Ausstellung zum Turiner Grabtuch in Dresden

"Wer ist der Mann auf dem Tuch?"

Veröffentlicht am 08.08.2015 um 10:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Grabtuch

Dresden ‐ Ab heute können Besucher eine Wanderausstellung zum Turiner Grabtuch in Dresden besichtigen. Das als Leichentuch Jesu verehrte Textil ist wissenschaftlich umstritten - in Turin zieht es dennoch regelmäßig Millionen Pilger an.

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Die Ausstellung steht unter dem Titel "Wer ist der Mann auf dem Tuch? Eine Spurensuche". Der Malteser Hilfsdienst konzipierte sie als erste ihrer Art in Deutschland. Gezeigt wird eine Nachbildung des Originals aus der Turiner Kathedrale mit Antlitz und Körperumrissen eines gekreuzigten Mannes. Zu sehen ist auch eine dreidimensionale menschliche Gestalt, die nach den Spuren auf dem Tuch gefertigt wurde. Nach Überzeugung vieler Christen zeigt es das Abbild des gekreuzigten Jesus. Zu den Exponaten gehören auch biblische Texte über Leiden und Sterben Jesu sowie Forschungsergebnisse zum Tuch.

Über Alter und Echtheit des Turiner Grabtuchs, auf dessen Negativbild die Gesichtszüge eines bärtigen Mannes zu erkennen sind, streiten Wissenschaftler bis heute. Seit 1578 wird das 4,36 Meter lange und 1,10 Meter breite Textil in einer Seitenkapelle des Turiner Doms aufbewahrt. Es wird zu besonderen Anlässen öffentlich ausgestellt, zuletzt von April bis Juni. Es kamen mehr als zwei Millionen Pilger aus aller Welt nach Turin, unter ihnen Papst Franziskus. (KNA)

Stichwort : Turiner Grabtuch

Zu den weltbekannten Attraktionen Turins gehört das Turiner Grabtuch. Das 4,36 mal 1,10 Meter große Leinentuch zeigt den Doppel-Abdruck eines kräftig gebauten, 1,81 Meter großen Mannes mit Bart und langem Haar. Es wird seit 1578 im Turiner Dom aufbewahrt. Öffentlich gezeigt wird es nur selten.

Einig sind sich die Forscher darin, dass der "Mann des Grabtuchs" alle Merkmale der in der Bibel beschriebenen Kreuzigung aufweist. Chemische Untersuchungen von Staub- und Blütenpartikeln weisen auf einen Entstehungszeitraum vor 2.000 Jahren und den Vorderen Orient hin. Die Echtheit des Tuchs ist allerdings umstritten. Es gibt unterschiedliche Forschungsergebnisse über sein Alter.

1988 hatte die Datierung von Stoffpartikeln mit Hilfe der Radiokarbonmethode eine Entstehung im Mittelalter ergeben. Andere Wissenschaftler hatten dem widersprochen und gesagt, die Reliquie stamme "fast sicher" aus der Zeit Jesu. Dass es 1988 auf eine mittelalterliche Entstehungszeit datiert worden sei, liege an verfälschendem Bakterien- und Pilzbefall späterer Jahrhunderte. Zudem wurde das Abbild einer Münze aus römischer Zeit auf dem Grabtuch und andere Indizien als Beleg für eine Datierung um die Zeit Jesu gewertet.

Die katholische Kirche hat sich nicht offiziell zur Echtheit des Tuchs geäußert. Es ist daher keine Reliquie im strengen Sinne. Kirchenvertreter verweisen darauf, dass die Frage seiner Datierung für den Glauben nicht entscheidend sei. (KNA)

Linktipp: Keine Antwort der Wissenschaft

Turin wirkt auf den ersten Blick nicht gerade wie ein Ort, der ein großes Rätsel birgt. Vor der Reißbrettkulisse der norditalienischen Industriestadt erscheint jenes geheimnisvolle Stück Stoff, das in einer Seitenkapelle des Doms aufbewahrt wird, geradezu als Fremdkörper: das Grabtuch von Turin.