Dominik Blum über die Sonntagsruhe

Kein Sonntags-Shopping!

Veröffentlicht am 23.10.2015 um 00:01 Uhr – Von Dominik Blum – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Dominik Blum über die Sonntagsruhe

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Heute ist Freitag. Zeit genug, fürs Wochenende einzukaufen: Kaffee und Windeln, Käse und eine gute Flasche Rotwein. Selbst in vielen ländlichen Regionen haben die Discounter heute bis 20.00 Uhr geöffnet. Und auch morgen, am Samstag, ist vielerorts Zeit bis in den frühen Abend, um in der Innenstadt die neue Winterjacke, Fußballschuhe für den Filius oder das Handy mit dem größeren Bilschirm zu besorgen. Aber bitte, bitte: Vermeiden Sie das Einkaufen am Sonntag!

Überall hängen jetzt die Plakate mit der Werbung für die verkaufsoffenen Sonntage. Als ob der Mensch im Herbst, wenn es draußen dunkler und kälter wird, nichts anderes tun könnte als zu shoppen. Gekoppelt an mehr oder weniger sinnlose Messen und Märkte dürfen Städte und Kommunen an bis zu vier Sonntagen im Jahr die Öffnung der Geschäfte am Nachmittag genehmigen. Das führt dazu, dass sonntags immer irgendwo verkaufsoffen ist. Verschiedene Plattformen im Internet finden für den shoppinginfizierten Kunden die nächste Gelegenheit im Umkreis.

Verkausoffene Sonntage nerven und sind ungesund. Wenn Sie das anders sehen, sprechen Sie doch mal mit einer der über drei Millionen Angestellten im Einzelhandel. Nicht mit den Geschäftsführerinnen und Leitern der Malls und Shoppingcenter, die von "Wohlfühlshopping" schwafeln und Umsatz meinen. Sondern mit der Mutter von zwei Kindern, die sich auch am Sonntag die Beine in den Bauch steht, damit die Kunden Socken kaufen können. Die meisten Verkäuferinnen könnten für einen ruhigen Tag mit der Familie gut auf den Sonntagszuschlag beim Lohn verzichten. Und wenn nicht, dann spricht das eher dafür, für faire Löhne zu streiten als für Ladenöffnungszeiten am Wochenende.

In Hannover hat das Verwaltungsgericht gerade zwei verkaufsoffene Sonntage gekippt, weil die Stadt zu großzügig mit der Genehmigung umgegangen war. Die City-Gemeinschaft der Einzelhändler wollte zum Beispiel einen der Shopping-Sonntage am 8. November mit Laternenumzug und Familienfest durchsetzen. Geklagt hatte dagegen die Gewerkschaft ver.di, die sich - u.a. mit den Kirchen - in der "Allianz für den freien Sonntag" engagiert. Diese Allianz zu unterstützen ist ganz einfach: Gehen Sie sonntags nicht einkaufen. Nie.

Der Autor

Dominik Blum leitet das Referat Erwachsenenseelsorge beim Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Dominik Blum