Luisa Maurer über das Sonntagsevangelium

Zu was tauge ich eigentlich?

Veröffentlicht am 20.09.2025 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
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Trier ‐ Wir alle kennen wohl Phasen im Leben, da scheinen andere mit Leichtigkeit an uns vorbeizuziehen. In solchen Zeiten können nagende Selbstzweifel den letzten Mut rauben. Luisa Maurer aber ist überzeugt: Gott hat immer eine Aufgabe für uns – gerade dann, wenn wir selbst am wenigsten an uns glauben.

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"Ihr wirkt immer alle so, als wärt ihr im Leben angekommen, erwachsen und vernünftig. Die eine ist beruflich genau da, wofür sie brennt. Die andere hat sich gerade ein Haus gekauft. Und die nächste war gerade erst in einem Sportwettkampf super erfolgreich." Meine Freundin Marie sieht mich mit traurigen Augen an. Sie ist gerade frustriert, weil bei ihr nichts so richtig läuft, wie sie sich das vorstellt. Und das im Freundinnenkreis gerade alle anderen aus ihrer Sicht durchstarten, hilft Marie wenig. Ich erkläre Marie, ihren Namen habe ich geändert, geduldig: Auch bei uns läuft nicht immer alles rund und auch wir sind manchmal unsicher, wo unser Platz im Leben ist. Und doch kann ich sie verstehen. Ich kenne das Gefühl von mir selbst.

Ich denke, der Verwalter im Sonntagsevangelium fühlt sich ähnlich. Er wurde gerade von seinem Herrn kritisiert. Er macht seinen Job nicht gut. Und sofort stellt er sich und seine Fähigkeiten in Frage: "Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich." Andere tragen so große Verantwortung. Was kann ich da in meinem Gebiet schon beitragen?

Der Verwalter sieht sich in einer ausweglosen Situation. Er hat Druck. Seine Kündigung droht ihm de facto. Und er handelt klug und barmherzig, indem er sich um die Schuldner seines Herren kümmert. Das ist es letztlich, wofür sein Herr ihn am Ende lobt und weshalb er nicht gekündigt wird. Dass er seine Verantwortung wahrnimmt und das beiträgt, was er kann. Im Kleinen. Das Evangelium erinnert heute daran: "Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen."

Das ist doch ein Grundsatz, den ich bei jedem Beruf und in jeder Lebensgrundlage berücksichtigen kann. Auch wenn es nicht die großen Dinge sind. Im Kleinen Gutes zu tun, klug und barmherzig zu handeln.

Nach unserem Gespräch ist auch Marie ganz motiviert. Du hast recht, sagt sie, ich muss einfach irgendwo anfangen und mich über kleine Dinge freuen, vielleicht auch mich weniger vergleichen. Ich wünsche es Marie, dass das klappt. Und ich werde an sie und an den Verwalter denken, wenn auch ich mich nächstes Mal frage, zu was ich eigentlich tauge. Klug und barmherzig in kleinen Schritten handeln. Und ich schätze: Wer das tut, der handelt bestimmt in Gottes Sinne und nicht in dem des Mammons.

Evangelium nach Lukas (Lk 16,1–13)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Denn du kannst nicht länger mein Verwalter sein.

Da überlegte der Verwalter: Was soll ich jetzt tun, da mein Herr mir die Verwaltung entzieht? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tun werde, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin.

Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem anderen, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich schnell hin und schreib "fünfzig"! Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib "achtzig"!

Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte, und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht! Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen.

Wenn ihr nun im Umgang mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das Eure geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Die Autorin

Luisa Maurer arbeitet als Pastoralreferentin im Bistum Trier und ist Rundfunkbeauftragte des Bistums für den Saarländischen Rundfunk und das Deutschlandradio.

Ausgelegt!

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