katechetischen und der Glaubensweitergabe schlechthin“" sagt Thomas Höhn, Gemeindekatechese-Referent im Erzbistum Bamberg. Die Geschichten seinen so angelegt, dass sich darin die Kinder in ihrem Tun und Handeln wiederfänden.

Nach der weitererzählten Bibelgeschichte haben die Katechetinnen und Katecheten die Wahl – je nachdem, was für die Kinder passt: entweder ein offenes Gespräch mit den Kindern über den Inhalt führen – das sogenannte "Theologisieren"– oder die Bibel "weiterdenken", beispielsweise eine in der Erzählung grundgelegte Botschaft in Szene zu setzen. Abgeschlossen wird die Katechese mit einer kurzen Kreativphase, ehe es in den Gottesdienst geht.

Kinder als Dialogpartner im Glauben ernstgenommen

Bettina Wellmann war vonseiten des Katholischen Bibelwerks für das Projekt zuständig. Für sie ist das Besondere an dem Konzept seine Vielfältigkeit. "Es ist nicht so wie in anderen Erstkommunion-Konzepten, die ich teilweise auch durchgeführt habe, wo das Thema kommt, dann der Bibeltext wie das Sahnehäubchen obendrauf und dann lückentextartig abgefragt wird, was die Kinder alles verstanden haben." Das erstellte Konzept biete Musik, Bilder, Geschichten, Texte in leichter Sprache und nehme besonders durch den Zugang des "Theologisierens" die Kinder als Dialogpartner im Glauben ernst. "Das hat uns als Bibelwerk sehr fasziniert."

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Konzepts: Es bezieht auch die Eltern intensiv in die inhaltliche Erstkommunionvorbereitung ein. Für sie gibt es parallel zu denen der Kinder eigene Katechesen – auch in Kurzform, falls in der Gemeinde (ehrenamtliches) Personal fehlt. Hier können sich die Erwachsenen über das biblische Thema des Sonntags austauschen und so über den Glauben ins Gespräch kommen. Heidi Braun, Referentin für Gemeindekatechese im Bistum Regensburg, nimmt bei Eltern von Erstkommunionkindern einiges an Aufgeschlossenheit wahr. "Ich bin immer wieder überrascht, wie offen sie sich für Glaubensthemen zeigen." Für sie bietet das Konzept daher auch eine Chance, dass die Eltern über die Erstkommunion ihrer Kinder hinaus ansprechbar bleiben.

Bild: ©Harald Oppitz/KNA (Symbolbild)

Das Konzept will vor allem die Familien stärker in die Erstkommunion-Vorbereitung einbinden.

Ein Konzept hört sich auf dem Papier meistens überzeugend an. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Auch hier können die Macher auf positive Erfahrungen zurückgreifen. Thomas Höhn aus dem Erzbistum Bamberg betont, dass in Bamberg ein ähnliches Konzept bereits durchgeführt wurde. Dabei hätten sich alle Probleme, die es gewöhnlich bei der Erstkommunionvorbereitung gibt, in Luft aufgelöst. "Sonst tut man sich ja schwer, Ehrenamtliche zu finden. Hier waren auf einmal ganz viele bereit, bei der Durchführung mitzumachen." Im Blick der Macher seien auch – trotz ihrer Herkunft – nicht bayerische Landgemeinden, sondern eher städtische oder stadtnahe Pfarreiverbände, wie Helmut Heiss unterstreicht: "Auf dem Land ist der Leidensdruck einfach noch nicht so groß."

Für die Durchführung des Konzepts wurden zwei Bände veröffentlicht, die beim Katholischen Bibelwerk erhältlich sind. Neben dem Band für die Katechetinnen und Katecheten, das neben einer detaillierten Übersicht über die jeweiligen Treffen auch viel Bonus-Material, etwa QR-Codes zu Informationen, Audiodateien von Geschichten und Liedern, Bastel-Ideen oder Arbeitsblätter erhält, gibt es ein Kinderheft. Dort ist viel Raum zur eigenen Gestaltung.

Auf Teamwork angelegt

"Das Konzept wirkt erstmal sehr kompliziert, ist aber eigentlich sehr einfach durchführbar", sagt Bettina Wellmann vom Katholischen Bibelwerk. Gerade die Fülle an Material mache es den Katechetinnen und Katecheten einfach, sodass es selbst Ungeübte ohne größere Probleme durchführen könnten. Anspruchsvoller sei ein anderer Punkt, ergänzt Helmut Heiss: "Man muss sich vorher damit beschäftigen und sich Mühe machen, zu planen, mit wem, wann und in welchem Zeitraum das Konzept durchgeführt wird." Gerade der Vorbereitungsprozess sei stark auf Teamwork angelegt, denn Haupt- und Ehrenamtliche bräuchten einander.

Das Konzept des Bibelwerks und der vier (Erz-)Bistümer verbinde viele Dinge – "und bringt so wieder Leben in die Gemeinde", sagt Bettina Wellmann. Es implementiere die Erstkommunion-Vorbereitung in die Pfarrei. "Sie findet nicht neben ihr, sondern mit und in ihr statt." Das ermögliche nachhaltige Erfahrungen und Begegnungen und könne so einige Chancen mit Blick auf das Gemeindeleben eröffnen, sind sich die Macher des Konzepts einig.

Von Matthias Altmann