DBK-Vorsitzender nennt Unzulänglichkeiten – hält Reformprozess aber für gelungen

Bätzing: Haben Papstbrief zu Synodalem Weg anfangs unterschätzt

Veröffentlicht am 27.05.2024 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ In einem neuen Interviewbuch spricht der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, über sein bisheriges Leben und seine Vision von Kirche – und natürlich über den Synodalen Weg. Der Limburger Bischof erklärt, warum er den Prozess trotz Fehlern für gelungen hält.

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Obwohl er den Synodalen Weg insgesamt für gelungen hält, sieht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, im Rückblick Fehler und Unzulänglichkeiten bei dem Reformprozess. Man habe zunächst etwa die Bedeutung des "Briefs an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" von Papst Franziskus falsch eingeschätzt, sagt Bätzing in den an diesem Montag veröffentlichen Gesprächsband "Rom ist kein Gegner". "Wir haben anfänglich unterschätzt, wie wichtig dem Papst dieses Schreiben ist und wie ernst er das genommen haben wollte, ohne uns in unseren Entscheidungen zu blockieren", so der Bischof wörtlich.

Wie es bei römischen Schreiben üblich sei, habe jeder zunächst die Punkte herausgesucht, die ihn bestätigten, erklärt Bätzing weiter. "So darf man auch mit römischen Schreiben umgehen. Aber das war nicht einfach ein römisches Schreiben, wie eines von vielen, sondern eines von Papst Franziskus persönlich in Sorge um die Situation der Kirche in unserem Land." Er nehme dem Papst ab, dass er den Katholiken in Deutschland seine Nähe signalisieren wollte. "Vielleicht haben wir das nicht ernst genommen."

In dem Ende Juni 2019 veröffentlichten Brief "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" hatte Papst Franziskus einerseits das Engagement und die Reformanstrengungen der deutschen Katholiken gelobt. Zugleich mahnte er jedoch die Einheit mit der Weltkirche an. Leitkriterium der Erneuerung müsse die Evangelisierung sein.

Bätzing: Entscheidung für den Synodalen Weg war gut

Auch wenn es im Laufe des Prozesses Unzulänglichkeiten gegeben habe, sei die Entscheidung für den Synodalen Weg eine gute gewesen. "Würden wir heute darangehen und die Zusammenarbeit in Ruhe gestalten können, würden wir bestimmte Fehler vermeiden." So seien Satzung und Geschäftsordnung an einigen Punkten nicht eindeutig gewesen, was zu Konfliktsituationen geführt habe. Dennoch bewerte er es als Erfolg, dass über 200 Repräsentanten der Kirche in Deutschland über drei Jahre einen derartigen Weg gestaltet haben. "Das muss uns erst einmal einer nachmachen." Es sei dankbar, dass beim Synodalen Weg Konflikte offenkundig geworden seien und so eine konstruktive Arbeit an ihnen möglich gewesen sei. "Ich würde es nicht zu geringschätzen, was wir geleistet haben, was wir erreicht haben, weil uns gemeinsam große Mehrheiten trotz der Vielstimmigkeit der Synodalversammlung gelungen sind."

Reformen seien zwar nicht alles, die Krise der Kirche werde sich ohne Veränderungen aber verschärfen, zeigt sich Bätzing überzeugt. Gerade die Evangelisierung einer jungen Generation werde nicht gelingen, "wenn nicht auch Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und die Akzeptanz von Lebensformen, wie sie heute gelebt werden, geklärt werden".

Der Gesprächsband "Rom ist kein Gegner" ist im Freiburger Verlag Herder erschienen. Es handelt sich um ein Gespräch zwischen Bätzing und dem Chefredakteur der "Herder Korrespondenz", Stefan Orth. Der Limburger Bischof beantwortet darin Fragen zu seiner bisherigen Biografie, seinem Wirken als Bischof und DBK-Vorsitzender und seinem Blick auf die Zukunft der Kirche. (mal)