Standpunkt

Kein Weihnachten ohne die enorme Care-Arbeit von Frauen

Veröffentlicht am 16.12.2025 um 00:01 Uhr – Von Friederike Frücht – Lesedauer: 

Bonn ‐ Weihnachten gilt als Fest der Liebe – doch für viele Frauen bedeutet es vor allem Mehrarbeit. Warum Care-Arbeit in der Familie und in der Kirche endlich anerkannt werden muss, kommentiert Friederike Frücht.

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Weihnachten rückt näher – das Fest der Liebe und des Friedens. Für viele Frauen bedeutet diese Phase jedoch vor allem zusätzliche Arbeit. Sie planen, kochen, besorgen Geschenke, lösen Konflikte in der Familie und halten sie zusammen. Vieles davon wird als selbstverständlich gesehen, doch wenig geachtet. Wie würde in vielen Familien das Weihnachtsfest aussehen, wenn die Frauen im Vorfeld nicht auch enorme Care-Arbeit leisteten?

Auch das kirchliche Leben würde ohne die ehrenamtliche Arbeit von Frauen ärmer sein. In vielen Gemeinden sind es Frauen, die Adventsfeiern vorbereiten, Krippenspiele ermöglichen, Senioren besuchen und weitere soziale Aktionen tragen. Ohne sie gäbe es kaum Gemeindepraxis, die diesen Namen verdient. Doch diese Wirklichkeit spiegelt sich in liturgischen Texten, Predigten und offiziellen kirchlichen Stellungnahmen kaum wider. Häufig wird ein traditionelles Bild von weiblicher Fürsorge gepflegt, das die Belastung verschweigt und Ungleichheit verfestigt.

Wenn die Kirche glaubwürdig von Gerechtigkeit sprechen will, muss sie die Realität der Frauen, ob in ihren eigenen Reihen oder außerhalb ernst nehmen. Care-Arbeit ist keine private Liebesgabe, sondern ein zentraler Bestandteil gesellschaftlichen Zusammenhalts. Wer die Überlastung von Frauen hinnimmt, akzeptiert auch die bekannten Folgen: ungleiche berufliche Chancen, finanzielle Abhängigkeiten und am Ende im schlimmsten Fall Altersarmut. Gerade in diesen Tagen wird sichtbar, was das ganze Jahr über kaum Beachtung findet.

Die Botschaft des Evangeliums ruft dazu auf, Menschen aufzurichten und nicht zu überfordern. Eine Kirche, die diesen Anspruch ernst nimmt, muss die Lebenswirklichkeit von Frauen benennen, ihre Leistung anerkennen und dafür sorgen, dass Verantwortung gerechter verteilt wird. Weihnachten gewinnt, wenn wir nicht nur vom Licht der Welt sprechen, sondern diejenigen sehen, die dieses Licht in die Welt tragen.

Die Autorin

Friederike Frücht leitet die Abteilung Kommunikation der kfd und ist Chefredakteurin der Mitgliederzeitschrift Junia.

Von Friederike Frücht

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.