Ein Geschenk für das neue Kirchenoberhaupt

Kardinal: Das habe ich Papst Leo XIV. direkt nach seiner Wahl gesagt

Veröffentlicht am 20.05.2025 um 11:59 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Als Leo XIV. die Zweidrittelmehrheit der Papstwähler erreicht hatte, haben die anderen 132 Kardinäle im Konklave ihm gratuliert. Einer von ihnen hat jetzt verraten, was er dem neuen Kirchenoberhaupt dabei mit auf den Weg gegeben hat.

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Der Hongkonger Kardinal Stephen Chow hat Papst Leo XIV. direkt nach seiner Wahl eine Statue der Muttergottes von Sheshan in China geschenkt. Er habe erfahren, dass der damalige Erzbischof von Hongkong, Kardinal John Tong Hon, 2013 eine solche Statue mit ins Konklave gebracht habe, verriet Chow in einem Interview mit dem "America Magazine" (Montag). "Also brachte ich diesmal eine mit und sagte: 'Ich habe dieses Geschenk für dich mitgebracht – unsere Frau von Sheshan.'" Der Papst habe überrascht auf die Geste reagiert. Er habe, so Chow weiter, außerdem angefügt: "Bitte vergessen Sie die Kirche in China und das chinesische Volk nicht!" Das Marienheiligtum im chinesischen Sheshan gilt als der bedeutendste katholische Wallfahrtsort des Landes. Papst Franziskus soll eine Statue der Muttergottes von Sheshan in seiner Wohnung gehabt haben

In dem Interview kritisierte Kardinal Chow die Sprachregelung rund um das Konklave. So sei die Messe vor dem Einzug in das Konklave lediglich in Latein und Italienisch gehalten worden, obwohl einige Kardinäle kein Italienisch beherrschten. Nur eine Lesung sei auf Englisch vorgetragen worden. So habe er der Messe und auch der Predigt nicht folgen können, da es hierfür keine Übersetzung gegeben habe, sagte Chow. "Ich denke, der Heilige Vater sollte die Sprachregelung für künftige Konklave besser überprüfen."

"Es war ein guter Vortrag"

Ähnlich erging es ihm demnach auch bei dem Eid vor dem Einzug ins Konklave, der auf Latein abgelegt werden muss. Dass dieser live übertragen wurde, sei den Kardinälen nicht bewusst gewesen. Außerdem habe es vorher keinen Unterricht darin gegeben, wie der Eid ausgesprochen werden müsse. "Ich fand es peinlich, das öffentlich zu tun, ohne dass ich von der Live-Übertragung wusste." Der Vortrag des ehemaligen Predigers des päpstlichen Haushalts, Kardinal Raniero Cantalamessa, habe dagegen in englischer Übersetzung ausgelegen. "Gott sei Dank. So konnte ich ihn lesen und ihm folgen. Es war ein guter Vortrag", sagte Chow.

Als er ins Konklave eingezogen sei, habe er noch keinen Kandidaten im Kopf gehabt, so der Kardinal weiter. Er habe die Namen aus den Medien gekannt, "aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich ihnen als Fakten nicht trauen konnte; es waren Spekulationen", so Chow.

Er erklärte darüber hinaus, dass die Kardinäle nicht nur die offiziellen Profile der Papstwähler vom Vatikan bekommen hätten, sondern ihnen auch das Buch "The College of Cardinals Report" zugesteckt wurde. Er habe das Buch nicht mit ins Konklave genommen. Auf die Frage, wie die Kardinäle darauf reagiert hätten, solche Bücher ausgehändigt zu bekommen, sagte Chow: "Nicht sehr positiv, sie hatten das Gefühl, dass sie manipuliert wurden." Der Report wurde von einer Gruppe konservativer Vatikan-Korrespondenten ausgearbeitet und stufte die Positionen einiger als "papabile" gehandelter Kandidaten zu besonders polarisierenden Themen aus dem Pontifikat von Franziskus ein. (cbr)