Streit um Uni-Berufungen: Voderholzer reagiert auf Minister-Kritik
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat in der Debatte um die Berufung von Theologie-Professoren die Kritik des bayerischen Wissenschaftsministers Markus Blume (CSU) zurückgewiesen. Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Voderholzer am Montag, er habe dem Wissenschaftsminister zuletzt am 5. Februar geschrieben und dabei Bereitschaft signalisiert, seine Position in einem persönlichen Gespräch zu erläutern. "Darauf habe ich bis heute keine Reaktion des Ministers." Auf Nachfrage habe es aus dessen Büro geheißen, der Bischof solle erst einmal mit den Vertretern der Uni reden, "mit denen ich ja ohnehin im Austausch bin". Bei weiterem Redebedarf stehe der Minister "gerne zur Verfügung".
Der Bayerische Rundfunk (BR) hatte am Sonntag berichtet, dass Blume in der Angelegenheit Druck auf Voderholzer mache. "Ich habe sehr stark auf die Rechtslage hingewiesen, nach der das Nihil-obstat-Verfahren eines ist, bei dem es um die persönliche Lebensführung, die Haltung der Kandidatinnen und Kandidaten geht, die nach meiner Kenntnis bei keinem hier in Zweifel gezogen wird", wird der Politiker zitiert. Das Verfahren an sich sei nicht dazu gedacht, Anliegen der Kirche zu transportieren, etwa die Einhaltung einer Priesterquote.
In drei Fällen Verfahren bereits abgeschlossen
Hintergrund des Berufungsstreits ist, dass an der Universität Regensburg derzeit 6 von 14 Lehrstühlen in der Katholisch-Theologischen Fakultät unbesetzt sind. In drei Fällen steht die dazu erforderliche kirchliche Unbedenklichkeitserklärung ("Nihil obstat") aus. Sie ist im Vatikan einzuholen. In den anderen drei Berufungsangelegenheiten seien die Nihil-obstat-Verfahren schon lange abgeschlossen, erklärte Voderholzer. Warum diese Lehrstühle weiterhin unbesetzt seien, entziehe sich seiner Kenntnis.
Im Fach Christliche Sozialethik liegt die Entscheidung indes seit 2020 auf Eis, weil das "Nihil obstat" fehlt. Im März hatte die Arbeitsgemeinschaft Christliche Sozialethik im deutschen Sprachraum Voderholzer in diesem Zusammenhang eine gezielte Verschleppung mehrerer Berufungen vorgehalten. Der Bischof belaste damit die Fakultät und beschädige die von der Uni ausgewählten Kolleginnen und Kollegen.
Regensburger Priesterquoten-Streit: Kanonist für Verhandlungslösung
Nur einer von 13 Theologieprofessoren der Uni Regensburg ist Priester – nach dem Kirchenrecht zu wenig. Fakultät und Bischof streiten um Berufungen. Kirchenrechtler Rafael Rieger schlägt eine Lösung vor: ein Verfahren wie bei Tarifverhandlungen.
Voderholzer will, dass mehr Priester als Professoren an die theologische Fakultät berufen werden. Aktuell gibt es an der Regensburger Uni nur einen. Das kirchliche Hochschulrecht sieht vor, dass an katholisch-theologischen Fakultäten eine "angemessene Zahl" an Priestern lehrt.
Blume sagte laut BR, das Prinzip der Bestenauslese sei in der Wissenschaft entscheidend. "Wenn wir mehr Priester ermutigen, sich dieser Auswahl zu stellen, dann haben auch mehr die Chance, am Ende zum Zug zu kommen." Dazu brauche es aber auch Priester, die sich bewürben. Blume ergänzte, die theologische Fakultät in Regensburg müsse leistungsfähig bleiben, die Studierenden bräuchten beste Voraussetzungen. Er sei sich sicher, dass Voderholzer das auch so sehe, und rechne daher mit einer raschen Lösung
Der Regensburger Bischof betonte in der aktuellen Stellungnahme, dass ihm die theologische Fakultät "sehr am Herzen" liege, "nicht nur weil dort unsere Seminaristen ausgebildet werden, sondern auch weil ich selbst viele Jahre an theologischen Fakultäten gearbeitet habe". (mal/KNA)