Freiburger Erzbischof ermöglicht Wunsch der Bruchsaler Katholiken

Edith Stein wird Patronin von Großpfarrei – trotz rechtlicher Hürden

Veröffentlicht am 17.11.2023 um 14:39 Uhr – Lesedauer: 

Bruchsal/Freiburg ‐ Die meisten Pfarreien heißen wie ihre Pfarrkirche – in Bruchsal im Erzbistum Freiburg bekommt eine neue Großpfarrei nun ein Patrozinium, obwohl es dort keine Kirche dieses Titels gibt. Der Erzbischof hat den Wunsch der Gläubigen möglich gemacht.

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Die neue Großpfarrei Bruchsal erhält das Patronat Edith Stein, obwohl keine der Kirchen die Heilige als Patronin hat. Auf Anfrage teilte das Erzbistum Freiburg gegenüber katholisch.de mit, dass Erzbischof Stephan Burger Anfang Oktober dem Vorschlag aus der künftigen Pfarrei zugestimmt hat. Zuerst berichteten die "Badischen Neuesten Nachrichten". Offiziell hatte das Erzbistum laut seinem Sprecher den neuen Namen noch nicht mitgeteilt, da eine diözesane Bekanntgabe erst dann geplant sei, wenn alle Namen der 36 neuen Pfarreien feststünden. Im Mai hatten sich die gemeinsam tagenden Pfarrgemeinderäte der bisher 13 Bruchsaler Pfarreien für Edith Stein als Patronin ausgesprochen. "Die Verantwortlichen vor Ort haben sich viele Gedanken gemacht bei der Erarbeitung der künftigen Namen. Sie sollen sich auch mit den Namen identifizieren können. Das Erzbischöfliche Ordinariat respektiert diese Entscheidung und hat sie lediglich nach formalen Gesichtspunkten überprüft", so der Sprecher der Erzdiözese weiter.

Eine Besonderheit ist, dass Edith Stein unter ihrem bürgerlichen Namen und nicht unter ihrem Ordensnamen Teresia Benedicta vom Kreuz Patronin wird. Der Gedenktag der von den Nationalsozialisten 1942 in Auschwitz aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ermordeten Karmelitin und Philosophin ist der 9. August. Grundsätzlich werden Patrozinien mit dem Namen bezeichnet, der im offiziellen Verzeichnis der Heiligen aufgeführt ist. Der Eintrag im "Martyrologium Romanum" für die Märtyrerin lautet "heilige Teresia Benedicta vom Kreuz (Edith) Stein".

Patrozinien ohne Kirche mit passendem Titel aus pastoralen Gründen möglich

Die künftige Pfarrkirche, die Stadtkirche in Bruchsal, steht unter dem Patronat Unserer Lieben Frau. Der Titel einer Kirche kann laut Kirchenrecht nicht verändert werden, so dass es für die Stadtkirche bei ihrem bisherigen Namen bleibt. Laut einer Erklärung der Liturgiekongregation aus dem Jahr 1999 soll der Name einer Pfarrei grundsätzlich mit dem Titel der Pfarrkirche übereinstimmen. Werden mehrere Pfarreien zu einer neuen vereinigt, ist es aber aus pastoralen Gründen zulässig, einen neuen, vom Titel der Pfarrkirche abweichenden Namen festzulegen, so die Erklärung weiter. "Ausnahmen sind vereinzelt möglich, müssen jedoch gut begründet und geprüft werden. Dies war in Bruchsal gegeben, da keine der bestehenden Pfarrkirchen das Patronat Edith Stein hat", so der Erzbistumssprecher weiter.

Im Erzbistum Freiburg ist die Pfarrei Edith Stein eine Premiere. Deutschlandweit ist die Bruchsaler Pfarrei aber nicht allein – auch nicht, was die besondere Situation der Namensgebung angeht: Im Nürnberger Süden besteht seit Jahresbeginn die Pfarrei Heilige Edith Stein. Wie im Erzbistum Freiburg ist die Pfarrei mit dem Edith-Stein-Patronat im Bistum Eichstätt aus vier Pfarreien entstanden, in denen es keine Kirche dieses Titels gibt.

Aus den bisherigen 1.000 Pfarreien in 224 Seelsorgeeinheiten werden in der Erzdiözese Freiburg bis 2026 36 Großpfarreien. Die zum Jahresbeginn 2026 entstehende neue Bruchsaler Pfarrei umfasst die 13 Kirchengemeinden des bisherigen Dekanats Bruchsal. Zu ihr werden voraussichtlich über 100.000 Katholikinnen und Katholiken gehören. (fxn)

17. November 2023, 15.30 Uhr: Ergänzt um Nürnberger Pfarrei.