Standpunkt

Unverschämter Reichtum und die Botschaft Jesu

Veröffentlicht am 18.09.2025 um 00:01 Uhr – Von Burkhard Hose – Lesedauer: 

Bonn ‐ Was sind die wirklichen Probleme: angebliche "Sozialschmarotzer" – oder Superreiche und die von ihnen hinterzogenen und vermiedenen Steuern? Burkhard Hose erinnert die Politik an die Botschaft von Jesus und den Propheten – vor allem die Parteien mit dem "C".

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Heute erscheint zunächst auf Spanisch die Papst-Biografie "León XIV: ciudadano del mundo, misionero del siglo XXI" (Leo XIV.: Weltbürger, Missionar des 21. Jahrhunderts). Sie beruht auf Interviews der Vatikan-Korrespondentin Elise Ann Allen (CRUX) mit Leo XIV. In vorab veröffentlichten Auszügen war zu lesen, dass sich der Papst unter anderem sehr eindeutig zu Fragen der sozialen Gerechtigkeit äußert. Er verweist auf "die wachsende Kluft zwischen den Einkommen der Arbeiterklasse und den Summen, die die Reichsten erhalten". Direkte Kritik übt er an dem gesellschaftlichen Einfluss, über den inzwischen Tech-Milliardäre verfügen und bezieht sich dabei auf die Nachricht, "dass Elon Musk der erste Dollar-Billionär der Welt sein wird". Der päpstliche Kommentar dazu: "Wenn das das Einzige ist, was noch einen Wert hat, dann haben wir ein großes Problem."

In Deutschland treffen diese Äußerungen des Papstes auf ein politisches Klima, in dem seit Wochen über Kürzungen von Sozialleistungen diskutiert wird. Unter dem Stichwort "Sozialleistungsmissbrauch" konzentrieren sich öffentliche Debatten besonders auf Bürgergeld-Empfänger:innen und bedienen das Narrativ des "Sozialschmarotzers". Die Bundesagentur für Arbeit beziffert den 2023 durch Bürgergeld-Missbrauch entstandenen Gesamtschaden auf etwa 260 Millionen Euro. Demgegenüber steht der weitaus größere Schaden von jährlich rund 200 Milliarden Euro, der nach Angaben der Deutschen Steuergewerkschaft durch Steuerhinterziehung beziehungsweise Steuervermeidung verursacht wird.

Die biblische Tradition verpflichtet nicht nur zu einer Parteinahme für Benachteiligte, sondern ebenso zu einer Ablehnung unverschämten Reichtums. In der hebräischen Bibel lassen Prophet:innen keine Gelegenheit aus, die Superreichen ihrer Zeit zu kritisieren und in der Botschaft Jesu haben es Reiche grundsätzlich schwerer, in das Reich Gottes zu gelangen. Auf dieser Basis sollten sich die Kirchen stärker in die gegenwärtige Diskussion einschalten und Partei ergreifen. Und schließlich müssen sich am biblischen Befund gerade die Parteien messen lassen, die das "C" im Namen tragen.

Von Burkhard Hose

Der Autor

Burkhard Hose ist Hochschulpfarrer in Würzburg.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.