Gründliche Entscheidungsfindung nötig

Bistum Fulda zu Dyba-Allee-Debatte: Betroffenensicht einbeziehen

Veröffentlicht am 01.10.2025 um 14:10 Uhr – Lesedauer: 

Fulda ‐ Dem früheren Fuldaer Bischof Johannes Dyba werden Versäumnisse bei der Aufarbeitung von Missbrauch vorgeworfen. Das Stadtparlament will Experten befragen. Auch das Bistum Fulda will sich an der Debatte beteiligen.

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In der Diskussion um eine Umbenennung der Johannes-Dyba-Allee spricht sich das Bistum Fulda für eine gründliche und sorgfältige Entscheidungsfindung aus. Das Bistum stelle Informationen bereit und beteilige sich aktiv an Gesprächen, um eine historisch-kritische Aufarbeitung zu leisten, sagte ein Bistumssprecher am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Eine "angemessene Erinnerungskultur" könne das Leid und die Geschichte von Missbrauchsbetroffenen öffentlich sichtbar machen, sagte der Sprecher. Entscheidend sei es deshalb, immer die Perspektive der Betroffenen einzubeziehen.

Antrag: Kastanien- statt Dyba-Allee

Dem früheren Erzbischof Johannes Dyba (1929–2000) wird vorgeworfen, Hinweisen auf sexualisierte Gewalt und Missbrauch durch Priester nicht nachgegangen zu sein. Dies geht aus einem im Juni veröffentlichten Bericht einer unabhängigen Kommission hervor. Die SPD hat im Fuldaer Stadtparlament deshalb die Umbenennung der nach Dyba benannten Allee in Kastanienallee beantragt – so wie die rund 150 Meter lange Straße am Domplatz bis zum Jahr 2000 hieß.

Ein Ausschuss des Fuldaer Stadtparlaments hat zuletzt beschlossen, vor einer Entscheidung den früheren Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller zu befragen. Er leitete die Kommission, die den Missbrauchsbericht veröffentlichte. Zusätzlich soll es auch einen Austausch mit dem jetzigen Fuldaer Bischof Michael Gerber geben. Ob und wann das möglich ist, ist unklar. Gerber erholt sich derzeit von einer Krebserkrankung.

Bistum und Stadt Fulda im Austausch

Das Bistum betonte auf Anfrage, "institutionell für Austausch, Informationen und sachlichen Dialog zur Verfügung zu stehen". Für konkrete Absprachen sei man im Gespräch mit der Stadt. Wenn es der Gesundheitszustand von Bischof Gerber zulasse, werde er sich einbringen. Das Bistum wiederholte auch die Zusage, sexualisierte Gewalt durch Priester und Kirchenmitarbeiter weiter aufzuarbeiten.

Bei der Veröffentlichung des Missbrauchsberichts hatte Gerber seinen Vor-Vorgänger Dyba kritisiert. "Ich habe als Bischof eine Letztverantwortung und vor allem auch eine moralische Verantwortung für solche Vorgänge – und ich habe die Pflicht, mich informieren zu lassen über derartig gravierende Personalvorgänge." (KNA)