Radreise unter anderem zu Tatort-Gemeinden des Münchner Erzbistums

Marx: Missbrauchsbetroffene sind prophetische Stimme in der Kirche

Veröffentlicht am 21.06.2024 um 10:46 Uhr – Lesedauer: 

Schliersee ‐ Eine knappe Woche waren Missbrauchsbetroffene mit dem Fahrrad im Erzbistum München und Freising unterwegs. Unter anderem ihr Ziel: Tatort-Gemeinden. Zum Abschluss feierte Kardinal Marx mit den Teilnehmenden einen Gottesdienst.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat von Missbrauch Betroffenen in der Erzdiözese München und Freising für ihr kritisches und zugleich aktives Engagement gedankt. Zur Aufarbeitung von Missbrauch gehöre "natürlich der Blick in die Akten, die Aufklärung", aber zugleich müsse diese Aufarbeitung "etwas Lebendiges sein, ein gemeinsames Projekt, ein aktiver Kampf gegen das Vergessen", sagte Marx am Donnerstagabend in Schliersee. In der dortigen Kirche Sankt Sixtus feierte er einen Gottesdienst mit den Teilnehmenden zum Abschluss der zweiten vom Betroffenenbeirat des Erzbistums initiierten Radreise.

Angefahren wurden auf der Tour vom 16. bis 20. Juni unter dem Motto "Here we are" (Hier sind wir) unter anderem sogenannte Tatort-Gemeinden. Dabei sollte die Botschaft von Solidarität und Wertschätzung, Hilfe und Unterstützung in den Osten und Süden des Erzbistums getragen werden. Bereits im Mai 2023 waren von Missbrauch Betroffene aus dem Erzbistum über die Alpen bis zum Papst geradelt, um mit einer Herzskulptur an ihr Leid zu erinnern.

"Wir sind noch nicht am Ende!"

Mit ihrem beharrlichen Einsatz für die Aufarbeitung seien Missbrauchsbetroffene zu einer prophetischen Stimme in der Kirche geworden, sagte der Kardinal. Er sei "froh darüber, dass wir gemeinsam so weit gekommen sind. Und wir sind noch nicht am Ende!" Aufarbeitung sei ein langer Weg: "Und dieser Weg hat auch mich, hat auch meinen Glauben zutiefst verändert." Er sei durch die Begegnung mit Betroffenen "tastender, unsicherer geworden, auch mit Blick auf das Versagen der Kirche und das Nicht-wahr-haben-Wollen am Anfang", bekannte Marx.

Zugleich unterstrich der Kardinal: "Christus steht an der Seite der Verwundeten, der Verletzten, der Missbrauchten. Deshalb müssen auch wir an ihrer Seite stehen." Die Predigt hielt er mit Pfarrer Kilian Semel. Dieser ist Leiter der Stabsstelle Beratung und Seelsorge für Betroffene von Missbrauch und Gewalt in der Erzdiözese und selbst Missbrauchsbetroffener. Im Anschluss an den Gottesdienst traf sich Marx mit den Teilnehmenden zum vertraulichen Austausch.

Gedenkstele in Maitenbeth

Pro Tag wurden laut Mitteilung zwischen 25 und 65 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Vor Ort tauschten sich die Radfahrer mit Betroffenen und Mitgliedern der Pfarreien aus. Nach dem Start in München führte die Fahrt durch den Südosten des Erzbistums, unter anderem nach Maitenbeth, wo Generalvikar Christoph Klingan eine Gedenkstele für Missbrauchsbetroffene segnete. (KNA)