Die ansteckende Glaubensfreude im Singen junger Menschen

Vier Tage Weltjugendtagsfeeling in München – das war jetzt beim Internationalen Chorfestival der Pueri Cantores in München zu erleben. Von Mittwochabend bis Sonntagmittag bevölkerten 166 Chöre aus 16 Ländern die bayerische Landeshauptstadt, ihre Straßen und Plätze und vor allem natürlich ihre Kirchen. Neben Chören aus den europäischen Ländern nahmen auch Chöre aus Brasilien, Panama, Congo und den USA teil. Die jungen Sängerinnen und Sänger der kirchlichen Chöre aus deutschen Diözesen machten fast zwei Drittel der insgesamt fast 4.500 Pueri Cantores aus. Sie brachten miteinander die Stadt zum Klingen, sangen auch in sozialen Einrichtungen und sogar im Gefängnis, was sowohl den Zuhörenden als auch den Singenden besonders berührende Erfahrungen schenkte.
Den geistlichen Kern des Chortreffens bildeten sieben Friedensgebete im Liebfrauendom, an denen bis in den späten Abend hinein alle Chöre in Gruppen zu jeweils mehreren Hundert beteiligt waren. Die Mauern und Gewölbe der Kathedrale hallten wider von der eindringlichen gesungenen Bitte der Kinder und Jugendlichen um den Frieden: "Gib Frieden dem Anfang, gib Frieden dem Ende: Da pacem, Domine!" Das Engagement für die friedenstiftende Kraft des Singens zum Lob Gottes ist das zentrale Anliegen, das die Bewegung der Pueri Cantores, der "singenden Kinder", seit ihrer Entstehung in Frankreich in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute ausmacht. Das internationale Chortreffen in München war jetzt das 45. seiner Art seit dem ersten 1947 in Paris.
Die Chöre blieben aber nicht nur innerhalb der Kirchenmauern, sie zogen mit diesem Lied auf den Lippen singend hinaus aus dem Dom. Und sie kamen an jedem Tag ihres Chorfestivals auf dem zentralen Platz der Stadt zusammen, dem Marienplatz, wo sonst oft andere Fangesänge zu hören sind. Passanten meinten, die bei solchen Gelegenheiten dort Grölenden hätten hier einmal hören können, wie man richtig und schön singt. Auch Münchner Schulklassen waren eingeladen, an einem Vormittag mit den Pueri Cantores zu singen.
"Cantate Domino"
Wo am Samstagabend ausgelassen gefeiert wurde, mit Bigband und Chorbeiträgen aus verschiedenen Ländern und Kulturen, war am Sonntagvormittag dann ein Altar bereitet, "ein Tisch mitten in der Stadt, für das Fest, das Gott mit uns feiert", wie Kardinal Marx in seiner Predigt bei der Abschlussmesse des Chorfestivals eindrücklich betonte. Dass dieses Fest nicht ohne Musik und Gesang möglich ist, ist für die Pueri Cantores selbstverständlich. Schließlich ist das Singen in der Liturgie ja ihr regelmäßiger Dienst, den sie zu Hause in ihren Pfarrkirchen und Kathedralen erfüllen. Dafür setzen sie jede Woche mehrere Stunden für das Einstudieren alter und neuer Kompositionen und für eine gute Ausbildung ihrer Stimmen ein. Und so begannen sie die Eucharistiefeier mit einem festlichen "Cantate Domino, omnis terra". Latein als verbindende Sprache nahm den vorrangigen Platz in der Liturgie ein, aber natürlich wurde auch in Deutsch und Englisch gesungen. "Vielstimmig für den Frieden" lautete ein Kernsatz des Chortreffens, was sowohl in der Einheit der jungen Stimmen als auch in der Vielsprachigkeit ihrer Gesänge zum Ausdruck kam.
Wer die Tage in München miterlebt hat, konnte die begeisternde Kraft der Musik erspüren, die besonders ansteckend wirkt, wenn sie aus den Stimmen junger Menschen erklingt. Im miteinander Singen und aufeinander Hören haben sich die Pueri Cantores nicht nur gegenseitig bestärkt, sondern auch die Menschen begeistert, die ihnen bei den Gottesdiensten und Konzerten zuhörten. Wenn sie von Gottes Friedensverheißung und Liebe sangen, war seine Gegenwart wirklich zu spüren.
Die Pueri Cantores gaben in den letzten Tagen ein beeindruckendes Zeugnis davon, wie wertvoll es ist, junge Menschen durch das Singen zum Glauben und zum Gottesdienst zu führen. Was sie dabei in ihrer Kindheit und Jugend in der Gemeinschaft ihres Chores erleben, kann sie auf ihrem Lebens- und Glaubensweg nachhaltig prägen. Aber das Singen im Chor ist auch ein wichtiger Beitrag zum Zusammenhalt in der Gesellschaft. Singen kann man niemals gegeneinander, und das Hören aufeinander ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Ein solches Engagement gerade von Kindern und Jugendlichen ist aller Unterstützung und Förderung wert, im kirchlichen Bereich und auch darüber hinaus.
Der Autor
Marius Linnenborn ist Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts und Geistlicher Beirat des Deutschen Chorverbands Pueri Cantores.