Jetzt offiziell: Josef Grünwidl wird neuer Erzbischof von Wien
Josef Grünwidl wird neuer Erzbischof von Wien. Die Ernennung durch Papst Leo XIV. gab der Vatikan am Freitag bekannt. Seit dem altersbedingten Rücktritt von Kardinal Christoph Schönborn im vergangenen Januar leitete der 62-Jährige übergangsweise das Erzbistum Wien als sogenannter Apostolischer Administrator. Der Termin seiner Bischofsweihe und Amtseinführung ist noch nicht bekannt. Österreichische Medien hatten in den vergangenen Tagen bereits von einer bevorstehenden Ernennung Grünwidls berichtet.
Der designierte Erzbischof sagte am Freitag in einer von der Erzdiözese veröffentlichten Videobotschaft, er habe "nach einigem Zögern jetzt wirklich aus ganzem Herzen Ja zu dieser Aufgabe gesagt" und freue sich nun sehr darauf. Grünwidl gilt als in der kirchlichen Basis verankert, pastoral erfahren und dialogbereiter Zuhörer. Er selbst versteht seine Aufgabe vor allem spirituell. Die Kirche brauche weniger Strukturdebatten, sondern mehr geistliche Tiefe, erklärte er mehrfach. In seiner ersten Stellungnahme zur Ernennung betonte er, Gott wolle ihn "nicht perfekt, sondern verfügbar".
Als Apostolischer Administrator hatte Grünwidl sich als seelsorgeorientierter und kommunikativer Leiter profiliert. Er befürwortet eine freie Diskussion zu Themen wie Zölibat, Frauenämtern oder Synodalität, äußerte sich dabei aber selbst bisher zurückhaltend. Er nahm mehrere Frauen ins diözesane Leitungsteam auf.
Kardinal Schönborn erfreut über Nachfolger
Vorgänger Schönborn äußerte sich gegenüber der katholischen österreichischen Nachrichtenagentur Kathpress erfreut über die Ernennung von Grünwidl zu seinem Nachfolger: "Für mich ist heute ein wirklich bewegender und freudiger Tag." Ihm falle ein Stein vom Herzen, wisse er doch nach dreißig Jahren im Dienst als Erzbischof die Erzdiözese in guten Händen.
Nach vier Jahren als Weihbischof hatte Schönborn die größte Diözese Österreichs seit 1995 geleitet. Er war langjähriger Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz und gehörte etlichen vatikanischen Behörden an. Weiterhin ist er immer wieder in Rom präsent, wo er der Kardinalskommission der Vatikanbank angehört. Schönborn kennt Grünwidl seit vielen Jahren. In den ersten Jahren seiner Amtszeit hatte Grünwidl ihn als Sekretär begleitet.
Grünwidl wurde am 31. Januar 1963 im niederösterreichischen Hollabrunn geboren und wuchs in Wullersdorf auf. Nach der Schule trat er ins Wiener Priesterseminar ein und studierte Theologie an der Universität Wien sowie Konzertfach Orgel an der Musikuniversität Wien. Nach der Priesterweihe 1988 war Grünwidl Kaplan und Kurat in Pfarrgemeinden in Wien-Leopoldstadt und der Wiener Neustadt sowie ab 1993 Diözesanjugendseelsorger der Erzdiözese Wien. Von 1995 bis 1998 arbeitete er als erster Sekretär von Erzbischof Schönborn. Danach wechselte Grünwidl wieder in die Pfarrseelsorge. Von 1998 bis 2014 war er Pfarrer im südlichen Niederösterreich, anschließend bis 2023 Pfarrmoderator in Perchtoldsdorf bei Wien. Außerdem war er als Dechant und als geschäftsführender Vorsitzender des Wiener Priesterrats tätig. Anfang 2023 ernannte Kardinal Schönborn Grünwidl zum Bischofsvikar für das Vikariat Süd der Erzdiözese Wien. (cph/KNA)
17.10., 13:20 Uhr: Meldung ergänzt.
