Ex-Bischof Nann: Zölibat kein Gebot Jesu, sondern des Papstes
Der deutschstämmige ehemalige Bischof Reinhold Nann hält den verpflichtenden Charakter des Zölibats für alle Geistlichen für problematisch. "Er ist kein Gebot Jesu, sondern eines Papstes aus dem 12. Jahrhundert. Er kann sich ändern", schreibt er in einem am Dienstag veröffentlichten Beitrag auf seiner Internetseite.
Nann hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass er von seinem bischöflichen und priesterlichen Amt zurückgetreten und eine Zivilehe mit seiner Frau eingegangen sei. Der aus Breisach am Rhein stammende Nann war von 2017 bis 2024 Bischof der Territorialprälatur Caravelí im Süden Perus. Eine Territorialprälatur ist einer Diözese gleichgestellt und bildet eine Teilkirche innerhalb der katholischen Kirche. Bereits seit 2002 wirkte Nann dauerhaft in dem südamerikanischen Land. Im Jahr 2024 trat er als Bischof zurück, weil er eine Zeit der Klärung und Entscheidung gebraucht habe.
Nicht gegen den Zölibat
Nann weist unterdessen die Vorwürfe seiner Kritiker zurück, er habe nicht auf die Annahme seines Rücktritts aus dem Klerikerstand durch den Vatikan gewartet. "Ich habe ein Jahr gewartet und warte immer noch darauf", betont er. Zudem werde ihm vorgeworfen, er verachte den Zölibat. Dies jedoch halte er für eine Fehlinterpretation: "Ich schätze den Zölibat als eine sehr wertvolle Möglichkeit, sein ganzes Leben ausschließlich Gott und der Gemeinschaft zu widmen. Für Mönche oder Ordensleute, die in einer Gemeinschaft leben, ist das sehr sinnvoll. Aber ich halte es für sehr schwierig, ihn als Diözesanpriester zu leben", erklärt der ehemalige Bischof. Er selbst habe den Zölibat gelebt, doch am Ende habe es nicht mehr funktioniert. "Ich bin nicht dagegen; für mich hat es einfach nicht mehr geklappt."
In seinen sieben Jahren als Bischof von Caravelí in Peru habe er zwei Priester und zwei Diakone von ihren Aufgaben entbunden, weil sie Kinder hatten oder in Skandale verwickelt waren, so Nann weiter. Das entspreche 25 Prozent der insgesamt 16 Priester, die zu jener Zeit in der Diözese tätig waren. Viele Priester würden weiterhin ihren Dienst ausüben und den Zölibat zugleich kategorisch verteidigen, während sie heimlich in Beziehungen lebten. "Wenn die katholische Kirche den Zölibat theoretisch weiterhin kategorisch verteidigt, wird sie in der Praxis sehr bald einen großen Teil ihres Personals verlieren", so Nann. (mtr)
