Erfurts Bischof über das Programm für den Katholikentag

Neymeyr: Die großen Gottesdienste werden diesmal sicher besonders schön

Veröffentlicht am 07.03.2024 um 16:00 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 

Erfurt ‐ Seit Mittwoch liegt das Programm für den Katholikentag in Erfurt vor. Im katholisch.de-Interview spricht der gastgebende Bischof Ulrich Neymeyr über seine Favoriten darin. Außerdem sagt er, ob das Programm "ostdeutsch" genug ist und ob er Sorge vor einem Eklat durch die ausgeschlossene AfD hat.

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Am Mittwoch wurde das fertige Programm für den 103. Deutschen Katholikentag in Erfurt (29. Mai bis 2. Juni) vorgestellt. Im Interview mit katholisch.de spricht der gastgebende Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr über seine persönlichen Highlights im Programm und die Frage, ob das Programm nach einer entsprechenden Auseinandersetzung Ende vergangenen Jahres nun "ostdeutsch" genug ist. Außerdem äußert er sich zur Teilnahme anderer deutscher Bischöfe an dem Christentreffen und zum Ausschluss der AfD.

Frage: Bischof Neymeyr, am Mittwoch wurde das Programm für den Katholikentag in Erfurt vorgestellt. Was sind darin ihre persönlichen Highlights?

Neymeyr: Zum einen freue ich mich natürlich auf die großen Gottesdienste, etwa den Wortgottesdienst zum Hochfest Fronleichnam am Donnerstagvormittag, den zentralen ökumenischen Gottesdienst am Freitagabend und den Schlussgottesdienst am Sonntag. Diese Gottesdienste sind immer besondere Höhepunkte der Katholikentage und diesmal vor unserem Dom und St. Severi mit den Domstufen sicher besonders schön. Zum anderen freue ich mich aber auch auf die inhaltlichen Podien. Beim Podium "Der Antisemitismus und wir" werde ich am Donnerstagnachmittag selbst als Diskutant mit der Bühne sitze. Bei anderen wie etwa dem sicher spannenden Podium "Deutschland einig Vaterland!?" zum Zustand der deutschen Einheit hoffe ich, als Zuhörer dabei sein zu können.

Frage: Der Erfurter Katholikentag wird mit rund 500 Veranstaltungen deutlicher kleiner ausfallen als frühere Katholikentage. Glauben Sie, dass diese radikale Reduzierung des Programms der Veranstaltung gut tun wird?

Neymeyr: Ja, da bin ich sicher. Ich bin ja ein großer Fan der Katholikentage und seit 1978 jedes Mal dabei gewesen. Und auch ich finde, dass eine Verschlankung und damit auch eine inhaltliche Fokussierung richtig ist. Das macht es im Übrigen auch den Teilnehmern einfacher: Das Programm ist nun deutlich übersichtlicher und jeder Teilnehmer kann sich nun viel leichter seine persönlichen Highlights für den Katholikentag zusammenstellen.

„Wir feiern hier keinen Erfurter oder Thüringer Katholikentag, sondern den 103. Deutschen Katholikentag. Insofern hatte ich persönlich nie die Erwartung, dass Ostdeutschland oder spezifisch ostdeutsche Themen dominieren würden.“

—  Zitat: Bischof Ulrich Neymeyr

Frage: Ende vergangenen Jahres gab es eine öffentliche Auseinandersetzung über die Frage, ob Ostdeutschland und spezifisch ostdeutsche Themen im Programm ausreichend Berücksichtigung fänden. Jetzt, wo das Programm fertig vorliegt: Finden Sie, dass es "östlich" genug ist?

Neymeyr: Ich denke schon. Immerhin gibt es im Programm über 80 Veranstaltungen mit einem Bezug zu Ostdeutschland und Thüringen, zur Geschichte der deutsch-deutschen Einigung sowie zu Erfahrungen von Christen in der DDR und während der Friedlichen Revolution. Auch unser Bistum ist in diesem Zusammenhang beteiligt – und zwar mit Veranstaltungen zur besondere pastoralen Situation hier in unserer Diözese. Ich sage aber auch: Wir feiern hier keinen Erfurter oder Thüringer Katholikentag, sondern den 103. Deutschen Katholikentag. Insofern hatte ich persönlich nie die Erwartung, dass Ostdeutschland oder spezifisch ostdeutsche Themen dominieren würden.

Frage: In den vergangenen Jahren war der Synodale Weg das beherrschende Thema in der katholischen Kirche in Deutschland. Im Programm des Katholikentags aber spielt der Reformprozess, dessen Fortsetzung derzeit ja mehr denn je in Frage steht, keine herausgehobene Rolle. Warum nicht?

Neymeyr: Sie haben recht: Der Synodale Weg ist diesmal – anders als beim letzten Katholikentag in Stuttgart – kein dezidiertes Schwerpunktthema mehr. Das mag daran liegen, dass wir zu Beginn der Vorbereitungen für diesen Katholikentag noch davon ausgegangen waren, dass der Prozess bis dahin erfolgreich und mit konkreten Ergebnissen abgeschlossen sein würde. Das aber ist so leider nicht gekommen. Gleichwohl kommen die großen Themen, die im Rahmen des Synodalen Wegs diskutiert wurden, natürlich an vielen Stellen im Programm vor. Beispielhaft möchte ich nur das große Podium "Der Leib Christi ist queer – und jetzt?" nennen, in dem es ganz konkret um das Miteinander mit queeren Menschen in unserer Kirche geht.

Bild: ©Florian - stock.adobe.com

Am Erfurter Domberg mit dem Dom (l.) und der Severikirche finden während des Katholikentags große Gottesdienste statt.

Frage: Wie nehmen Sie mit Blick auf den Katholikentag die Stimmung in der Deutschen Bischofskonferenz wahr? Ich habe das Gerücht gehört, dass sich bislang nur sehr wenige Ihrer Mitbrüder angemeldet hätten. Stimmt das? Und wenn ja, was könnte der Grund dafür sein?

Neymeyr: Das kann ich so nicht bestätigen. Ich gehe aktuell davon aus, dass rund ein Drittel der Mitglieder der Bischofskonferenz – also 20 bis 25 Bischöfe – zum Katholikentag kommen werden. Das halte ich für eine ganz ordentliche Quote, immerhin sind die Terminkalender aller Bischöfe immer schon lange im Voraus sehr voll. Ich weiß auch nicht, ob an früheren Katholikentagen mehr Bischöfe teilgenommen haben.

Frage: Vertreter der AfD sind nicht zum Katholikentag eingeladen worden. Allerdings ist die Partei in Thüringen mit ihrem Landesvorsitzenden Björn Höcke ja ein wichtiger politischer Faktor; aktuelle Umfragen zur bevorstehenden Landtagswahl sehen die AfD auf Platz 1. Gehen Sie davon aus, dass die Partei ihren Ausschluss vom Katholikentag klaglos hinnehmen wird oder rechnen Sie während des Treffens mit Protesten?

Neymeyr: Proteste kann man natürlich nie ausschließen. Es kann zum Beispiel sein, dass AfD-Politiker oder auch Sympathisanten der Partei sich bei den Veranstaltungen des Katholikentags aus dem Publikum heraus zu Wort melden und die Chance nutzen, ihre Positionen vorzutragen. Das wäre allerdings – sofern gewisse Grenzen nicht überschritten werden – auch völlig in Ordnung; schließlich gilt auch auf dem Katholikentag die Meinungsfreiheit. Darüber hinaus hoffe ich einfach, dass es zu keinem Eklat kommen wird.

Von Steffen Zimmermann