Schwester Anne Kurz über das Sonntagsevangelium

Gott bleibt für uns Geheimnis. Und doch ...

Veröffentlicht am 26.08.2023 um 12:10 Uhr – Lesedauer: 
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Venne bei Münster ‐ "Du Licht vom Lichte. Du Antlitz des ewigen Vaters. In Liebe leuchtest Du, Jesus Christus." In diesem Liedvers findet Schwester Anne Kurz eine Antwort auf die Frage im heutigen Evangelium – "Für wen haltet ihr mich?"

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Für wen halten mich die Leute? Für wen haltet ihr mich? – So fragt Jesus. Ist das heute eine Frage für uns? Oder setzen wir schnell einen grünen Haken: Ich kenne die richtigen Antworten? Oder aber macht es uns leiden, dass wir einer Antwort entbehren, die aus dem Herzen spricht?

In der Vorbereitung wurde mir deutlich, dass ich keine Antwort geben konnte. Ich bin zwar Theologin und habe schnell ein paar "richtige" Titel für Jesus zur Hand. Aber ich suchte eine Antwort. Beim Aufräumen fand ich eine heiße Spur. Ich halte eine Bibel in der Hand, die ich lange nicht benutzt hatte, darin liegt ein Primizbildchen mit dem Vers: "Du Licht vom Lichte. Du Antlitz des ewigen Vaters. In Liebe leuchtest Du, Jesus Christus." Es spricht mich an, bewegt und erinnert mich. Es beginnt in mir zu summen.

Einige Tage später finde ich ein Jesus-Bildchen. Es stammt aus Spanien und war der heiligen Teresa von Ávila lieb. Die Darstellung zeigt den gegeißelten Jesus, der eine sehr liebevolle und gütige Ausstrahlung hat. Ich sehe den Menschensohn. Ich sehe, wie alles auf ihn zuläuft, alle in ihm geborgen sind. So viele Situationen sind in ihm aufgehoben von Menschen, die leiden. Auch ich selbst. Weil er Mensch ist und so der Christus ist, ist Hoffnung. Er ist da. Er antwortet. Vielleicht nicht mit Worten. Durch Dasein. Indem Frieden spürbar wird. Ein neuer "Geschmack" des Lebens verkostet wird, geprägt von Annahme, vom Weitergehen oder von Öffnung.

Die Antwort auf die wichtigen Fragen können wir nicht herstellen oder machen. Sie ereignen sich und werden gegeben. "Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel" – sagt Jesus zu Petrus. Wir sind angewiesen darauf, dass die Antwort sich uns gibt. Darauf, dass ein Gespräch da ist zwischen Gott und uns. Dieses Gespräch, das manchmal ohne Worte geführt wird, lässt uns erkennen, wer Gott für uns ist. Und wer wir für ihn sind. Es können sehr unscheinbare Momente sein, in denen die Antwort sich gibt.

Schauen wir auf diesen Jesus. Dann leuchten wir selbst auf. Sein Geheimnis ist unser Geheimnis. Sein Name ist unser Name. Sein Leben unser Leben. Was wir über ihn sagen, sagen wir auch über uns. "Du bist die Güte. Du bist die Milde. Du bist die Geduld" so betet zum Beispiel Franz von Assisi. Das lebte in ihm und darin wurde er mit Jesus eins und ihm ähnlich.

Evangelium nach Matthäus (Mt 16,13–20)

In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philíppi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn?

Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für Jeremía oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjóna; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.

Die Autorin

Anne Kurz ist Schwester der Gemeinschaft Verbum Dei und lebt neben einem kleinen Exerzitienhaus in Venne bei Münster. Sie ist Theologin und Geistliche Begleiterin.

Ausgelegt!

Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreibt ein Pool aus Ordensleuten und Priestern für uns.