Stellungnahme der DBK-Glaubenskommission zur Zukunft der Fakultäten

Bischöfe machen sich für Theologie an staatlichen Universitäten stark

Veröffentlicht am 06.06.2024 um 12:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wer in Deutschland Theologie studiert, tut das oft an einer staatlichen Universität. Doch die Zukunft der theologischen Fakultäten ist nicht nur angesichts sinkender Studierendenzahlen ungewiss. Die Bischofskonferenz bricht nun eine Lanze für die universitäre Theologie.

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Ohne Theologie würde den staatlichen Universitäten nach Ansicht der deutschen Bischöfe etwas fehlen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) unterstreichen die Bischöfe den Wert konfessioneller Theologie an säkularen Universitäten und sprechen sich für die Zukunft katholisch-theologischer Fakultäten an staatlichen Universitäten aus. "In unserem Bildungs- und Wissenschaftssystem, das durch das Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit geschützt ist (Art. 5 Abs. 3 S. 1 GG), ist es die Universität, in der die verschiedenen Wissenschaften mit ihren jeweiligen Gegenständen und Methoden – einschließlich der Theologien – ihren gemeinsamen institutionellen Ort haben", heißt es in der Stellungnahme.

Zum Selbstverständnis der Kirche gehöre es, integraler Bestandteil der Gesellschaft und damit auch der Wissensgesellschaft zu sein, um "kritisch und konstruktiv ihren Auftrag der Evangelisierung nachkommen zu können". Dazu gehöre auch der Dialog mit den Wissenschaften und damit das kirchliche Interesse daran, dass Theologie an den Universitäten vertreten sei. Die mit einem Wahrheitsanspruch verbundene Perspektive der Theologie ermögliche es, "sich kritisch mit weltanschaulichen Positionen auseinanderzusetzen sowie ethische und existenzielle Sinnressourcen im christlichen Deutungshorizont diskursiv einzubringen". So leiste die Theologie einen wesentlichen wissenschaftlichen Beitrag zur "Reflexion der Selbst- und Weltverortung des Menschen".

Gesellschaft und Kirche profitieren von universitärer Theologie

Auch die Kirche profitiere davon, wenn Theologie an staatlichen Universitäten präsent sei. Eine sich im universitären Diskurs bewährende Theologie ließe sich schwer ersetzen: "Gewissermaßen in Echtzeit verantwortet sich hier der Glaube vor dem Forum der Vernunft; die Theologie sucht im Sinne eines 'kulturellen Laboratoriums' (Veritatis gaudium 3) nach angemessenen Reflexionsmodellen und Ausdrucksformen des Glaubens in der Welt von heute." So sorge die universitäre Theologie für eine "dauernde Vergewisserung über die Inhalte und Methoden des Glaubens, für Vertiefung und Erweiterung nicht nur des Wissens, sondern auch des Verstehens der Wahrheiten, die die Glaubenden in Worten und Zeichen des Glaubens erfahren".

Leerer Hörsaal in einer Universität
Bild: ©adobestock/rcfotostock (Symbolbild)

Ein leerer Hörsaal an einer Universität. Die Zahl der Priesterkandidaten und Studierenden gehen seit Jahren zurück.

2010 hatte der Wissenschaftsrat in seinen "Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen" die Bedeutung der Theologie an der Universität betont: "Die Ausgrenzung der Theologien in eigenständige kirchliche Institutionen kann der Abschließung der jeweiligen Religionsgemeinschaft gegenüber der Gesellschaft Vorschub leisten." Daher hätten Staat und Gesellschaft auch ein Interesse an der Einbindung der Theologien in das staatliche Hochschulsystem. Die Stellungnahme der Glaubenskommission nimmt die Empfehlungen des Wissenschaftsrat zustimmend auf. Sie seien "der christlichen Theologie nichts Fremdes, sondern konvergieren mit hermeneutischen Voraussetzungen des christlichen Glaubens und der Theologie".

Sinkende Zahlen von Seminaristen und Studierenden machen Fakultäten zu schaffen

Die Verortung konfessioneller Theologien an staatlichen Hochschulen statt kirchlichen Einrichtungen ist in der Weltkirche eine Besonderheit, die es vor allem im deutschsprachigen Raum gibt. In Deutschland sind die theologischen Fakultäten als Standort der wissenschaftlichen Ausbildung des Priesternachwuchses durch Konkordate abgesichert. Angesichts sinkender Priesterkandidaten- und Theologiestudierendenzahlen ist die Zukunft der derzeit elf katholisch-theologischen Fakultäten an Universitäten ungewiss. Seit Jahren beraten die deutschen Bischöfe bislang ohne Erfolg über eine Neuordnung der Standorte für die Priesterausbildung, die auch Konsequenzen für theologische Fakultäten haben könnte.

Die Glaubenskommission der DBK berät zu Überlegungen und Anfragen, die sich an die Glaubenslehre der Kirche richten, wie etwa zum Gottesbild, zum Sakramentenverständnis oder zur Bedeutung des Amtes in der Kirche. Ihr Vorsitzender ist der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer ist stellvertretender Vorsitzender. Die Kommission für Wissenschaft und Kultur unter dem Vorsitz des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, die eigentlich in der DBK für das Studium der katholischen Theologie zuständig ist, zeichnet für die Stellungnahme keine Verantwortung. In den vergangenen Jahren sorgte die Entscheidung Woelkis, die ehemalige Hochschule der Steyler Missionare in die Trägerschaft des Erzbistums Köln zu übernehmen und sie als "Kölner Hochschule für Katholische Theologie" neu aufzustellen, für Diskussionen. Insbesondere wurde befürchtet, dass Woelki mit seiner Hochschule eine konservative Alternative zur Bonner Katholisch-Theologischen Fakultät schaffen wolle, an der die Priester des Erzbistums traditionell und dem Preußischen Konkordat entsprechend ausgebildet werden. (fxn)