Standpunkt

Die kirchlichen Medien brauchen Beinfreiheit

Veröffentlicht am 09.07.2024 um 00:01 Uhr – Von Christof Haverkamp – Lesedauer: 

Bonn ‐ Sind kirchliche Medien Tendenzbetriebe, bei denen die Bischöfe mitreden können, wie und worüber berichtet wird? Christof Haverkamp lehnt diese Vision für Bistumszeitungen und kirchliche Internetportale entschieden ab.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

So geht Wertschätzung: Ausdrücklich hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, im Herbst 2023 den Medien gedankt: Ohne die Berichterstattung der Journalisten wäre man in der Aufklärung der Missbrauchsskandale noch längst nicht so weit, lobte der Limburger Bischof im Interview mit der "Zeit". Eine angemessene Haltung.

Aber wie sind (Erz-)Bischöfe generell eingestellt, wenn innerkirchliche Medien Vorkommnisse in der katholischen Kirche kritisieren? Wie weit dürfen Bistumszeitungen oder kirchliche Internetportale gehen? In der Praxis reagieren Bischöfe unterschiedlich auf ehrlich kommentierende Beiträge. Mitunter entsteht der Eindruck, als könnten sie mit dem Tadel von Tageszeitungen oder öffentlich-rechtlichen Sendern besser leben als mit ähnlichen Kommentaren in eigenen Publikationsorganen.

Diese, so scheint es dann, sollten aus der Sicht von Bistumsleitungen lieber als PR-Instrumente dienen. Sekundiert werden sie von jenen Pressesprechern, die betonen, dass Redakteurinnen und Redakteure von Kirchenzeitungen in Tendenzbetrieben arbeiten. Im Klartext: Sie wollten gerne mitentscheiden, was in innerkirchlichen Medien erscheinen sollte oder nicht. Aber diese Haltung schadet der kirchlichen Publizistik, die Beinfreiheit braucht.

Daran ist zu erinnern angesichts des anstehenden Wechsels beim Domradio, dem Multimedia-Sender des Erzbistums Köln. Fast 25 Jahre hat Ingo Brüggenjürgen als Chefredakteur kirchenpolitische Themen kommentiert, oft kritisch und pointiert, doch stets kompetent und loyal zu seiner Kirche. Seine Beiträge waren sehens- und hörenswert. In seiner Redaktion hat er Wert auf kirchenpolitische Vielfalt gelegt. Möglich machte diesen freiheitlichen Kurs über Jahre die Trägerschaft des Bildungswerks der Erzdiözese Köln – nun ist vom radikalen Umbau der Strukturen die Rede. Wieder einmal greift eine Bistumsleitung bei kirchlichen Medien ein, und das ist sehr bedauerlich.

Von Christof Haverkamp

Der Autor

Christof Haverkamp ist Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der katholischen Kirche in Bremen und Senderbeauftragter der katholischen Kirche bei Radio Bremen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.