Negatives Urteil über Werke der Mystikerin Maria Valtorta bleibt

Vatikan bekräftigt Ablehnung angeblicher Leben-Jesu-Offenbarungen

Veröffentlicht am 05.03.2025 um 11:16 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Ein Mammutwerk – und angeblich von Jesus Christus persönlich inspiriert: Zehntausende Seiten hat die italienische Mystikerin Maria Valtorta aufgeschrieben. Immer noch ist ihr Werk beliebt. Jetzt versucht der Vatikan erneut, dem Einhalt zu gebieten.

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Die Schriften der italienischen Mystikerin Maria Valtorta (1897–1961) werden von der Kirche weiterhin nicht als übernatürliche Offenbarungen anerkannt. Das Glaubensdikasterium teilte am Dienstag mit, dass die von ihr veröffentlichten "Visionen", "Offenbarungen" und "Botschaften" lediglich als literarische Ausdrucksformen aufgefasst werden können, mit der die Autorin das Leben Jesu auf eigene Weise nacherzählt habe. Anlass für die Klarstellung ist der Mitteilung zufolge, dass immer wieder Kleriker und Laien das Dikasterium nach der kirchlichen Bewertung der Werke fragten, insbesondere die Leben-Jesu-Erzählung "Der Gottmensch".

"In ihrer langen Tradition akzeptiert die Kirche die apokryphen Evangelien und andere ähnliche Texte nicht als verbindlich, da sie deren göttliche Inspiration nicht anerkennt und auf die gesicherte Überlieferung der inspirierten Evangelien verweist", betont das Dikasterium. Valtorta bezieht sich in ihren Schriften auf Visionen, in denen sich ihr Jesus selbst offenbart haben soll. Ihre Visionen will sie zwischen 1943 und 1953 empfangen haben. Insgesamt schrieb sie etwa 15.000 Seiten.

Ihr Hauptwerk "Der Gottmensch", das ursprünglich den Titel "Das Evangelium, wie es mir offenbart wurde" trug, wurde auf Grundlage ihrer handschriftlichen Aufzeichnungen durch ihren Beichtvater zusammengestellt. 1959 wurde es in den später abgeschafften "Index der verbotenen Bücher" aufgenommen. In der Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" wurde das Werk 1960 als "schlecht romantisiertes Leben Jesu" bezeichnet. 1985 bestätigte der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, die weiterhin ablehnende Haltung seiner Behörde in einem Schreiben an den Erzbischof von Genua.

Regelmäßig Urteile über mutmaßlich übernatürliche Phänomene

Im vergangenen Mai veröffentlichte das Glaubensdikasterium neue Richtlinien für die Prüfung von mutmaßlich übernatürlichen Phänomenen und Offenbarungen. Ziel ist nun nicht mehr, die Übernatürlichkeit eines Ereignisses definitiv festzustellen. Stattdessen ordnet es die geprüften Ereignisse in verschiedene Kategorien ein, die von einem "Nihil obstat", bei dem der pastorale Wert eines Ereignisses gewürdigt wird, bis zu einem "Prohibetur et obstruatur" reichen, bei dem die kritischen Aspekte überwiegen und an der Verehrung des Phänomens nicht festgehalten werden darf. Bei den Werken von Valtorta wird keine ausdrückliche Einordnung in die Kategorien vorgenommen, die klare Ablehnung entspricht aber einer "declaratio de non supernaturalitate", der Erklärung, dass das Phänomen als nicht übernatürlich betrachtet wird.

Seit Veröffentlichung der neuen Richtlinien hat die Behörde mehrere neue Bewertungen angeblicher Wundern veröffentlicht sowie bereits gefällte Entscheidungen, etwa zur angeblichen Erscheinung der "Frau aller Völker" in Amsterdam, wieder in Erinnerung gerufen. Die bedeutendste Entscheidung auf Grundlage der neuen Richtlinien ist bislang das positive Urteil über den Marienwallfahrtsort Medjugorje, bei dem festgestellt wurde, dass einer Verehrung nichts im Wege stehe. (fxn)