Apostolischer Visitator für Gemeinschaft Emmanuel ernannt
Der Erzbischof im französischen Dijon, Antoine Hérouard, soll als Apostolischer Visitator die charismatische Gemeinschaft Emmanuel untersuchen. Wie mehrere französische Medien am Wochenende berichteten, soll der Erzbischof die Gemeinschaft bei ihrer Neuorganisation, der Beziehung zu den Diözesanbischöfen und der Behandlung von Missbrauchsfällen begleiten. Das geht demnach aus einem Dekret hervor, das am Freitag vom Präfekt des Laiendikasteriums, Kardinal Kevin Farrell, unterzeichnet wurde. Hérouard sei in Rom für die "Leitung heikler Missionen" bekannt. So sei er bereits für einen Besuch der Diözese Fréjus-Toulon zuständig gewesen. Dort gab es Kritik an der Sorgfältigkeit bei der Zulassung von Weihekandidaten und der Ansiedlung geistlicher Gemeinschaften aus dem charismatischen und traditionalistischen Spektrum.
Bereits im März hatte der Vatikan eine apostolische Visitation der Gemeinschaft Emmanuel angekündigt. Kardinal Farrell sei aufgrund der vorliegenden Unterlagen der Ansicht, "dass ein apostolischer Besuch der geeignete Weg sei, um der Bitte des Generalmoderators und des Internationalen Rates um externe Hilfe nachzukommen", hieß es damals in einem Schreiben des Generalmoderators der Gemeinschaft. Zuvor hatte es im Leitungsgremium der Bewegung Auseinandersetzungen über die künftigen Leitungsstrukturen gegeben.
Dikasterium will "kritische Punkte" vertiefen
Den Berichten zufolge haben mehrere Bischöfe und Mitglieder der Gemeinschaft dem Dikasterium Berichte vorgelegt, in denen sie ihre Besorgnis über die interne Führung, die Zentralisierung der Macht und die Schwierigkeiten bei der Integration in das diözesane Leben zum Ausdruck brachten. Auch der Umgang mit Missbrauchsfällen wurde bemängelt. Das Dikasterium halte es daher für notwendig, "die kritischen Punkte im weiteren Sinne zu vertiefen" und "der Gemeinschaft eine angemessene Begleitung zu gewähren", heißt in dem Dekret, das in sozialen Medien kursierte.
Die Gemeinschaft Emmanuel wurde in den 1970er-Jahren in Frankreich gegründet und ist charismatisch geprägt. Mitglieder der Gemeinschaft sind vor allem Laien, in geringerem Umfang aber auch Priester. Schwerpunkte der Spiritualität sind unter anderem die Eucharistische Anbetung und der Lobpreis. Politisch engagierte sich die Gemeinschaft unter anderem gegen die Öffnung der Ehe in Frankreich 2013. (cbr)
29.10.2025, 11 Uhr: Ergänzt um weitere Quellen.
