Frieden, Freiheit, Einheit: Darüber sprachen die Bischöfe zu Pfingsten

Zum Pfingstfest hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, dazu aufgerufen, sich anderen zuzuwenden. "Wir Menschen sind nicht dafür gemacht, um uns selbst zu kreisen und unser Dasein zu sichern; sich entfalten, wachsen, kommunizieren und Gemeinschaft erfahren, das macht das Leben erst wirklich lebenswert", sagte Bätzing am Sonntag beim Pfingstgottesdienst im Limburger Dom. Das Fest erinnert daran, dass Gott laut der Bibel den Heiligen Geist zu den Menschen geschickt hat.
Der Limburger Bischof erinnerte an die Kostbarkeit des menschlichen Atems. Leben heiße atmen und atmen heiße leben; ohne Atem sei es dem Menschen nicht möglich, zu sprechen, zu singen, zu lachen oder zu rufen. "Was unseren menschlichen Leib lebendig hält, dient also darüber hinaus der Pflege unserer Beziehungen und dem sozialen Miteinander", sagte Bätzing. Auch die Gottesbeziehung lebe davon, mit dem Atem zu Gott zu sprechen, ihn singend zu preisen oder still zu beten.
"Erst wenn wir geboren sind, beginnen wir zu atmen", so der Bischof. Er verwies auf den biblischen Schöpfungsbericht: Demnach habe Gott den Menschen aus Erde geformt, aber erst durch den Atem Gottes sei er zu einem Lebewesen geworden. Indem Gott den Menschen "seine Lebensenergie einhaucht, werden wir lebendig. So sind wir als Ebenbilder Gottes geschaffen. Das gibt uns Würde und Gott-Verwandtschaft."
"Zeichen und Werkzeug der Einheit"
Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Fuldaer Bischof Michael Gerber, rief die Kirche dazu auf, "Zeichen und Werkzeug der Einheit" zu sein. In einer Zeit wachsender Spannungen und Polarisierungen habe diese einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, sagte Gerber laut Redemanuskript am Sonntag in seiner Pfingstpredigt im Fuldaer Dom. Dazu sei der Dialog mit anderen Konfessionen, Religionen und allen Menschen guten Willens nötig. Pfingsten sei das Fest der Verständigung und der Einheit der christlichen Kirchen.
Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt sei für die Kirche zwar schmerzhaft, aber sie müsse sich aus innerer Überzeugung ihrer Verantwortung stellen, sagte Gerber mit Blick auf die bevorstehende Veröffentlichung des Abschlussberichts zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda am 17. Juni. Dies sei Voraussetzung für eine Kirche, die glaubwürdig ein Zeichen der Hoffnung sein wolle.
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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx brachte seine Sorge um einen "Zivilisationsrückschritt" zum Ausdruck. Die Menschen kämpften heute um "wahre Freiheit", sagte der Erzbischof. Diese Freiheit vollende sich jedoch nicht in der Herrschaft über andere oder deren Ausbeutung, sondern in der Liebe und im Miteinander. Menschen, die der Ansicht seien, wer Geld habe, dürfe bestimmen, könne andere öffentlich beleidigen oder Lügen verbreiten, pervertierten die Freiheit.
Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz betonte, Frieden werde niemals durch Waffen erreicht. Immer noch mehr ungezügelte Gewalt vergrößere das Elend, aber gewiss nicht die Chance auf Frieden. Er rief dazu auf, sich für den Heiligen Geist zu öffnen, alle Abschottung und Egoismen zu durchbrechen - nur so sei ein entwaffneter und entwaffnender Friede möglich.
Erzbischof Gössl: Mehr Gottesfurcht
Der Würzburger Bischof Franz Jung sagte, die Papstwahl vor einem Monat zeige, wie gute geistliche Entscheidungen gelingen könnten. Dazu gehöre das Gebet um den Heiligen Geist. Auch benötigten Entscheidungen geschützte Räume, die sich jeder schaffen und bewahren solle. Entscheidungen dürften zudem nicht ständig vertagt werden – auch die Kardinäle hätten das Konklave nicht vorzeitig verlassen können.
Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl mahnte angesichts zunehmend religiöser Gleichgültigkeit in der Gesellschaft mehr Gottesfurcht an. Der Begriff sei nicht im Sinne von Angst zu verstehen, sondern als eine geistliche Stärke, die in der Erfahrung von Liebe wurzle.
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hatte bereits am Samstag dazu aufgerufen, die "ständige Erneuerung im Heiligen Geist" zuzulassen. Entscheidend sei der zentrale kirchliche Auftrag, nämlich "ein Eintreten für die Gebeugten, eine Offenheit für die am Rande der Gesellschaft". (cbr/KNA/epd)