Monika Metternich über die AfD und den Islam

Was gehört zu Deutschland?

Veröffentlicht am 03.05.2016 um 00:01 Uhr – Von Monika Metternich – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Monika Metternich über die AfD und den Islam

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Schon, als der damalige Bundespräsident Christian Wulff sein vieldiskutiertes Bonmot formulierte, der Islam gehöre  zu Deutschland ebenso wie das Juden- und Christentum, konnte manch einer ein nervöses Zucken nicht ganz unterdrücken. Die einen, weil sie der Auffassung sind,  der Islam sei historisch nicht in Deutschland verankert und ihm deshalb fremd. Die anderen, weil Millionen von Moslems seit Jahrzehnten  in Deutschland leben und grundgesetzgemäß ihr Recht auf Religionsfreiheit wahrnehmen. Die Überbetonung einer Selbstverständlichkeit empfanden sie als kontraproduktiv in einer pluralistischen Gesellschaft.

Spätestens seit dem Parteitag der AfD in Stuttgart am vergangenen Wochenende ist das Thema wieder in aller Munde. "Der Islam gehört nicht zu Deutschland!", tönte es in deren Grundsatzprogramm.

Aber was gehört genau genommen eigentlich zu Deutschland? Der Islam "gehört" insofern zu Deutschland, als hier praktizierende Moslems leben. Ebenso, wie auch das Judentum, der Hinduismus, der Buddhismus und der Atheismus zu Deutschland "gehören". Dies eigens zu betonen, ist in etwa so sinnbringend wie die Feststellung, Hamburger, Sushi und Sachertorte "gehörten" (nicht) zu Deutschland wie Bier, Haxn und Labskaus. Was es in Deutschland gibt, "gehört" halt zu Deutschland. Auch das Christentum, obwohl es immer dünner wird. Die Behauptung "der Islam gehört nicht zu Deutschland" ist in etwa gleich unsinnig wie der Satz "Pizza gehört nicht zu Deutschland". Sinn macht er nur dann, wenn man vor hat, Pizza – oder eben den Islam - in Deutschland zu verbieten oder zu verunmöglichen. Das soll man dann aber auch klar sagen, damit jeder erkennt, wohin die Reise gehen soll.

Jede Proklamation des Ausschlusses sollte daher alle, die in Deutschland leben, ganz gleich welcher Religion oder Weltanschauung, in die Startlöcher der Wachsamkeit bewegen. Unser Grundgesetz gebietet die Religionsfreiheit. Eine Partei, die eine Religion als nicht zugehörig ausschließt, ist keine Alternative. Sie gehört zwar zu Deutschland, aber in kein Parlament.

Die Autorin

Monika Metternich ist Religionspädagogin, Schriftstellerin und Journalistin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Monika Metternich