Bonifatiuswerk hat sie entwickelt – und will lebensweltnahe Zugänge erschließen

Neue Firm-App: "Vorbereitung zeitgerecht gestalten und vereinfachen"

Veröffentlicht am 27.05.2023 um 00:01 Uhr – Von Matthias Altmann – Lesedauer: 

Paderborn ‐ Firmvorbereitung geht ab sofort auch digital: Die vom Bonifatiuswerk entwickelte "Firm-App" ist nun verfügbar. Im katholisch.de-Interview erklärt Projektleiter Julian Heese, warum sie auf den Markt gebracht wurde, was sie Firmlingen und Katecheten bietet – und welche Effekte er sich erhofft.

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"Der Geist weht jetzt auch digital", lautet das Motto: Pünktlich zum Pfingstfest hat das Bonifatiuswerk die neue "Firm-App" herausgebracht. Sie richtet sich sowohl an Firmlinge als auch an die Haupt- und Ehrenamtlichen in der Firmvorbereitung. Seit Freitag kann sie in allen gängigen App-Stores kostenlos heruntergeladen und nach entsprechender Registrierung durch die Gemeindeverantwortlichen genutzt werden. Julian Heese (Foto), Bereichsleiter "Missionarische und diakonische Pastoral" im Bonifatiuswerk, ist für das Projekt verantwortlich. Im Interview stellt er die App und die Hintergründe, die zu ihrer Entwicklung geführt haben, vor.

Frage: Herr Heese, inwiefern kann die neue Firm-App einen Teil dazu beitragen, dass die Firmung nicht mehr das "Abschieds-Sakrament" für junge Christen wird?

Heese: Die Firm-App will dazu beitragen, die Vorbereitung auf das Sakrament zeitgerecht zu gestalten. Das heißt, auf die Lebenswelt der jungen Menschen einzugehen, die natürlich mit dem Smartphone in der Hosentasche groß werden. Wir hoffen, dass wir mit den Inhalten lebensweltnahe Zugänge erschließen. Die Bedeutung der Firmung ist für viele Jugendlichen oft recht abstrakt. Wir merken an den Rückmeldungen zu unseren Materialien zur Firmvorbereitung, dass viele Katechetinnen und Katecheten durchaus vor Problemen stehen, beispielsweise die Theologie des Heiligen Geistes und die Bedeutung der Firmung für den konkreten Alltag jugendgerecht zu erklären. Unser Anliegen ist es, die Firmkatechese sowohl inhaltlich als auch organisatorisch zu vereinfachen, die Basics des Glaubens zeit- und altersgemäß aufzubereiten und den jungen Menschen Impulse mit auf den Weg zu geben.

Frage: Was bedeutet diese digitale Firmvorbereitung für die "klassische" Form, mit beispielsweise Gruppenstunden oder größeren Aktionen in der Pfarrgemeinde?

Heese: Die Firm-App soll die Vorbereitung ergänzen und bereichern, aber natürlich nicht ablösen. In den Gemeinden soll weiterhin die persönliche Begegnung stattfinden. Ohne die gibt es keine gelingende Katechese und keine gute Vorbereitung auf die Firmung.

Frage: Wurde die App auch deshalb entwickelt, um die Vermittlung von Inhalten ein wenig "outzusourcen", weil es für die Firmvorbereitung immer weniger Leute gibt?

Heese: Das spielt auch eine Rolle. Die pastoralen Räume werden immer größer, und gerade im organisatorischen Bereich ermöglicht die Firm-App vereinfachte Wege. Man kann sich für Veranstaltungen anmelden, Termine einrichten und als Gemeinde auch eigene Inhalte, zum Beispiel Blog-Posts, Videos, Bilder, PDF-Dokumente oder Impulstexte für die Firmgruppe, hochladen. Mit Blick auf sich verändernde Kirchenstrukturen ist es uns ganz wichtig, ein digitales Tool einzuführen, das den Verantwortlichen in den Gemeinden hilft.

„Unser Anliegen ist es, die Firmkatechese sowohl inhaltlich als auch organisatorisch zu vereinfachen, die Basics des Glaubens zeit- und altersgemäß aufzubereiten und den jungen Menschen Impulse mit auf den Weg zu geben.“

—  Zitat: Julian Heese

Frage: Wenn wir jetzt ganz konkret auf den Inhalt schauen: Was können Jugendliche mit dieser App lernen?

Heese: Es gibt eine sogenannte "Info-Ecke" in der App, in die wir fünf Kategorien eingebaut haben. In einer davon geht es um die Grundlagen des Glaubens: Da gibt es zum Beispiel ein "ABC des Glaubens", wo wir Begriffe jugendgerecht erklären. Dann gibt es die große Kategorie "Deine Gebete": Darin gehen wir unter anderem der Frage nach, was ein Gebet überhaupt ist. Zudem gibt es dort Morgen-, Mittags-, Abend- und Nachtgebete zur Auswahl. Die dritte Kategorie ist "Deine Firmung", wo es FAQ zum Sakrament gibt: Was die Firmung bedeutet, wann man sich firmen lassen kann, bis hin zu ganz praktischen Fragen, etwa wie lange eine Firmfeier dauert. In der Kategorie "Deine Welt" dreht sich alles um die Welt junger Menschen. Unter anderem stellen wir darin Freiwilligendienste im Ausland vor. Als fünfte Kategorie haben wir schließlich das Tool "Eine gute Nachricht für dich" eingebaut, bei der man je nach Gefühlslage einen passenden Segenswunsch präsentiert bekommt.

Frage: Und was ist aus Ihrer Sicht das spannendste Feature?

Heese: Wir haben ein paar Gamification-Funktionen mit eingebaut, das heißt, wir haben unter anderem eine Quizfunktion drin. Es gibt drei Quizze: ein Firm-Quiz, ein Glaubens-Quiz und ein Kirchen-Quiz. Aber auch die Gemeinden vor Ort können eigenständig Quizze erstellen, beispielsweise zum Kirchenraum oder zu einem speziellen Thema ihrer Firmvorbereitung.

Frage: Was haben die Katechetinnen und Katecheten von der App?

Heese: Die Tools wie etwa die Kalenderfunktion richten sich natürlich in erster Linie an die Verantwortlichen in der Firmvorbereitung. Für sie gibt es Impulse, Inhalte, mit denen sie arbeiten können, und Vorschläge für Praxiselemente. Das soll beständig erweitert werden, da sind wir auch gerne offen für Zusendungen aus den Gemeinden. Wenn jemand sagt, er hat ein interessantes Konzept, das er gerne teilen möchte, können wir das in die App einpflegen.

Frage: Worauf haben Sie denn beim Entwicklungsprozess besonders Wert gelegt?

Heese: Wir haben versucht, die App so zu gestalten, dass sie möglichst intuitiv und einfach genutzt werden kann. Dazu haben wir Firmbewerberinnen und -bewerber, aber auch Verantwortliche in der Pastoral miteinbezogen – sowohl bei Inhaltlichen Fragen, aber auch bei Fragen des Designs. Da fielen die Rückmeldungen sehr positiv aus. Die Entwicklung einer App ist eine hochkomplexe Angelegenheit, dementsprechend bedarf es vieler Testläufe. Sie ist mit dem Release natürlich nicht abgeschlossen, es wird Weiterentwicklungen und Updates geben. Da sind wir auf das Feedback der Gemeinden gespannt, die diese App nutzen.

Ein Bischof firmt eine junge Frau am 3. Juni 2017 in Pontoise (Frankreich).
Bild: ©Guillaume Poli/CIRIC/KNA (Symbolbild)

Die Firm-App soll die "klassische" Firmvorbereitung ergänzen – nicht ablösen.

Frage: In diesem Projekt steckt viel Arbeit drin. Wie wollen Sie jetzt die App konkret an den Mann und an die Frau bringen?

Heese: Wir haben bereits einige Webinare angeboten, bei der wir die App vorgestellt haben. Die Resonanz war sehr erfreulich: Über 500 Ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Pastoral haben bereits einen Blick in die App geworfen – aus Deutschland, aber auch darüber hinaus. Auch aus Österreich, aus der Schweiz und aus Südtirol haben wir Anfragen. Wir werden auch weiterhin Webinare und offene Sprechstunden bei Rückfragen zur App anbieten.

Frage: Sie sagen, dass die Nachfrage auf der Ebene der Verantwortlichen sehr groß ist. Wie können Sie denn auch dafür sorgen, dass die auch von den Jugendlichen genutzt wird und somit eine nachhaltige Firmvorbereitung zustande kommt?

Heese: Da müssen wir natürlich den Weg über die Verantwortlichen für die Firmpastoral in den Gemeinden gehen. Es braucht ihre Offenheit, auch digitale Wege in der Firmvorbereitung zu gehen. Wir können nicht jeden einzelnen Firmbewerber überzeugen, diese App herunterzuladen, das Eingangstor zur Nutzung der App sind die Verantwortlichen in den Gemeinden vor Ort.

Frage: Wann würden Sie die App als erfolgreich abbuchen?

Heese: Wir haben ein Statistik-Tool, mit dem wir sehen können, wie viele Firmgruppen die App haben, und achten darauf, in jedem Bistum präsent zu sein. Für uns ist es ein Erfolg, wenn junge Menschen mit Hilfe der App einen guten Zugang zum Thema Firmung bekommen, dann haben sich die ganze Mühe und das viele Herzblut, das in die Entwicklung der App geflossen ist, auf jeden Fall gelohnt.

Von Matthias Altmann

Hinweis

Alle Informationen zur Registrierung sowie Tutorials zur Nutzung der App finden Sie auf der Website des Bonifatiuswerks.