"Wie ein Vater": Bischof Wilmer erinnert sich an Papst Franziskus
Der verstorbene Papst Franziskus habe den "Schalk im Nacken" gehabt – was nicht wenige vermutet haben, bestätigt nun der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. Er sei einmal einer Ordensfrau begegnet, die nach einer Papstaudienz völlig verstört gewesen sei, weil der Papst sie konsequent als "Heilige Tochter" angeredet habe, weil sie partout nicht auf die Anrede "Heiliger Vater" verzichtet habe – das berichtete Wilmer in einer persönlichen Erinnerung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstag). Für ihn sei Franziskus wie ein Vater gewesen.
Vor seiner ersten Audienz sei er noch aufgeregt gewesen, sagte Wilmer, der einer der letzten deutschen Bischöfe war, die Franziskus privat empfangen hat. Nach dem ersten Treffen haben beide sich etwa einmal im Jahr persönlich ausgetauscht. Damals habe er sich gefragt: "Was sage ich nur, und was sagt der Papst wohl? Aber die Nervosität ist nach zehn Sekunden verflogen."
Für ihn sei es "ein Hammer" gewesen, dass Franziskus in einem Brief an Priesteramtskandidaten empfohlen habe, möglicht viele Romane und Gedichte zu lesen. Für seine Ausbilder, so Wilmer, sei verbotene Literatur noch Realität gewesen. Bei ihrem letzten Zusammentreffen hätten sie über Marcel Proust und Friedrich Hölderlin gesprochen: "Und der Papst hat dabei gestrahlt." (KNA)