Diözesen drohten, von Welle überrollt zu werden

Wissenschaftler: Kirche muss sich auf alternde Priester vorbereiten

Veröffentlicht am 29.09.2025 um 11:26 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Der demografische Wandel trifft auch die Kirche und ihre Priesterschaft. Die Herausforderungen, die damit einhergehen, seien gewaltig, schreiben zwei Wissenschaftler. Die Kirche müsse sich dringend darauf vorbereiten.

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Die Kirche muss sich aus Sicht der Professoren Christoph Jacobs und Arndt Büssing stärker mit Seniorpriestern beschäftigen. "Die Kirche muss sich dringend darauf vorbereiten – mental, strukturell und gesundheitspolitisch. Andernfalls wird sie von der Wucht der Welle überrollt", schreiben sie in einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" (Oktober-Ausgabe). Heutige Seniorpriester gehörten zur Gruppe der Babyboomer und bildeten "die größte Gruppe alter Priester, die es in Deutschland je gab – und vermutlich je geben wird". Bereits jetzt sei die Gruppe der über 65-jährigen Priester so groß wie die der Jüngeren. Bis 2035 werde das Verhältnis etwa zwei Drittel zu einem Drittel betragen, schreiben die Autoren. "Die demographische Herausforderung ist gewaltig."

Jacobs – Professor für Pastoralpsychologie und Pastoralsoziologie an der Theologischen Fakultät Paderborn – und Büssing – Professor für Lebensqualität, Spiritualität und Coping an der Universität Witten/Herdecke – kritisieren, dass die Risiken bislang häufig unterschätzt werden würden. "Viele Priester schieben die Altersplanung hinaus – teils aus Überforderung, teils aus Angst." Für eine gute Gestaltung seien aber nicht nur die Priester selbst, sondern auch deren Diözesen verantwortlich. "Diözesen müssen sich dafür engagieren, dass 'ihre' Priester eine menschliche und priesterliche Lebenskultur im Alter weiter entwickeln können", so die Autoren. "Für die nächsten Jahre brauchen die Diözesen eine neue Personalentwicklung, Bildungsangebote und Spielräume für die Seelsorge." Seniorpriester müssten mit ihrer Expertise Gehör finden, brauchten aber auch Gemeinschaft und Solidarisierung. Zudem müssten altersgerechte Lebensräume geschaffen werden.  

Die Würde und Erfahrungen von Seniorpriestern müssten "Maßstab kirchlichen Handelns" sein, folgern die Wissenschaftler. "Sie sind Ressource und Herausforderung zugleich – und verdienen die volle Aufmerksamkeit von Kirche und Wissenschaft." (cbr)