Jubiläumsprogramm 600 Jahre Konstanzer Konzil vorgestellt

Weltereignis im Mittelalter

Veröffentlicht am 19.11.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Blick auf ein großes altes Haus mit dunkler Vertäfelung.
Bild: © KNA
Geschichte

Konstanz ‐ Noch wabert dichter Novembernebel über dem Bodensee. Die "Weiße Flotte" der Ausflugsdampfer liegt im Winterschlaf. Der Blick der Konstanzer richtet sich aber bereits in die Ferne: auf den Frühling 2014, wenn am 27. April die Jubiläumsfeiern 600 Jahre Konstanzer Konzil beginnen. "Damals war Europa zu Gast in Europa, das wird nun in den kommenden fünf Jahren wieder so sein", sagte Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) bei der Vorstellung des Jubiläumsprogramms am Montag in der Bodenseestadt.

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Europäische Geschichte solle lebendig werden, es gehe um Gelegenheiten des Dialogs und der Begegnung - genau wie vor 600 Jahren, als Fürsten und Geistliche in Konstanz kirchliche und politische Geschichte schrieben.

Dichtes Programm

Über die fünf Jubiläumsjahre verteilt, die je einem Hauptakteur des Konzils gewidmet sind - von König Sigismund über Jan Hus bis zur schönen Hure Imperia - ist ein dichtes Programm angedacht. Auf dem Münsterplatz wird es Theaterfestspiele geben. Die Autoren Theresia Walser und Karl-Heinz Ott haben ein Stück geschrieben, das die Bedeutung des Konzils für den intellektuellen, kulturellen und künstlerischen Austausch erlebbar machen soll.

Ein dichtgedrängtes Meer von Häuserdächern.
Bild: ©KNA

Blick auf die Konstanzer Innenstadt.

Die Pläne sind ehrgeizig: Mindestens 100.000 Besucher soll allein die Auftaktausstellung mit Kunstschätzen aus dem Vatikan und dem Louvre anlocken. "Gemälde, Dokumente, Alltagsgegenstände - wir werden auf unterhaltsame und innovative Art die Leistungen des Konzils zeigen", so Kuratorin Karin Stober vom Badischen Landesmuseum.

Tagungen und Mittelaltermärkte

Natürlich sind auch Stadtfeste mit Mittelaltermärkten und Ritterspielen geplant. Wissenschaftliche Tagungen fragen nach Ablauf und Folgen der Kirchenversammlung. Am Hafen wird ein Lastenkran nach historischen Plänen gebaut. In einer "Garküche" werden Mittelalterrezepte nachgekocht. Denn zum Konzil kamen Speisen und Rezepte aus ganz Europa nach Konstanz. Es galt, in der 6.000 Einwohner zählenden Kleinstadt plötzlich Zehntausende zu verköstigen. Besonders die italienischen Bäcker hatten mit ihren fahrbaren Öfen durchschlagenden Erfolg. Bis heute gibt es in Konstanz die damals beliebten "Dünnerle", eine Art Flammkuchen.

Für Kinder eröffnet bereits am kommenden Wochenende im Archäologischen Landesmuseum eine Playmobil-Ausstellung, die das Konzilsgeschehen nachstellt. Das von langer Hand und sehr aufwändig geplante Jubiläum soll zum Touristenmagnet werden. Zwölf Millionen Euro nehmen die Stadt und Kooperationspartner in die Hand. "Eine lohnende Zukunftsinvestition", zeigt sich Burchardt sicher.

Impulse für Reformdebatten

Auch die Kirchen sind im Boot. So ist im Münster eine Computer-Präsentation geplant, die zeigt, wie die Versammlungssitzungen in der Konzilsaula abliefen, wie der katholische Dekan Mathias Trennert-Helwig erklärt. Außerdem wird es eine Sternpilgerfahrt, ökumenische Gottesdienste und ein Taize-Treffen geben. Trennert-Helwig ist gespannt, wie sich die Rückschau aufs Konzil als machtvolle Versammlung, die selbst den Papst absetzen konnte, auf die Reformdebatten seiner Kirche auswirken wird: "Papst Franziskus hat aktuell einen Anstoß gegeben, Konzil und Synode als wichtige Beratungsorgane für den Papst in neuer Weise ernst zu nehmen."

Selbst an Ländergrenzen will das Konzilsjubiläum nicht haltmachen. Schon jetzt bilden sich österreichische, deutsche und Schweizer Lehrer gemeinsam fort, um das Konzilsgedenken in den Unterricht zu bringen. Im Kanton Thurgau beteiligen sich mehrere Museen. Auch die Partnerstädte von Konstanz in Italien und Tschechien sind einbezogen.

Jan Hus wurde verbrannt

Auch die Schattenseiten des Konzils will die Leiterin der Jubiläumsfeiern, Ruth Bader, nicht ausblenden. So liegt die Verurteilung des Reformators Jan Hus und seine Verbrennung auf dem Scheiterhaufen bis heute als Schatten über dem Kirchentreffen. Ein Gedenkstein und eine nach ihm benannte Straße erinnern an den böhmischen Reformator, der seinen Glaubensüberzeugungen bis zum Tod treublieb. Ihm wird innerhalb des Jubiläumszyklus' 2015 als "Jahr der Gerechtigkeit" gewidmet. Das Konstanzer Hus-Museum hat seine Dauerausstellung neu gestaltet.

Von Volker Hasenauer (KNA)

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