Diese Ministrantinnen setzen sich für ihre Heimatkirche ein
Magdalena Heldmann und Verena Raps haben sich beim Ministrieren in ihrer Kirche Sankt Peter und Paul in Paulsdorf in der Oberpfalz besser kennen gelernt. Die beiden sind beste Freundinnen. Magdalena ist 19 Jahre alt und macht eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Verena ist 20 Jahre alt und arbeitet als medizinische Fachangestellte in einem Klinikum im Nachbarort. Neben Ausbildung und Beruf nehmen sich die zwei viel Zeit für den Ministrantendienst in der Kirche, wie sie sagen.
Raps hat gleich nach ihrer Erstkommunion angefangen zu ministrieren, erzählt sie. Auch Heldmann ist schon über zehn Jahre lang Ministrantin in der Kirchengemeinde. Die 19-Jährige ist früher als Kind gerne mit der Familie sonntags in die Messe gegangen. Dabei hat sie dann "die Minis vorne am Altar beobachtet und sich gedacht, das möchte ich auch machen", blickt sie zurück. Als sie dann einmal beim Pfarrer nachfragte, konnte sie gleich einsteigen – ohne Probe. Das Besondere am Ministrieren ist für sie die Gemeinschaft mit den anderen. Raps betont die Freude, beim Gottesdienst helfen zu können. Am liebsten bereitet sie den Weihrauch vor, "der nach Rosen duftet". Wenn sie während der Messe das Weihrauchfass schwenkt und sich die Gottesdienstbesucher dazu verneigen, sei das immer ein ganz besonderer Moment, schwärmt die 20-jährige Ministrantin.
26 Ministranten gibt es in Paulsdorf
"Wir tragen die Kerzen und die Bücher, bringen Kelch und Hostien zum Altar, läuten die Glocken und lesen ab und zu die Fürbitten oder die Lesung", erklärt ihre Freundin die Aufgaben von Messdienern. Die beiden sind die Oberministrantinnen von Paulsdorf. Das heißt sie organisieren die gesamte Ministrantenarbeit dort. Momentan gibt es 26 Messdiener in der Gemeinde und es kommen immer wieder neue hinzu, berichtet Raps, die die Älteste der Gruppe ist. Dieses Jahr haben vier von insgesamt fünf Kindern, die im Mai in Paulsdorf zur Erstkommunion gegangen sind, als Ministranten angefangen, berichten die beiden nicht ohne Stolz. Außerdem würde kaum "jemand abspringen, weil wir eine so gute Gemeinschaft sind", sind sich die beiden jungen Erwachsenen sicher.
Die beiden Freundinnen kümmern sich um die jüngeren Messdiener, das heißt, sie bringen ihnen die Abläufe in der Liturgie bei, proben die Dienste rund um den Altar und zeigen ihnen, wie man sich in der Kirche angemessen bewegt oder wie Ministranten die Hände zum Gebet falten. Außerdem erstellen sie Pläne, wer wann ministriert und wer welche Aufgaben im Gottesdienst übernimmt. Dazu kommen Dienste bei Hochzeiten, Beerdigungen und Festen in der Kirchengemeinde sowie Treffen und Aktionen der Messdiener. Außerdem sammeln sie jedes Jahr als Sternsinger Geld für Kinder, denen es nicht so gut geht. "Wir sind eine coole Truppe", fasst Raps zusammen. Manche der Ministranten in Paulsdorf sind untereinander befreundet, einige besuchen dieselbe Schule. Sogar die beiden Schwestern von Magdalena Heldmann ministrieren gemeinsam mit ihr.
Magdalena Heldmann (zweite von rechts) und ihre beiden Schwestern (links neben ihr) sind Ministrantinnen in Paulsdorf in der Oberpfalz. Ihre Freundin Verena Raps (rechts neben ihr) ist auch Ministrantin.
"Dass wir gut miteinander auskommen", spüre man durchaus in den Gottesdiensten, sind die beiden überzeugt. "Wir helfen uns gegenseitig". Die gemeinsame Freude am Ministrieren ist ihnen wichtig, daher ist Lachen während der Messe erlaubt, erklären sie. "Wir sind nicht so streng, bei uns ist es eher locker", fügt Heldmann hinzu. Einmal haben die Haare einer Ministrantin beim Kerzenhalten am Altar "Feuer gefangen", erinnern sie sich nachdenklich. Zum Glück ist niemand verletzt worden. Ab und zu passieren schon mal kleinere "Hoppalas". So habe ein Ministrant vor einem Gottesdienst die Kohle aus dem Weihrauchfass auf dem Weg in die Kirche verloren, wissen die beiden noch. Nur diese Kohlenstücke wurden nicht mehr gefunden, lachen die beiden. Es sei wegen so etwas niemand böse oder werde in der Sakristei geschimpft, betonen die beiden Oberministrantinnen - auch nicht vom Pfarrer oder vom Kaplan. "Die passen auf uns auf", sagen die beiden, die unter anderem für die Präventionsarbeit bei den Ministranten in der Kirchengemeinde zuständig sind.
Bei größeren Gottesdiensten wie an Ostern, Weihnachten oder an Fronleichnam, sind die beiden Oberministrantinnen schon aufgeregt, dass nichts schief gehe, weil die Abläufe für die Ministranten dann etwas komplizierter seien, erklären sie. Dieses Jahr ist die Messe in der Osternacht in Paulsdorf allerdings ausgefallen, so Raps. In ihrer Kirchengemeinde gibt es zwar regelmäßig Gottesdienste, aber nicht jeden Sonntag. Das sei deshalb so, weil Paulsdorf Teil der größeren Stadtpfarrei Heilige Dreifaltigkeit in Amberg ist. Der für ihre Gemeinde zuständige Pfarrer und ein Kaplan können nicht in jeder Kirche eine eigene Messe feiern. "Sie können sich halt nicht zerteilen", ergänzt sie. Zwar übernehme auch die Gemeindereferentin liturgische Aufgaben in der Pastoral und es werden derzeit Wortgottesfeierleiterinnen ausgebildet, betont Raps, doch das genüge nicht. Ab September soll ihre Dorfkirche nun zusätzlich Teil einer noch größeren Pfarreiengemeinschaft mit Aschach-Raigering werden. Die beiden Oberministrantinnen befürchten daher, dass es dann in der Folge noch weniger Messen in Paulsdorf geben werde und vielleicht eines Tages gar keine mehr. Das würden die beiden sehr bedauern, "denn dann können wir nicht mehr ministrieren".
Die römisch-katholische, denkmalgeschützte Benefiziumkirche St. Peter und Paul steht in Paulsdorf, einem Gemeindeteil der Gemeinde Freudenberg im Landkreis Amberg-Sulzbach in der Oberpfalz. Die Kirche gehört zum Bistum Regensburg.
Schon jetzt sei es so, dass die beiden Ministrantinnen an den Sonntagen, an denen keine Messe in Paulsdorf gefeiert wird, in eine andere Kirchengemeinde der Seelsorgeeinheit zur Messe gehen. Das sei für sie zwar schon in Ordnung, nur in den anderen Kirchengemeinden könnten sie nicht ministrieren, weil es dort eigene Ministranten gibt, erklären Raps und Heldmann. Die beiden Freundinnen ministrieren aber gerne und wollen das weiterhin in ihrer Kirchengemeinde Sankt Peter und Sankt Paul in Paulsdorf machen. Daher hatten sie letztes Jahr überlegt, wie sie das nach außen zeigen können.
Der Schwester von Heldmann, die auch Ministrantin in Paulsdorf ist, fiel die erste Idee für ein Video ein. Kurz darauf überlegte sich Raps, dass sie ein Video zu dem Lied "Outfit-Check" von Ritter Lean produzieren könnten. "Die Minis, die mitmachen wollten, haben sich in unserer Dorfkirche versammelt und zu dem Lied getanzt", in weißer Albe mit Kordel und bunten Sonnenbrillen, erzählen die beiden Oberministrantinnen begeistert. Das Video haben sie dann in die Sozialen Netzwerke hochgeladen. Auf Instagram hatte es über zwei Millionen Aufrufe, sagen die beiden stolz. "Das hätten sie gar nicht erwartet", obwohl sie das Video witzig finden, weil es eine gute Stimmung versprühe. Seitdem machen sie immer wieder neue Videos. Heldmann schneidet die Aufnahmen dann mit ihrem Handy, legt Musik darunter und lädt es auf Instagram hoch. Ein Video auf dem "minispaulsdorf"-Instagram-Kanal stellt "Fünf Arten von Ministranten" vor und eines zeigt, "Wie unsere Minis in die Kirche kommen". Eines heißt "Weihrauch-Eskalation". Alle sind Tanzvideos mit moderner Musik.
"Wollen Werbung für die Kirche machen"
In ihrer Pfarrgemeinde kämen ihre Videos gut an, meinen die beiden Oberministrantinnen. Sie erhalten viele positive Rückmeldungen, doch es seien schon auch negative Kommentare dabei, weil sich manche fragen, ob "wir solche Videos in einer Kirche überhaupt aufnehmen dürfen". Solche Kritik können die beiden verstehen. Ihre Kirche in Paulsdorf erleben sie als "Ort der Freiheit und ohne Angst". "Die meisten loben uns für unseren Einsatz", sind sie sicher. Der Kaplan, auch der frühere, sowie der Pfarrer der Kirchengemeinde unterstützen die Ministranten bei ihren Aktionen und sind manchmal sogar bei den Videoaufnahmen dabei und im Bild zu sehen, berichten die beiden.
Die beiden Ministrantinnen wollen mit ihren Videos anderen zeigen, dass Kirche "Spaß mache" und "wir unseren Glauben mit anderen teilen". Und ein Stück weit wollen sie damit Werbung für ihre Kirche in Paulsdorf machen. Denn sie möchten dort weiterhin in die Messe gehen. "Unsere Kirche soll im Dorf bleiben", sagen Magdalena Heldmann und Verena Raps. Die beiden Ministrantinnen möchten gar nicht daran denken, dass ihre Kirche einmal geschlossen werden könnte. Deren Großeltern sind schon in die Kirche gegangen und ihren Eltern ist die Kirche ebenso wichtig. "Wir wollen unseren Glauben mit anderen teilen", sind die beiden überzeugt. Und sie möchten weiterhin ministrieren - mit den anderen Ministranten von Paulsdorf, solange es geht.
