Die Himalaya-Region ist von einem neuen Erdbeben erschüttert worden

Wieder Tote, mehr kaputte Häuser

Veröffentlicht am 12.05.2015 um 16:30 Uhr – Von Doreen Fiedler (dpa) – Lesedauer: 
Erdbeben

Kathmandu ‐ Ein neues gewaltiges Erdbeben hat am Dienstag den Himalaya erschüttert und zahlreiche Todesopfer gefordert. In Nepal starben nach offiziellen Angaben mindestens 40 Menschen, in Indien 17 Menschen und in China eine Frau. Caritas international hat zu Spenden aufgerufen.

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"In einigen Dörfern in diesen am schwersten getroffenen Gegenden erwarten wir völlige Zerstörung", sagte Laxmi Dhakal vom Innenministerium in Kathmandu. Die Erdbebenforscher in Potsdam gaben die Stärke des Bebens mit 7,2 an, die US-amerikanische Geologiebehörde USGS sogar mit 7,3. Beim Beben vor zweieinhalb Wochen waren 7,8 gemessen worden. Seitdem wurden mehr als 8.000 Tote geborgen.

Das ganze Ausmaß der neuen Katastrophe war zunächst nicht klar: "Wir bekommen noch immer viele Berichte über Opfer und Schäden herein", sagte Ram Kumar Dangal, Chef der Katastrophenhilfe Nepals, der Deutschen Presse-Agentur. Die Erdrutsche hätten ganze Siedlungen unter sich begraben. Mindestens 1.129 Menschen wurden dem Innenministerium zufolge verletzt.

Während die Erde mehr als 40 Sekunden lang zitterte, rannten die Menschen überall in Nepal nach draußen. "Die Menschen waren alle total verängstigt und schrien", sagt Sunjuli Singh, die für die Hilfsorganisation "World Vision" in Kathmandu arbeitet. "Sie versammelten sich in der Mitte der Straßen, möglichst weit weg von den Wänden, aus Angst, diese würden einstürzen."

Blick auf eine Straße mit einem Schuttberg und zerstörten Häusern
Bild: ©dpa/Picture Alliance

Schon am 26. April hatte ein schweres Erdbeben die Himalaya-Region erschüttert und große Gebiete Nepals verwüstet.

Die Telefonverbindungen in Kathmandu waren zunächst völlig überlastet. Jeder habe versucht, Familienmitglieder zu erreichen, sagte Singh. Der Verkehr kam zum Erliegen. Die Menschen begannen erneut damit, Zelte auf öffentlichen Plätzen und in ihren Gärten aufzubauen - dabei hatten sie diese oft erst vor wenigen Tagen abgebaut und waren in ihre Häuser zurückgekehrt. "Es sieht so aus, als solle Nepal diesmal komplett zerstört werden", sagte ein Bewohner.

Im Abstand von wenigen Minuten folgten am Dienstag weitere, schwächere Beben. Eines sei stärker als 6 gewesen und drei stärker als 5, sagte Dhakal. Manche Menschen waren in Panik, andere lagen sich in den Armen. "Wir sind alle aus unseren Büros gerannt. Manche Menschen haben geweint. Das Nachbargebäude hat frische Risse", sagte Ely Shrestha in Kathmandu.

Das Epizentrum des großen Nachbebens lag nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam nur wenige Dutzend Kilometer östlich von Kathmandu, nahe der Grenze zu China. Vor zweieinhalb Wochen war das stärkste Zittern westlich von Kathmandu zu spüren gewesen.

Spendenhinweis

Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas, hat zu Spenden für die Erdbebenopfer in Nepal aufgerufen. Weitere Informationen zum Engagement des Hilfswerks sowie Spendenmöglichkeiten finden Sie auf der Internetseite des Hilfswerks.

Nepal liegt auf der Stelle, wo sich die Indische in die Eurasische Platte schiebt. Deswegen kommt es immer wieder zu schweren Erdbeben. Das Nachbeben war bis nach Kolkata und in die indische Hauptstadt Neu Delhi zu spüren. Dort wurde die U-Bahn vorübergehend angehalten.

Bei dem Beben am 25. April waren fast eine halbe Million Häuser in Nepal zerstört oder schwer beschädigt worden. Millionen Nepalesen leben derzeit in Zelten, vor allem in den Bergen, wo die einfachen Lehm- und Steinhäuser den Erschütterungen nicht standhielten.

Die Vereinten Nationen erinnerten daran, dass nach dem großen Beben nur 13 Prozent der geforderten Gelder für UN-Hilfsorganisationen eingegangen seien. Es sei mehr nötig, um besser Hilfe leisten zu können, teilte das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha) via Twitter mit. Auch die katholische Hilfsorganisation Caritas International rief zu weiteren Spenden auf.

Von Doreen Fiedler (dpa)