"Das sind nicht nur lauter Unmenschen"

Wiener Dompfarrer über Beichte: Auch Mord und Totschlag kommen vor

Veröffentlicht am 11.11.2025 um 11:25 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Die Beichte spiegele die Vielfalt des menschlichen Wesens wider, sagt der Wiener Dompfarrer Toni Faber. Man erfahre alles über menschliche Abgründe – auch ganz harte Dinge. Da gelte es auch für einen Beichtehörer, sich Unterstützung zu suchen.

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Toni Faber, Pfarrer im Wiener Stephansdom, hat nach eigener Aussage schon harte Sachen in der Beichte gehört. "Es gibt Leute, die erzählen, dass sie in Psychotherapie sind, weil sie mit ihrer pädophilen Veranlagung kämpfen – und du bist wirklich wie vom Blitz getroffen", sagte Faber am Montag der österreichischen Zeitung "Die Presse". Anlass war die Präsentation eines Elektro-Vans, mit dem Faber am Montag als "mobiler Beichtstuhl" in der österreichischen Hauptstadt unterwegs war. Mit dieser Aktion wollte er auf die tägliche Beichtmöglichkeit im Stephansdom aufmerksam machen.

"Von A bis Z" komme alles in der Beichte vor, so Faber weiter. Da er auch im Gefängnis die Beichte abnehme, sogar Mord und Totschlag. Gerade am Anfang bräuchte man als Priester Unterstützung wie Supervision, um das Gehörte zu verarbeiten. Er selbst nehme auch psychiatrische Begleitung in Anspruch und gehe ebenfalls beichten.

Bemühen, es anders zu machen

Über die Beichtenden sagte Faber: "Das sind nicht nur lauter Unmenschen." Sie spiegelten die Vielfalt des menschlichen Lebens und Versagens wider. "Aber auch das Bemühen, es anders zu machen." Eines seiner schönsten Erlebnisse sei die Beichte einer Frau gewesen, die in den Wiener Stephansdom kam. Sie sei drogensüchtig gewesen, von ihrem Vater missbraucht worden und habe als Prostituierte gearbeitet. Sie habe gesagt, dass sie ihr Leben verschwende, und sich gefragt, ob sie es nicht lieber beenden sollte. Er habe ihr zugehört, sie losgesprochen – und die Frau habe gestrahlt, so Faber.

Toni Faber (63) ist seit 28 Jahren als Dompfarrer im Wiener Stephansdom tätig. Aufgrund zahlreicher öffentlichkeitswirksamer Initiativen ist er in Österreich landesweit bekannt. (mal)