Bußgottesdienst mit Papst Franziskus bei Weltjugendtag in Lissabon geplant

Portugals Bischöfe wollen Opfer von Missbrauch nicht entschädigen

Veröffentlicht am 04.03.2023 um 14:27 Uhr – Lesedauer: 

Lissabon ‐ Missbrauchsfälle seien individuelle Straftaten, sagen die Bischöfe Portugals. Daher wollen sie Missbrauchsopfer finanziell nicht entschädigen. Stattdessen werde man den Opfern in einem Gottesdienst beim Weltjugendtag gedenken.

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Portugals Kirche will die Opfer von sexuellem Missbrauch durch Geistliche nicht finanziell entschädigen. Das gab am Freitagabend der Vorsitzende der Portugiesischen Bischofskonferenz, Bischof Jose Ornelas, in Lissabon bekannt. Bei den Missbrauchsfällen handle es sich um individuelle Straftaten, begründete Ornelas die Entscheidung der Bischöfe. 

Damit schlägt die Kirche in Portugal einen deutlich anderen Weg ein als etwa die Bischofskonferenzen in Frankreich und Deutschland. Diese bieten Missbrauchsopfern von Geistlichen und kirchlichen Mitarbeitern Geldzahlungen in Anerkennung des Leids an. 

Ornelas kündigte die Gründung eines kirchlichen Komitees an, woran sich Opfer von Missbrauch wenden könnten. Das Komitee solle Überlebenden von Missbrauch zuhören und sie in ihren Anliegen unterstützen; dabei soll es einen "unabhängigen Charakter" haben, aber mit dem nationalen Koordinationsteam der Missbrauchs-Kommissionen in den einzelnen Bistümern verbunden sein. "Wir bekräftigen unsere feste Entschlossenheit, alles zu tun, damit sich Missbrauchsfälle nicht wiederholen", so der Bischof von Fatima. 

Bußgottesdienst mit Papst geplant 

Ornelas bat die Opfer im Namen der portugiesischen Bischöfe erneut um Verzeihung und kündigte an, Anfang August solle auf dem Weltjugendtag in Lissabon mit Papst Franziskus der Missbrauchsopfer bei einem Bußgottesdienst gedacht werden. Geplant sei während des Treffens vom 1. bis 6. August auch die Errichtung eines Mahn- und Erinnerungsdenkmals in der portugiesischen Hauptstadt. Die Wunden, die den Opfern zugefügt wurden, seien jedoch irreparabel, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Die Kirche, so Ornelas weiter, werde zudem die Ausbildungspläne in den Priesterseminaren überprüfen, in denen es in der Vergangenheit zu zahlreichen Missbrauchsfällen kam. 

Am Freitag übergab eine unabhängige Untersuchungskommission dem Bischof einen Bericht über die noch aktiven Priester, die sich an Minderjährigen vergangen haben sollen. Man werde diese Fälle prüfen, versprach Ornelas. 

Bereits Mitte Februar veröffentlichte eine von der Bischofskonferenz ins Leben gerufene unabhängige Kommission einen Untersuchungsbericht, wonach zwischen 1950 und 2022 insgesamt 4.815 Personen innerhalb der Kirche sexuell missbraucht wurden. Die Übergriffe fanden demnach vor allem in katholischen Seminaren, Heimen, Schulen oder Sporteinrichtungen statt. Das Durchschnittsalter der Opfer lag bei knapp 11 Jahren. In 77 Prozent der Fälle waren Priester die Täter. Da die meisten Missbrauchsfälle strafrechtlich verjährt sind, wurde die Staatsanwaltschaft nur in 25 Fällen informiert. (KNA)