Standpunkt

Sonntagsgottesdienstbesuch nicht zum alleinigen Erfolgsmarker machen

Veröffentlicht am 14.05.2024 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Bonn ‐ Dass der sonntägliche Gottesdienstbesuch innerkirchlich noch immer als Indikator für kirchlichen Erfolg betrachtet wird, irritiert Christoph Brüwer. Er ruft dazu auf, den Blick zu weiten – auch auf Taylor-Swift-Gottesdienste.

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Mit ihrer Forderung, den Gottesdienst am Sonntag abzuschaffen, hat die evangelische Pfarrerin Hanna Jacobs für Diskussionen gesorgt. Das Festhalten der Kirchen am Sonntagsgottesdienst nannte sie Realitätsverweigerung – und kritisierte auch die Sonntagspflicht für Katholiken. Mehr als 94 Prozent setzten sich über diese Pflicht hinweg, Tendenz steigend, so Jacobs.

Dass diese Pflicht aus der Zeit gefallen ist, ist nicht neu. Als nach dem Ende der Hochphase der Corona-Pandemie nach und nach auch die Sonntagspflicht wieder eingeführt wurde, wurde bereits über deren Sinnhaftigkeit diskutiert. Die Zahl der Gottesdienstbesucher hat sich seit der Pandemie nicht wieder erholt – wird innerkirchlich aber dennoch weiterhin als nahezu alleiniger Erfolgsmarker betrachtet. Dabei lohnt es sich, den Blick zu weiten.

Natürlich definiert die Kirchenkonstitution "Lumen Gentium" die Teilnahme an der Eucharistie als Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens. Das dürften heute aber längst nicht mehr alle Menschen unterschreiben, die sich mit der Kirche verbunden fühlen. Dabei bietet die Kirche einen reichen Schatz an liturgischen Formen und Formaten, sowohl vor Ort als auch virtuell. Diese werden innerkirchlich aber häufig stiefmütterlich behandelt und fallen neben der Hochform der sonntäglichen Eucharistiefeier zurück – obwohl sie genauso die Möglichkeit bieten, Gott zu begegnen.

So schaffen es immer wieder thematische Event-Gottesdienste wie jüngst etwa zu Taylor Swift sogar in säkulare Medien und ziehen oft zahlreiche Menschen an. Solche Gottesdienste haben die Chance, junge Menschen an Kirchraum und Liturgie heranzuführen, die damit heute längst nicht mehr vertraut sind – und vielleicht auch die Sorge haben, in einer Eucharistiefeier unangenehm aufzufallen, weil sie nicht (mehr) wissen, wann man sich hinstellen oder hinknien sollte. So lassen sich sicherlich eher Fernstehende erreichen als mit einer Pflicht zum Besuch der Sonntagsmesse.

Von Christoph Brüwer

Der Autor

Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.