Mainzer Bischof predigte zum Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens

Kohlgraf: Wir Bischöfe nicht mehr katholisch? Das ist Unsinn

Veröffentlicht am 08.12.2025 um 20:15 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Über sich und andere Bischöfe in Deutschland liest der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, sie seien nicht mehr katholisch. Unsinn, meint er und ruft dazu auf, das Katholische heute neu zu verstehen – mit mehr Offenheit statt Abgrenzung.

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat dazu aufgerufen, das Katholisch-sein heute neu zu verstehen und als offene, dialogbereite Haltung zu leben. Meistens werde das Evangelium jedoch auf wenige Kontroversthemen reduziert, die zu einem Kontrollkriterium für rechten Glauben würden, so Kohlgraf am Montag im Mainzer Dom. Das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens habe ihn angeregt, "darüber nachzudenken, was denn heute katholisch ist". Zugleich betonte er: "Immer wieder muss ich heute über mich und andere Bischöfe in Deutschland lesen, dass wir nicht mehr katholisch seien. Ich kann Ihnen versichern, dass dies Unsinn ist."

Manche würden das Katholisch-sein daran festmachen, dass es eine von den Themen der Zeit und den Entwicklungen unberührte Wahrheit gebe, die zu jeder Zeit unverändert verkündet werden müsse, so Kohlgraf weiter. "Den Andersdenkenden gegenüber tritt man mit dem Anspruch auf, Recht zu haben." Ebenso wandte er sich gegen ein Verständnis von katholischer Identität, das sich über Abgrenzung definiert. Katholisch sei nicht derjenige, "der den anderen die Glaubenswahrheiten und die Morallehre wie einen Lappen um die Ohren haut, sondern der versucht, den anderen Menschen zu verstehen". Die Verkündigung müsse dialogisch sein und die Lebenswirklichkeit der Menschen ernst nehmen: "Wir stehen nicht für eine abgehobene Wahrheit, sondern für einen Glauben, der sich im Alltag zeigen und niederschlagen muss."  

Angesichts neuer Strukturen und größerer pastoraler Räume rief der Bischof dazu auf, Chancen wahrzunehmen und den Horizont zu weiten. Die Kirche werde "kleiner und internationaler" werden, zugleich aber "entschiedener". Katholisch sein bedeute auch, "sich mit den eigenen Gaben einfügen in ein größeres Ganzes" und offen für die Sichtweisen anderer zu bleiben. "Für mich heißt katholisch sein auch, damit zu rechnen, dass ich nicht im Recht bin, sondern dass die Meinung eines anderen für mich notwendig ist", sagte der Bischof. (mtr)