Trotz Trend zu konservativeren Neupriestern

Priester mit Sympathie für Franziskus offener gegenüber Homosexuellen

Veröffentlicht am 23.09.2025 um 12:50 Uhr – Lesedauer: 

San Diego ‐ Papst Franziskus hat sich positiver über Homosexuelle geäußert als seine Vorgänger. Das scheint Wirkung gezeigt zu haben: Priester haben dadurch weniger Vorbehalte gegenüber Homosexuellen, hat ein Soziologe herausgefunden.

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Priester, die das Wirken von Papst Franziskus positiv bewerten, haben eine liberalere Einstellung zu Homosexualität – auch wenn sie ansonsten eher konservativ sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des US-amerikanischen Soziologen Lucas Sharma, die in der Fachzeitschrift "Sociology of Religion" veröffentlicht wurde. Priester mit einer höheren Wertschätzung für den verstorbenen Papst sehen demnach gleichgeschlechtlichen Sex seltener als in jedem Fall verwerflich an und glauben seltener, dass schwule Männer nicht Priester werden sollten.

Die Studie beruht auf einer Auswertung von Daten über US-amerikanische Priester, die 2020 und 2021 erhoben wurden. Bislang wurde laut Sharma auf Grundlage dieser Daten lediglich festgestellt, dass eine eher negative Einstellung zu Homosexualität bei Priestern den erwartbaren Zusammenhang mit politisch und kirchlich konservativen Positionen zeigt. Aus den Daten geht außerdem hervor, dass Priester im Durchschnitt umso konservativer sind, je später sie geweiht wurden. Den Einfluss der Einstellung zu Papst Franziskus und die damit verbundene positivere Einstellung zu Homosexualität sei bislang nicht bemerkt worden. "Ich vermute, dass dies eine Übernahme des pastoralen Ansatzes von Papst Franziskus widerspiegelt, unabhängig davon, ob jemand erst kürzlich zum Priester geweiht wurde, politisch konservativ, heterosexuell oder religiös traditionell ist", so der Soziologe.

Nicht thematisierte sexualethische Fragen nicht beeinflusst

Im Laufe seines Pontifikats (2013–2025) hat sich Papst Franziskus immer wieder wertschätzend gegenüber Homosexuellen geäußert, ohne die Lehre der Kirche zu verändern, die homosexuelle Handlungen stets als Sünde betrachtet. Auffällig ist laut Sharma, dass sich bei der Einstellung zu anderen sexualethischen Themen, zu denen sich Franziskus nicht geäußert hat, keine Besonderheiten bei den Priestern zeigen, die Franziskus schätzen. Sie weichen von anderen Priestern weder in ihrer Bewertung von vorehelichem Geschlechtsverkehr, Verhütung oder Selbstbefriedigung ab.

Sharma betont, dass sich aus den Daten nicht ablesen lasse, ob die Einstellung zum Papst ursächlich für Positionen zu Homosexualität sei oder umgekehrt. Es sei auch möglich, dass der Zusammenhang so zustande komme, dass Priester mit einer positiveren Einstellung zu Homosexualität den pastoralen Ansatz von Franziskus aufgrund dieser Positionen positiver bewerten. (fxn)