Donald Wuerl hält Jeb Bushs Äußerungen für "legitim"

US-Kardinal hat Verständnis für Enzyklika-Kritik

Veröffentlicht am 22.06.2015 um 16:50 Uhr – Lesedauer: 
Blick in den Umweltenzyklika von Papst Franziskus
Bild: © KNA
Enzyklika

Washington ‐ Washingstons Kardinal Donald Wuerl hat die scharfe Kritik von US-Präsidendschaftsbewerber Jeb Bush an der gerade veröffentlichen Umweltenzyklika als "legitim" bezeichnet. Mit dem Papier habe Franziskus aber keine politische Agenda vorgelegt, betonte Wuerl in einem Interview.

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Zu Bushs Kritik an der Enzyklika sagte Kardinal Wuerl laut "Fox News Sunday", dieser vertrete "eine legitime Position". Die am 18. Juni veröffentlichte Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus ist das erste päpstliche Dokument, das sich ausdrücklich und vorrangig mit der Schöpfung beschäftigt und in diesem Zusammenhang aktuelle Umweltprobleme wie den Klimawandel behandelt.

Erzbischof: Politiker sollen keine Richtlinien von Glaubensgemeinschaft bekommen

Der Erzbischof von Washington erwiderte auf Bushs Äußerungen: "Ich möchte hoffen, dass kein Politiker Richtlinien von seinem Religionsausschuss, seiner Glaubensgemeinschaft bekommt." Papst Franziskus lege auch keine politische Agenda vor, sondern spreche davon, "was wir tun sollen". Es sei "einer der großen Segen Amerikas", dass jeder seine Meinung sagen dürfe, so Wuerl.

Der Kardinal fügte hinzu, aus Sicht des Papstes sei Klimaerwärmung eine moralische Frage, weil sie "laut einigen Wissenschaftlern" vom Menschen verursacht sei und die ganze Menschheit betreffe, vor allem die Armen. Wirtschaft, Politik und Finanzen hätten immer auch eine moralische Dimension, weil es um Menschen gehe. Niemand könne sich auf persönliche, ökonomische, finanzielle oder politische Interessen zurückziehen, sagte Wuerl.

Schon im Vorfeld der Veröffentlichung hatten sich republikanische Stimmen in den USA zu Wort gemeldet und den neuen Kurs des Papstes kritisiert. Nach dem Chef der Lobby-Organisation "Catholic League" Bill Donohue habe Franziskus in Sachen Klimawandel schlichtweg keine Lehrautorität. Der ebenfalls katholische und republikanische Präsidentschaftsanwärter Rick Santorum hatte erklärt, es gebe "dringendere Probleme auf der Welt" als die globale Erwärmung. Es sei eher Sache der Politiker als des Papstes, sich mit der Frage zu befassen: Schließlich seien die Abgeordneten für die politischen Entscheidungen verantwortlich, die US-amerikanische Arbeiter beträfen.

Mit Blick auf die am Donnerstag veröffentlichte Enzyklika "Laudato si" sagte Bush, er als konvertierter Katholik finde die Art, wie Papst Franziskus Menschen für den Glauben interessiere, "wirklich cool". Religion solle sich aber darum drehen, "wie wir bessere Menschen werden, und nicht um Dinge, die am Ende im politischen Bereich landen". (jml/KNA)