Ostern wird in Europa sehr unterschiedlich gefeiert

Tänze, Prozessionen und stundenlange Messen

Veröffentlicht am 24.03.2016 um 13:00 Uhr – Von Margret Nußbaum – Lesedauer: 
Orthodoxe Christen feiern Ostern.
Bild: © KNA
Ostern

Bonn ‐ Die Auferstehungsmesse am Abend des Karsamstages läutet für Christen überall auf der Welt das Osterfest ein. Dennoch unterscheiden sich überall in Europa die Bräuche und Liturgien rund um Ostern. Katholisch.de stellt sie vor.

  • Teilen:

Bulgarien: Mit roten Eiern werfen

Am Schwarzen Meer werden die Eier rot gefärbt. Die Farbe steht für das Blut, das Jesus Christus vergossen hat. Die christlich-orthodoxen Bulgaren werfen die roten Eier an die Kirchenmauer und lassen das Orakel entscheiden: Wessen Ei nicht zerplatzt, der bleibt gesund und hat Erfolg.

Frankreich: Die Glocken bringen Süßes

Dass die Glocken am Gründonnerstag nach Rom fliegen und erst in der Osternacht zurückkommen, erzählen Eltern ihren Kindern auch in Deutschland. Eine Besonderheit der französischen Glocken: Sie werden vom Papst gesegnet und mit Süßigkeiten gefüllt. Den Osterhasen kennen französische Kinder nicht, dafür aber Schokoladen-Glocken mit Flügeln. Die Kinder sammeln die Süßigkeiten am Ostermontag ein. Beim feierlichen Läuten der Kirchenglocken in der Nacht zum Ostersonntag umarmen und küssen sich Gläubige in der Kirche und Passanten auf der Straße vor Freude über Jesu Auferstehung.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Griechenland: Stundenlange Messen

Sehr streng halten die orthodoxen Griechen ihre Gottesdienst-Zeremonien ein. Während der ganzen Osterwoche werden stundenlange Messen zelebriert. Eine Besonderheit: Orthodoxe Christen, feiern ihre Feste nach dem alten Julianischen Kalender. Diese fallen nur ganz selten mit denen der Westkirche zusammen, die sich nach dem Gregorianischen Kalender richtet. In diesem Jahr feiert die orthodoxe Kirche Ostern am 1. Mai. Die mitgebrachten, reichlich geschmückten Kerzen werden vor Mitternacht an der geweihten Osterflamme entzündet. Der Pope verkündet dann "Christos Anesti" – Christus ist auferstanden. Die Gemeinde antwortet "Alithos Anesti" – er ist wahrhaftig auferstanden. Es folgt eine Kerzenprozession mit lautem Jubel und Feuerwerk. Familien tragen das heilige Licht nach Hause und zünden damit eine Öllampe unter einer Ikone an. Mit dem Ruß zeichnen sie ein Kreuz über der Haustür.

Großbritannien: Arme beschenken

Eine schöne Tradition am Gründonnerstag, dem "Maundy Thursday": Mitglieder der Königsfamilie spenden Kleidung, Geld und Geschenke an Bedürftige. Bei der Zeremonie überreicht die Queen jedem Teilnehmer zwei kleine Taschen. In der roten stecken Geld für Essen und Kleidung, in der weißen je eine silberne "Maundy-Münze". Zu Ostern sammeln britische Familien Weidenkätzchen und streicheln sich gegenseitig mit den Zweigen. Das soll Glück bringen. Ein uralter keltischer Brauch in Schottland: Auf Hügeln und Bergen werden Osterfeuer entzündet. Das lodernde Feuer soll die Auferstehung Jesu Christi symbolisieren.

Irland: Herings-Begräbnis

Um die Erde am Karfreitag nicht in ihrer Ruhe zu stören, gingen irische Gläubige früher barfuß zur Kirche. Mancherorts gibt es auch heute noch einen lustigen Brauch am Ostersonntag: Heringe werden feierlich zu Grabe getragen – als Zeichen dafür, dass die Fastenzeit nun vorbei ist. Auf den Straßen werden traditionsgemäß Tanzwettbewerbe ausgetragen. Die Gewinner bekommen einen großen Kuchen, den sie mit allen Teilnehmern teilen.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Italien: Stundenlange Prozessionen

Überall im Land gibt es Prozessionen, die den Leidensweg Jesu Christi, die "via crucis", nachempfinden. In Trapani auf Sizilien zieht die Prozession am Karfreitag 20 Stunden lang ohne Unterbrechung durch die Stadt. Während der ganzen Nacht sind die Straßen eingehüllt in einen Duft von Weihrauch, Blumen und Kerzenwachs. In Rom rutschen Büßer die "Scala Santa", die heilige Stiege gegenüber dem Lateranpalast, auf Knien hoch. Es soll der Legende nach die sein, auf der Jesus zum Verhör bei Pontius Pilatus hinaufging. Im Jahr 326 soll sie von der Heiligen Helena, der Mutter des Kaisers Konstantin, von Jerusalem nach Rom gebracht worden sein.

Niederlande: Matthäus-Passion hoch im Kurs

In keinem anderen Land soll die Matthäus-Passion so beliebt sein wie in den Niederlanden. Kein Wunder, dass, dass an Ostern Tausende von Musikliebhabern in die Kirchen und Konzertsäle strömen, um das Leiden und Sterben Christi musikalisch mitzuverfolgen.

Österreich: Schutz-Eier

Wer ein Ei isst, das am Gründonnerstag gelegt wurde, dem bleibt das Glück hold. So der Volksglaube in der Alpenrepublik. Die Gründonnerstags-Eier werden Antlass-Eier genannt – abgeleitet vom mittelhochdeutschen Antlaz gleich Ablass oder Lossprechung von Sünden. Sie sollen Mensch und Vieh vor Krankheiten sowie Haus und Hof vor Brand, Blitzeinschläge, Hochwasser und Lawinen schützen.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Polen: Wilde Wasserschlachten

Am Ostersonntag bringen Familien einen Korb in die Kirche, den sie am Karsamstag mit Brot, Kuchen, bemalten Eiern, Salz und Würsten gefüllt haben. Die Gaben werden gesegnet und sollen dafür sorgen, dass in diesem Jahr niemand Hunger leiden muss. Am Ostermontag bespritzen sich Klein und Groß gegenseitig mit Wasser. "Smyngus-Dyngus" heißt diese zuweilen wilde Wasserschlacht. Der Brauch geht auf die Taufe des Prinzen Mieszko I. im Jahr 966 zurück, der das Christentum nach Polen brachte.

Russland: Messe bis zum Morgengrauen

Die Ostergottesdienste in Russland laufen immer nach dem gleichen Muster ab, etwa in der berühmtesten Kirche, der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Das Heilige Feuer wurde vorher aus der Grabkammer Jesu nach Moskau gebracht. Der weiß gekleidete Patriarch hält in jeder Hand eine Kerze mit der Flamme der Auferstehung und gibt das Licht an die Gläubigen weiter. Nach dem Ruf "Christus ist auferstanden! Christus ist wahrhaft auferstanden" kleidet sich der Patriarch in ein rotes, mit Gold besticktes Festgewand und zelebriert die feierliche Ostermesse. Wenn um Mitternacht die Glocken läuten, ziehen die Geistlichen singend mit ihren Kerzen durch die Kathedrale und dann außen um sie herum. Die Gläubigen folgen der Lichterprozession. Anschließend geht die Messe in der Kirche bis zum Morgengrauen weiter. Nach dem Osterfrühstück in den Familien ist es in Russland üblich, die verstorbenen Familienmitglieder auf dem Friedhof zu besuchen und ihnen Eier, Brot und ein wenig Bier zu bringen.

Bild: ©joserpizarro/Fotolia.com

Prozession während der "Semana Santa" - der Karwoche - im spanischen Sevilla.

Spanien: Umzug mit Büßer-Kapuzen

In der Semana Santa, der Heiligen Woche, finden in vielen Städten Spaniens feierliche Prozessionen statt. Sie sollen an den Leidensweg Jesu Christi erinnern. Fromme Bruderschaften tragen dabei große Christus-, Marien- und Heiligenfiguren durch die Straßen und singen Klagelieder. Dabei werden sie von den Nazarenos – mit Kutten und Spitzkappen bekleidete Teilnehmer – begleitet. Dieser Brauch geht auf die erste große Pestepidemie 1348 in Sevilla zurück. Damals glaubte man, sich mit den Büßer-Kapuzen vor Ansteckung schützen zu können. Manche Nazarenos tragen darüber hinaus eiserne Ketten, mit denen sie sich geißeln. Die berühmteste Prozession findet in Sevilla statt.

Von Margret Nußbaum