Schauspieler Harald Krassnitzer: Bin ein gläubiger Agnostiker
Der Schauspieler Harald Krassnitzer kann mit einigen Traditionen rund um Weihnachten etwas anfangen und sieht andere kritisch. Traditionen, die nicht in die Folklore abgerutscht seien, hätten ihre Berechtigung, sagte Krassnitzer der "Augsburger Allgemeinen" vom Mittwoch. Denn sie brächten die Menschen in Verbindung. "Insofern könnte man sagen: Ich bin ein gläubiger Agnostiker, der auch manchmal in die [Christ-]Mette geht, weil ihm die Stimmung gefällt."
Dagegen ist der Schauspieler nach eigenen Worten kein Freund von Weihnachtsmärkten. "Es ist ja immer dasselbe, und es geht meistens darum, dass man dort ja nicht entspannt, sondern nur auf Konsum reduziert wird", sagte Krassnitzer. Der 65-Jährige ergänzte: "Da blinkt es ein bisserl, da leuchtet und da schallt es, damit so etwas wie Stimmung entstehen soll. Aber das ist uns zu stressig. Früher waren wir auch auf diesen Märkten und dachten uns jedes Mal, jetzt fahren wir mal zu einem richtig schönen. Aber im Grunde ist es überall dasselbe." Der noch amtierende Wiener "Tatort"-Kommissar fügte hinzu, seine Familie setze sich im Advent lieber mit Nachbarn zusammen, um gemeinsam Glühwein zu trinken. "Das ist entspannender, und man merkt, wie bei den Menschen gewissermaßen das ganze Jahr rausfließt. Das mögen wir."
Gefragt nach dem Wandel der gesellschaftlichen Bedeutung von Weihnachten in den vergangenen Jahrzehnten antwortete Krassnitzer: "Als Kind hatte Weihnachten so eine überraschende Komponente, weil es geheißen hat: Da kommt jemand, der schenkt einem etwas. Und man dachte sich: Wieso kommt da jemand, den man nicht kennt, und schenkt mir etwas? Und da wären wir schon beim Kern der Geschichte: Wann fangen wir an, wertfrei zu schenken und Dinge zu tun, nicht nur, weil es die Konventionen so vorgeben?" Heute sei es ein Wettlauf, monierte der Schauspieler. "Wer macht das schönste Geschenk? Wer schenkt am meisten und das Teuerste? Das ist die Diskrepanz, die schon am sagenumwobenen Black Friday beginnt, der nur darauf abzielt, die Menschen zu noch mehr Konsum zu verführen. Meine Frau und ich haben uns das komplett abgeschminkt. Das würde uns so viel Energie kosten, so dass wir es überhaupt nicht brauchen." (tmg/KNA)
