Neue kfd-Vorsitzende: Werden weiter für unsere Forderungen einstehen

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hat Ende Juni einen neuen Vorstand gewählt: Bundesvorsitzende ist nun Anne König. Die 40-jährige Münsterländerin, die seit 2021 für die CDU im Bundestag sitzt, folgt auf Mechthild Heil. Im Interview spricht König darüber, wie sie die Probleme und Herausforderungen der kfd angehen will und wie sie sich bei kirchenpolitischen Themen einbringen will.
Frage: Frau König, Sie übernehmen mit 40 Jahren den Bundesvorsitz der kfd – das sieht nach einem Generationswechsel an der Spitze aus. Inwiefern war der nun nötig?
König: Ich habe mich sehr gefreut, dass man auf mich zugekommen ist und mir diese Möglichkeit gegeben hat. Im ersten Moment habe ich da noch gar nicht über mein Alter nachgedacht, weil ich selbst schon jahrelang bei der kfd bin. Wenn man auf den neuen Bundesvorstand schaut, finde ich die Mischung sehr gut: Wir haben erfahrene Frauen dabei, das ist auch wichtig. Und es sind ein paar neue dazugekommen, egal welchen Alters. Und ich bin als Jüngste in dem Team eben gleich die Vorsitzende.
Frage: Was ist Ihre Geschichte mit dem Verband?
König: In meiner Heimatgemeinde, St. Remigius in Borken, haben wir noch einen sehr starken Ortsverband. Von der dortigen Vorsitzenden bin ich vor gut vier Jahren angesprochen worden, ob ich nicht auch Lust hätte, mitzumachen, weil meine Mutter schon dabei ist. Dann bin ich zu verschiedenen Abenden eingeladen worden und habe das Programm kennengelernt. In der Gemeinde ist es noch so, dass sich jeder und jede kennt, und vieles über die persönliche Ansprache läuft.
Frage: Was ist Ihre persönliche Motivation für das Amt der Bundesvorsitzenden?
König: Wenn sich Dinge verändern, muss man gemeinsam die Veränderung gestalten, um für die jeweilige Situation zeitgemäße Antworten zu finden. Ich möchte mich dieser Herausforderung gerne stellen und bin zuversichtlich, dass wir das im neuen Vorstand anpacken. Ich habe von den Mitgliedern zahlreiche Glückwünsche erhalten. Der Mut, diese Aufgabe anzunehmen, wird durch diese Unterstützung nochmal bestärkt.
"Es bringen sich so viele Frauen seit Jahrzehnten ein. Das werden wir auch weiterhin tun, auch wenn es oft frustrierend ist. Aber ich bin Optimistin: Wir werden Schritt für Schritt Erfolge erzielen, denn Änderungen beginnen von unten und manchmal wird man ja auch positiv überrascht", sagt Anne König.
Frage: Was sind derzeit die größten Herausforderungen für den Verband?
König: Wir sehen natürlich, dass die kfd Mitglieder verloren hat. Entsprechend befinden wir uns auch in einem Verbandsentwicklungsprozess und überlegen uns Maßnahmen, um dagegenzuwirken. Wenn die Ressourcen weniger werden, muss man sich auf bestimmte Schwerpunkte fokussieren. All diese Themenschwerpunkte wollen wir in der kommenden Klausurtagung im Bundesvorstand angehen. Gleichwohl gibt es natürlich auch die strukturelle Herausforderung: Wie steht es um die Finanzierung? Auch hier müssen wir uns langfristig aufstellen und dem Verband eine Zukunft geben, die auf festen Fundamenten steht.
Frage: Haben Sie schon konkrete Ideen, was man gegen die sinkenden Mitgliedszahlen tun könnte und wie man den Verband vielleicht auch für jüngere Frauen attraktiver macht?
König: Wir brauchen für die breite Masse in der Bevölkerung Themenschwerpunkte. Als 40-jährige Mutter von zwei Kindern sind mir persönlich Themen wie "Frauen stärken Frauen", aber auch Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Frauenschutz und gleiche Rechte für Frauen in Kirche und Gesellschaft wichtige Anliegen. Dann gibt es noch das Stichwort Einsamkeit, insbesondere bei älteren Frauen. Diese Punkte betreffen Frauen in Deutschland – und denen wollen wir Angebote bieten und dadurch als Verband attraktiv sein.
Frage: Im Verband gab es im Frühjahr Aufregung wegen der Zustimmung ihrer Vorgängerin Mechthild Heil zum "Zustrombegrenzunsgesetz" im Bundestag. Wie groß ist dieses Thema intern noch?
König: Wir sehen natürlich, dass das Thema – genauso wie in der gesamten Bevölkerung – eine Mischung an Meinungen hervorruft. Entscheidend für die Zukunft ist aber der Umgang miteinander und das Aushalten verschiedener Positionen. Dafür stehen wir auch als Bundesverband ein. Das war sicher auch ein Lernprozess für den Verband. Künftig werden wir stärker daran arbeiten, anders mit solchen Debatten umzugehen und Kontroversen vor allem intern ausführlich auf verschiedenen Ebenen zu besprechen.
Frage: Die kfd hat sich in der Vergangenheit immer stark kirchenpolitisch positioniert. Wird das auch unter Ihrem Vorsitz so sein?
König: Natürlich, und auch bei allen Fragen, die den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland betreffen. Wir wollen an einer Weiterentwicklung einer Kirche für alle arbeiten und versuchen, Schritt für Schritt Türen zu öffnen. Immer mit dem Wissen, dass da dicke Bretter sind, die gebohrt werden müssen. Das geht nicht von heute auf morgen. Man braucht beim Gestalten des Wandels Geduld. Aber wir wollen trotzdem weiterhin auch diejenigen sein, die vor allem die Themen wie Frauen in allen Diensten und Ämtern sowie Anerkennung der vielfältigen Lebensformen deutlich nach vorne bringen. Als Beispiel nenne ich den Predigerinnentag. In vielen Gemeinden ist es möglich und sogar üblich, zu predigen. In einigen Gemeinden sind die Frauen aber immer noch auf den guten Willen des Priesters angewiesen, dass sie in "seiner" Kirche predigen können. Es sollte aber zur Normalität werden, dass Frauenpredigten ein fester Bestandteil des Kirchenalltags sind.
Seit 2020 organisiert die kfd jedes Jahr einen "Predigerinnentag". Die neue Bundesvorsitzende betont: Dass Frauen in der Kirche predigen, sollte normal werden.
Frage: Ist diese Geduld im Verband noch vorhanden? Forderungen nach der Frauenweihe gibt es immerhin schon seit Jahrzehnten.
König: Die Geduld ist natürlich nicht mehr bei allen vorhanden. Aber wir in den kfd lassen uns nicht beeindrucken. Wir werden nicht müde, immer wieder für unsere Forderungen nach Gleichberechtigung, wozu auch die Frauenweihe gehört, einzustehen. Dafür haben wir so viele Aktionen in den vielen Jahren ins Leben gerufen – zuletzt den Slogan "gleich + berechtigt" zum Synodalen Weg. Es bringen sich so viele Frauen seit Jahrzehnten ein. Das werden wir auch weiterhin tun, auch wenn es oft frustrierend ist. Aber ich bin Optimistin: Wir werden Schritt für Schritt Erfolge erzielen, denn Änderungen beginnen von unten und manchmal wird man ja auch positiv überrascht. Nehmen Sie die Weltsynode. Das hätte auch vor ein paar Jahren niemand erwartet, dass mal der Klerus mit "normalen" aktiven Christinnen an einem Tisch sitzt.
Frage: Was erwarten Sie in dieser Hinsicht vom neuen Papst Leo XIV.?
König: Vom neuen Papst Leo XIV., aber auch von den Bischöfen und Priestern in den Gemeinden, erwarte ich, dass sie uns gläubigen Frauen zuhören und unsere Anliegen ernst nehmen. Wichtig ist, dass wir ins Gespräch kommen. Das ist bei der Weltsynode schon geschehen, hier wurden aber einige Fragen, wie die nach der Frauenweihe, ausgeklammert. Das muss nachgeholt werden.
Frage: In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Diskussionen darüber, wie sehr Kirche sich auch politisch äußern sollte. Wie sehen Sie das als Politikerin?
König: Jedem steht es frei, seine Meinung zu äußern. Kirche und kirchliche Verbände dürfen und müssen sich einmischen – vor allem, wenn es um die Grundfeste unserer Demokratie und um die Menschenwürde geht. Als kfd werden wir uns entsprechend einmischen – immer für die Frauen.
Frage: Wo soll die kfd am Ende Ihrer Amtszeit stehen?
König: Ich wünsche mir ein stabiles Fundament für die kfd und dass wir weiter in der Fläche sichtbar sind – wohlwissend, dass es in manchen Regionen bereits jetzt schwierig ist. Dafür müssen wir uns als kfd bundesweit etwas einfallen lassen, damit alle Frauen die Möglichkeit haben, unsere Anliegen zu kennen und unsere Angebote wahrzunehmen.