Generaloberin Ganz: Neuer Papst könnte Frauen weiter ausschließen

Die Theologin und Frauenrechtlerin Katharina Ganz sorgt sich, dass Papst Leo XIV. die Hoffnungen vieler Menschen der nördlichen Hemisphäre enttäuschen könnte. Die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen erklärte am Freitag in der "Zeit": "Ich fürchte, dass der neue Papst das Thema Frauenweihe nicht forcieren, sondern eher Franziskus' Linie fortsetzen wird, also Frauen in Leitungspositionen bringt, die keine Weihe erfordern."
Am Schluss seiner Ansprache habe der neue Papst mit den Gläubigen ein Ave Maria gebetet. Die Frage werde sein: "Wie sieht er Maria, welches Frauenbild hat er? Wo sieht er uns in der Kirche?" Für Ganz wäre es "verheerend", wenn der neue Papst dabei bliebe, dass Frauen in der Kirche andere Aufgaben hätten als Männer. "Er sagt ja damit, Frauen seien anders als Männer. Letztlich würde er als Papst den Frauen sagen, wo ihr Platz ist. Das ist ein Patriarchalismus, den wir seit Jahrhunderten erleben und den wir überwinden müssen."
Ganz: "Wunde, unter der ich leide"
Die Theologin erklärte, sie habe sich die Beerdigung von Papst Franziskus nicht ansehen können: "Ich kann das nicht aushalten, vier Stunden vor dem Fernseher zu sitzen und vor Augen geführt zu bekommen, dass unsere Kirche klar patriarchal ist und ihre Hierarchie ausschließlich aus geweihten Männern besteht. Für mich ist das eine Wunde, unter der ich leide, seit mir nach dem Theologiestudium klar wurde, dass ich dieselbe Ausbildung habe wie Priester." Die Männer seien ein halbes Jahr nach dem Studium zum Diakon geweiht worden und später zum Priester. "Und ich sitze bestenfalls im Chorgestühl bei der Messe, singe im Chor oder lese die Fürbitten."
Wenn sie Papst Leo XIV. treffen könnte, wolle sie ihm sagen, "dass es Frauen gibt, die sich zum Diakonat oder Priesteramt berufen wissen". Ganz erklärte, sie wünsche sich, "dass diese Berufungen von der Kirche geprüft werden und dass der Zugang zu den Ämtern über Kompetenzen erfolgt – und nicht über das Geschlecht. Damit auch die Kirche im 21. Jahrhundert ankommt."
Wie nachhaltig Papst Franziskus' Reformen gewesen seien, bleibe abzuwarten. Zwar habe er Frauen in hohe Ämter berufen, doch könne Leo entscheiden, ob er sie in diesen Ämtern bestätige: "Mit dem Tod von Papst Franziskus haben die Leitungen der Dikasterien, das sind die Zentralbehörden der vatikanischen Kurie, automatisch ihren Posten verloren. Das gilt auch für Schwester Simona Brambilla." (KNA)