Vatikan-Journalistin: So war mein Interview mit Papst Leo XIV.
Die US-amerikanische Vatikan-Korrespondentin Elise Ann Allen hat erklärt, wie sie zu ihrem großen Papstinterview gekommen ist. Der Kontakt sei über frühere Begegnungen mit Robert Prevost entstanden, bevor dieser Papst wurde, sagte Allen dem Kölner Portal "domradio.de" am Freitag. "Meine Anfrage hat sich aber sicherlich von den anderen Gesuchen um ein Interview abgehoben." Sie habe kein hartes Interview geplant, sondern wollte dem neuen Papst die Möglichkeit geben, sich der Öffentlichkeit darzustellen – eingebettet in ein Buchprojekt. "Ich glaube, das hat ihm gefallen – genauso wie der Umstand, dass das Buch zuerst auf Spanisch in Peru herausgegeben wird."
Bei den beiden Gesprächen habe sie Leo XIV. als "sehr ehrlich und wahrhaftig" erlebt. Der Stil sei entspannt gewesen, fast wie ein normales Gespräch. "Er hat sich überhaupt nicht verändert", so Allen über ihre Eindrücke. "Natürlich hat er nicht alles gesagt, was er hätte sagen können. Aber er versuchte so transparent zu sein, wie er es als Papst eben sein kann."
Wie wird das Pontifikat?
Zur künftigen Amtsführung des Papstes sagte die Journalistin: "Er wird seine eigene Version eines Papstes sein. Es wäre nicht fair, Leo mit Franziskus oder anderen Vorgängern zu vergleichen." Inhaltlich sehe sie eine Kontinuität – etwa beim Einsatz für Synodalität, der Offenheit gegenüber queeren Menschen oder mehr Führungspositionen für Frauen. Unterschiede gebe es jedoch im Stil: Während Franziskus oft impulsiv und direkt war, bevorzuge Leo XIV. Ruhe, Nachdenken und eine sanftere Sprache. Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt.
Auch bei kontroversen Themen wie Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare betont Allen, Leo habe im Kern nichts anderes gesagt als Franziskus. Allen erwartet daher, dass der neue Papst die Kirche mit ruhiger, aber bestimmter Hand führen wird – und dabei durchaus noch für Überraschungen sorgen könnte. (KNA)
