Diese Sätze von Papst Franziskus bleiben
Ich bin traurig, dass Papst Franziskus tot ist. Schon länger war abzusehen, dass er schwer krank und auf den letzten Wegen seines Lebens unterwegs ist. Nun im Rückblick wird mir bewusst, mit welcher Herzenswärme und Liebe dieser Papst sein Amt als Dienst für die Menschen verstanden hat. Noch bei seiner letzten Ausfahrt mit dem Papamobil nach der Ostermesse auf dem Platz vor dem Petersdom, berührte und segnete er Babys und Kinder und winkte den Menschen zu – mit letzter Kraft. Damit hat er noch kurz vor dem Ende seines Lebens gezeigt, worum es ihm geht: um das gute Miteinander, um das Dasein für andere. Auch mit Worten hat Papst Franziskus während seiner Amtszeit immer wieder versucht, die Herzen der Menschen zu erreichen. Einige Sätze davon bleiben mir in guter Erinnerung.
"Buona sera!"
Mit einer höflichen Geste grüßte Papst Franziskus bei seinem ersten Auftritt am Abend des 13. März 2013 auf der Loggia des Petersdomes und winkte den unten wartenden, jubelnden Menschen freundlich zu: "Brüder und Schwestern, guten Abend!" Ich bin mir sicher, mit diesem schlichten Gruß erreichte er die Herzen der Menschen auf Anhieb und schürte damit gleichzeitig große Erwartungen an ihn selbst, als Oberhaupt der katholischen Kirche. Damals wurde deutlich, hier spricht ein Mensch zu Menschen, abseits vom Protokoll, fast schüchtern, direkt aus dem Herzen. Ich werde das Bild des damals 76-Jährigen in der weißen Soutane nicht vergessen. Er wirkte bescheiden – und diese Bescheidenheit hat ihn sein ganzes Pontifikat über begleitet. Damit wollte Papst Franziskus vielleicht deutlich machen: Zuerst bin ich ein Mensch und ich rede mit euch auf Augenhöhe und gleichzeitig machte er damit den Kurs seines Pontifikates deutlich: "nah an den Menschen". Für mich war er ein Papst der Herzen.
"Bitte, Danke, Verzeihung!“
Beim Weltjugendtag in Krakau erlebte ich Papst Franziskus persönlich und nahbar. Ich mochte seine angenehme Stimme, seine klugen Gedanken, die er in Reden und Predigten für die Teilnehmenden, vor allem junge Menschen, formulierte. Bei einer seiner Katechesen sagte er, dass er es mutig findet, wenn sich Menschen für eine Beziehung miteinander, für ein Leben in der Ehe und mit Familie entscheiden. Mitgeben wollte er ihnen nur drei Worte: "Bitte, Entschuldigung, Danke". Wer so mit anderen spricht, dem gelingen Beziehungen, war sich der Papst sicher. Auch in seiner Enzyklika "Amoris Laetitia", (dt. Die Freude der Liebe), die Papst Franziskus nach den beiden Familiensynoden 2014 und 2015 verfasst hatte, findet sich diese Empfehlung. Dort heißt es, nicht kleinlich zu sein im Gebrauch mit diesen drei Worten, sondern sie großzügig Tag für Tag zu wiederholen, um manches Schweigen in den Familien, zwischen Eheleuten, Eltern und Kindern zu durchbrechen. Was für kluge Worte! Wenn jemand etwas Hässliches getan hat, dann sage er "Entschuldige". So kommen "Frieden und Freude" in die Familie, führt darin der Papst weiter aus. Vielleicht passt dazu auch der Satz, den Papst Franziskus im März 2024, also vor einem Jahr, in seiner damaligen Osterbotschaft auf dem Petersplatz über den Nahost-Konflikt sagte: "Frieden wird niemals mit Waffen geschaffen, sondern indem man die Hände ausstreckt und die Herzen öffnet."
"Wer bin ich, um ihn zu verurteilen?"
Zu gesellschaftspolitischen Themen zeigte der Papst eine milde, pastorale Haltung. Auf dem Rückflug einer Brasilienreise im Jahr 2013 antwortete er auf eine Journalistenfrage so: "Wenn jemand schwul ist und den Herrn sucht, wer bin ich, um ihn zu verurteilen?" Diese Aussage wurde von vielen als positives Signal der Wertschätzung verstanden. Auch in pastoralen Fragen für Geschiedene und Wiederverheiratete äußerte sich Papst Franziskus versöhnlich. Ich denke, es ging ihm darum, Menschen anzunehmen, wie Gott sie geschaffen hat und liebt. Beim Weltjugendtag in Lissabon und Fátima sagte er laut auf Spanisch: "Todos, todos, todos". Dieser Satz hallt bis heute nach. Der Papst meinte damit ausdrücklich: "Alle, alle, alle sind in der Kirche willkommen, keiner soll ausgeschlossen sein", weil jeder Mensch ein Abbild Gottes und seiner Würde ist. Zumindest ist mit diesen Worten die Hoffnung verbunden, dass die Kirche eine Kirche für alle sein soll. Das betonte Franziskus immer wieder. Bei der Frage der Priesterweihe für Frauen blieb diese Willkommensgeste bislang aus.
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"Vorwärts, mit Freude!"
Als Papst Franziskus im Juni 2023 nach einer überstandenen Operation beim Verlassen des Krankenhauses in Rom gesagt hat "Vorwärts, mit Freude", war ein frischer Wind zu spüren. Er ging selbst in der Öffentlichkeit an seine Grenzen, mit Hingabe, hoffnungsvoll und stets mit einem Lächeln im Gesicht. Wie oft hob er am Ende von Gesprächen seine beiden Daumen, so als ob er deutlich machen wollte, dass das Leben immer wieder "Auferstehung bedeutet". An anderer Stelle, nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. vor zwei Jahren wiederholte er mehrfach "Ich lebe". Was das für ihn bedeutete, führte er bei einer Predigt im Petersdom im Oktober 2024 noch näher aus: "Um wirklich zu leben, kann man nicht sitzen bleiben. Leben heißt immer: sich in Bewegung setzen, auf den Weg machen, träumen, planen, offen für die Zukunft sein." Heute klingt das wie ein Testament von Papst Franziskus.
"Beten Sie für mich!“
Wer ihm persönlich begegnete oder ihm die Hand geschüttelt hat, hörte immer diesen gleichen Satz: "Beten Sie für mich – ich bete für Sie." So einfach, so klar. Es war sein Leitwort, sein ständiger Auftrag. Auch als er häufig in der katholischen Gemeinde in Gaza-Stadt anrief, wie im Januar in einem Video-Telefongespräch, das man sich in den sozialen Medien anschauen kann, bittet er am Ende des Gesprächs den Pfarrer der dortigen Gemeinde: "Beten Sie für mich, aber zu meinen Gunsten, nicht gegen mich." Franziskus war ein Mann des Gebets, um daraus Kraft zu schöpfen für das Gespräch mit Menschen. Das Rosenkranzgebet mochte der Papst gerne. So besuchte er während seines zwölfjährigen Pontifikats die Basilika Santa Maria Maggiore sehr oft und betete dort vor dem Marienbildnis. Das letzte Mal hatte er die Kirche am Vorabend des Palmsonntags besucht, nur wenige Tage vor seinem Tod.
"Wenn Frauen das Kommando haben, laufen die Dinge gut!"
Nach der Entlassung von Papst Franziskus aus der Gemelli-Klinik in Rom, versäumte er es nicht, sich beim medizinischen Personal für all das zu bedanken, was während seines 38-tägigen Aufenthalts für ihn getan wurde. Der Papst traf die Pfleger und Ärzte in einem Saal neben der großen vatikanischen Audienzhalle. Mit dabei war auch das medizinische Personal des Vatikans, das den 88-Jährigen bei seiner geplanten zweimonatigen Genesungsphase betreute. Dort hat er dann bei der Pressekonferenz mehrfach "Danke" gesagt. Das hat mich berührt, dass er es nicht als selbstverständlich ansieht, wenn Ärzte und Pfleger sich um seine Gesundheit sorgen. Und der Papst hat sich auch bei der Rektorin der Katholischen Universität, zu der das Krankenhaus gehört, Elena Beccalli, für ihren Einsatz bedankt: "Danke Ihnen, Sie waren so stark. Wenn Frauen das Kommando haben, laufen die Dinge gut." Und der Papst lachte herzhaft, als er das sagte. Dieser Satz, als einer seiner letzten öffentlich ausgesprochenen, war freundlich, vielleicht lustig gemeint, dennoch klug. Ich nehme ihn mit – als zukunftsweisend.
Manche seiner Sätze über Frauen, die geschwätzig sein oder in erster Linie eine gute Mutter sein sollen oder über Ordensfrauen, die kein Essiggesicht zeigen sollen, haben mich verstört. Doch das meiste, was Papst Franziskus den Menschen auf Augenhöhe sagte, hat mich überzeugt. Vielleicht wird es einmal in der katholischen Kirche tatsächlich Frauen im Klerus geben und ihre gottgegebene Berufung wird von Männern anerkannt werden. Papst Franziskus hob im Laufe der Jahre mehrere Frauen in hohe vatikanische Ämter – er hat frischen Wind in den Vatikan und in die katholische Kirche gebracht. Für mich war er ein Papst des Aufbruchs – denkt man an seine spontanen Ausflüge auch am Ende seines Lebens –, weg vom Protokoll hin zu den Menschen.
Ich schaue mir gerne seinen letzten öffentlichen Auftritt vom Ostersonntag an, wie er im weißen Papamobil durch die jubelnde Menge fährt. Papst Franziskus zeigte sich als berührbarer, nahbarer Mensch, und er liebte es, bei den Menschen zu sein. Diese Botschaft lebte er – bis zu seinem Lebensende. Nun glaube ich, dass er dort angekommen ist, wovon er immer gesprochen hat. Und ich hoffe, dass viele Menschen für ihn in diesen Tagen des Abschieds beten, so wie er es sich gewünscht hat. "Ich bete für euch – bitte, betet für mich." Papst Franziskus wird fehlen – seine Worte bleiben.
