Am Dienstag starb Helmut Schmidt im Alter von 96 Jahren

Kirchen würdigen Altkanzler Schmidt

Veröffentlicht am 10.11.2015 um 16:45 Uhr – Von Björn Odendahl – Lesedauer: 
Kirchen würdigen Altkanzler Schmidt
Bild: © KNA
Tod

Bonn/Bremen ‐ Die Deutsche Bischofskonferenz bezeichnet ihn als "einen Politiker mit Weitblick und Klugheit". Für die Evangelischen Kirche in Deutschland war er ein "große Denker und kritischer Mahner". Das sind die Reaktionen zum Tod von Altkanzler Helmut Schmidt.

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"In dieser Stunde des Abschieds verneigen wir uns vor einem Bundeskanzler, der dem Glauben und der Religion mit Sympathie und Respekt begegnete", so Marx in der Kondolenz. Die Bischöfe seien dankbar für einen großen Staatsmann und würden an den Verstorbenen und seine Familienangehörigen im Gebet denken. "Der Verstorbene stand den Kirchen unseres Landes stets nahe und setzte besonders hohe Erwartungen in sie als moralische und gesellschaftliche Impulsgeber", schrieb der Erzbischof von München und Freising. "Wir sind dankbar, dass Helmut Schmidt in den vielen Jahren seines politischen Lebens immer wieder öffentlich betont hat, dass sein Wirken durch das christliche Menschenbild geprägt sei."

Auch dank des entschiedenen und persönlichen Einsatzes von Bundeskanzler Schmidt habe die Bundesrepublik Deutschland die Wirtschaftsrezession der 1970er Jahre auf insgesamt gute Weise überstanden, heißt es im Schreiben der Bischofskonferenz weiter. Existenziell und als politisch-moralisch geprägte Persönlichkeit sei der Bundeskanzler in der Zeit des RAF-Terrors gefordert worden und habe damals auch schwerwiegende Entscheidungen fällen müssen, die ihn noch viele Jahre lang belastet hätten.

Link-Tipp: Ein Staatsmann geht

Helmut Schmidt ist am Dienstagnachmittag im Alter von 96 Jahren gestorben. Von 1974 bis 1982 war er Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Vielen Deutschen galt der Hanseat als großer Staatsmann und moralische Instanz.

"Mit Freimut und der Bereitschaft auch zu Unpopulärem betrieb er eine Sicherheits- und Abrüstungspolitik, die letztlich zu großen Erfolgen führten", erinnert Kardinal Marx in der Würdigung. Das Zusammenwachsen Deutschlands als Teil eines vereinten Europas sei ihm so wichtig gewesen, dass er die "Deutsche Nationalstiftung" gründete, deren Ehrenvorsitzender er bis zu seinem Tod war. Durch die persönliche Freundschaft mit Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing verbesserte er die deutsch-französischen Beziehungen nachhaltig und trug vielgestaltig zu einer Stabilisierung Europas bei. "Helmut Schmidt suchte immer wieder den Dialog mit den Kirchen. Wir haben ihn als offenen und ehrlichen Gesprächspartner erlebt", so Marx.

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße bezeichnete den Verstorbenen als "eine der zentralen Persönlichkeiten in der Geschichte der Bundesrepublik". Auch sein Wirken für Hamburg bleibe unvergessen. Bis zuletzt habe Schmidt durch klare Worte zur politischen Meinungsbildung im Land beigetragen. "Seine Betrachtungen zum Verhältnis von politischer Verantwortung und persönlichem Glauben habe ich stets mit großem Gewinn wahrgenommen", so der seit März amtierende Erzbischof.

EKD-Ratsvorsitzender: "Großer Denker und Mahner"

Als "großen Denker und einen kritischen Mahner" hat auch der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Schmidt gewürdigt. "Wir verneigen uns mit Respekt und Hochachtung vor der Lebensleistung von Helmut Schmidt", so der Ratsvorsitzende in einem Kondolenzschreiben an die Tochter des Verstorbenen. "Über seine Zeit als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland und sein politisches Wirken hinaus hatten sein Wort und seine Stimme großes Gewicht in unserer Gesellschaft und in unserem Land", heißt es in dem Schreiben. Mit seinen Äußerungen habe Schmidt bis an sein Lebensende vielen Menschen Rat und Orientierung geboten.

"Auch wir als Evangelische in Deutschland verlieren mit Helmut Schmidt einen Mann, der seiner Kirche treu und zugleich kritisch verbunden war", schreibt Bedford-Strom. Er sei ein Christ gewesen, "der sich auch durch andere Weltanschauungen und Religionen inspirieren ließ und dennoch an seiner Zugehörigkeit zum Protestantismus festhielt". Daher blicke man mit voller Dankbarkeit auf das Leben von Helmut Schmidt," auf dem viel Segen für unser Land und unsere Gesellschaft gelegen hat". Das Schreiben schließt mit der Bitte um Gottes Trost und Segen für die Familie des verstorbenen Altkanzlers.

Von Björn Odendahl