Sexueller Missbrauch und andere Skandale Gründe für Ablehnung

Umfrage: Irische Bevölkerung mit Blick auf Kirche tief gespalten

Veröffentlicht am 21.05.2025 um 11:19 Uhr – Lesedauer: 

Dublin ‐ Irland war eines der ersten Länder, in denen massenhaft Fälle sexuellen Missbrauchs durch Priester und Ordensleute bekannt wurden. Das Vertrauen in die Kirche ist in dem Land dadurch erheblich gesunken. Das zeigt auch eine neue Umfrage.

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Die Bevölkerung in Irland ist laut einer neuen Umfrage in ihrer Einstellung zur katholischen Kirche tief gespalten. Eine vom "Iona Institute" durchgeführte Befragung habe ergeben, dass jeweils rund ein Drittel der Bevölkerung die Kirche und ihre Vertreter positiv oder negativ sähen, ein weiteres Drittel habe sich neutral geäußert, berichtete das US-Portal "Crux" am Mittwoch.

Deutliche Unterschiede zwischen den Generationen

Als Begründung für eine negative Einstellung gegenüber der Kirche gaben 42 Prozent der Befragten den Angaben zufolge den Missbrauch in der Kirche an. 31 Prozent nannten andere Skandale und 17 Prozent "altmodische Ansichten" der Kirche gegenüber Frauen sowie bei den Themen Abtreibung und LGBTQ+. 14 Prozent hätten sich zudem negativ über den traditionell starken Einfluss der Kirche auf das Land geäußert.

Die Umfrage zeigt laut "Crux" deutliche Unterschiede zwischen den Generationen: Bei jüngeren Menschen überwögen negative Einstellungen, ältere Menschen neigten eher zu einer positiven Sicht. Eine Sprecherin des "Iona Institute" erklärte, es sei "angesichts der Skandale, die noch immer in den Köpfen der Öffentlichkeit präsent sind" nicht überraschend, dass die öffentliche Meinung gegenüber der Kirche in Irland so gespalten sei und es viele negative Einstellungen gäbe. Positiv sei jedoch, dass viele Menschen der Lehre der Kirche positiver gegenüberständen als der Institution selbst.

"Die Menschen vertrauen der Kirche nicht mehr"

Die Umfrage zeige zudem, dass das Christentum im Allgemeinen und der Katholizismus im Besonderen für viele Iren weiterhin eine starke Quelle individueller und kollektiver Identität darstelle. "Es ist interessant, dass ältere Menschen, die am besten mit Priestern und Nonnen vertraut sind, am wenigsten negativ eingestellt sind", so die Sprecherin weiter. Viele junge Menschen träfen dagegen nie Priester oder Nonnen, ihr Bild von der Kirche sei vielmehr von Skandalen oder negativen Darstellungen in Filmen und Dokumentationen geprägt.

Irland galt einst als eines der katholischsten Länder Europas. Ähnlich wie in anderen Ländern hat der ab den 1990er Jahren bekannt gewordene sexuelle Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch Priester und Ordensleute in dem Land das Vertrauen in die katholische Kirche erheblich zerstört. "Die Kirche hat in Irland enorm an Boden verloren. Die Menschen vertrauen ihr nicht mehr", sagte die ehemalige irische Präsidentin Mary McAleese im vergangenen Jahr. Die Zahl derer, die sich in Volkszählungen als katholisch identifizieren, nehme weiter rapide ab. Gleiches gelte für die Zahl der Kirchenbesucher und der Spenden. "Die Auswirkungen des Missbrauchsskandals an Kindern durch Geistliche waren brutal." (stz)